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Re: [InetBib] Gedicht von Ludwig Thoma
- Date: Wed, 01 Jun 2011 16:11:00 +0200
- From: bere.nike@xxxxxxxxxxx
- Subject: Re: [InetBib] Gedicht von Ludwig Thoma
Hallo Frau Weinmann,
das müßte es sein (aber Vorsicht, es ist ziemlich derb) ...
Die Urheberschaft von Ludwig Thoma scheint mir allerdings nicht völlig
zweifelsfrei zu sein.
Die Gewissenserleichterung
Da Hierangel vo Pelham, habt`n net kennt
Er hat a schöns Sach hinter Dachau drent,
Den hat amal seiner Gnaden,
da Regierungsrat zum Essen eigladen.
Erstens, weil er Bürgermoasta war und no
überhaupt is er a recht a brauchbara Mo!
Also in Gotts Nam, da muass er halt,
Baleam dÈiladung a gar net gfallt,
Was kast macha, es muass halt sei,
Aber unterwegs kehrt er ei.
In an jeden Wirtshaus essen grad wia,
Isst an Kranz Würscht und trinkt ara Bier.
Es ist grad zwegn der Unterlag
Weil er koan Hunger net leiden mag.
Dea Regierungsrat, wia d`Leut sagn.
Werd net vui und nix Gscheids auftragn.
Also trinkt er beim Rappn a Mass azwoa
und frisst an Kas, wia a Ziegelstoa.
Und beim Schimmi a Mass a drei
Und beim Ziegler kehrt er a wieda ei.
Stockwürscht, Weisswürscht, gselchte Würscht
und wieda a Bier, dassn net dürscht.
D`Würscht warn alt unds Bier war neu,
Zscherst amal denkt er si nix dabei.
Aba danach, da hat
Er`s sehr gschpannt beim Regierungsrat-
D`Würscht ham si gsetzt und da Käs hat druckt
Sakra, bal er si no net buckt!
Rechts a Pfarra, des war scho zwida,
links a Pfarra, da legst di nieda,
Und alle Rät vom ganzen Distrikt!
Und an Hierangel hats halt zwickt,
Husten derf er net und beim Lacha
Kam de ganze Batterie leicht zum Kracha.
Sitzt er da, wia a Stoa,
De andern san lusti, grad er alloa
Schneidt a ganz a verzweifelts Gfries,
Weil eam scho so zwoarerlei is.
Teufi, denkta, des is a Verdruß,
wann i nur glei den ganzen Schuss
Aussiziagna kunnt, da war i froh,
Aba wia, des geht net aso,
Ziag in halt gengerscht in Gotts Nam zruck!
Sakra, wann i mi nur net buck.
Üba a Weil sagt da Regierungsrat:
Ich weiss nicht, was der Hierangel hat,
Sind Sie nicht wohl?
Na mir feit nix.
Und da hockt er da mit da gladna Bix,
Eidrupft is a, wann da da Tupfa ausschlagt,
Nacha, ös Leut, guat Nacht hab i gsagt.
Des Ding geht weita, da Hierangel nimmt
In Gotts Nam, was halt zum Essen kimmt.
Dö Leut san lusti, bloss oana alloa
Hockt ganz trauri, als wia a Stoa.
Da sagt eam da Pfarra links ins Ohr:
"Hierangel, Sie kommen mir seltsam vor,
Es drückt Sie etwas, was man gern anbringen möcht.
"O mei, Herr Pfaffa, jetz da hams recht,
dass mi was druckt, mi druckts scho a so,
Dass is überhaupt nimmer aushaltn ko.
"Nur heraus damit", sagt da Pfarra drauf
Und machen Sie Ihr Gewissen auf."/
Na, Herr Pfarra, des tua i net.
"Warum denn nicht?" Weils halt net geht.
"Es geht schon, Hierangel." Der sagt nix mehr
Und ruckt mit seim Sessel hin und her,
Es is eam diawei no minder worn
Und da Kas, der sitzt oawei weita worn
Jetzt werd da Tupa net lang mehr hebn,
No nacha guat Nacht, na könnts was erlebn!
Bal kommts eam, als ob a huastn müsst
Und Nasn beisst`n und bal a niast,
Na muass eam da Schrotschuss aussi fahrn,
Na ko a nimma mitm Pulva sparn.
Und schwitzn tuat a und a Gsicht macht a her,
Da sagt der Herr Pfarra: "Das geht nicht mehr,
Das ist nicht länger mitanzuschaun,/
Sie müssen sich offen mir anvertraun.
"Und da Pfarra sagt zum Regierungsrat:
Entschuldigen vielmals, Hierangel hat
Mir etwas zu sagen, einen Augenblick,
Wir kommen dann wieder sofort zurück.
"O bitte, das Zimmer daneben ist leer.
So, danke, nun Hierangel, kommen Sie her.
Wir gehen ins Zimmer, die Türe ist zu.
So, da haben Sie Ihre Ruh,
Jetzt sagen Sie offen, was Sie so drückt.
"Glei, sagt da Hierangel und hat si bückt
Und lasst oan fahrn, a so hats gschnallt,
Dass da Herr Pfarra and Wand ani fallt,
Und d`Fensta ham zittert und d`Stubn hat graucht.
So, sagt er, Herr Pfarra, der hats amol braucht,
Jiatzt genga ma zruck, mei Gwissen ist leicht,
An söllan hab ischo lang nimma beicht!
Mit freundlichen Grüßen,
Bernhard Welsch
Liebe Listenmitglieder,
wir haben eine Anfrage zu einem Gedicht von Ludwig Thoma vorliegen.
Der genaue Titel ist unbekannt und auch der Inhalt wurde eher vage angegeben.
Angeblich ist es im Dialekt geschrieben,
der "Hierankl"? , "Herangel", "Herankel"? ist zum Essen im Pfarramt
es drückt ihn der Wind
Kann jemand mit diesen spärlichen Daten etwas anfangen? Oder kennt das
Gedicht?
Wir haben z. B. in den Gesammelten Werken (ausgewählte Gedichte) nachgesehen,
aber nicht passendes
gefunden. Auch im Internet nicht.
Für jeden Hinweis sind wir sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Anke Weinmann
Monacensia-Bibliothek, München
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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.