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Re: [InetBib] Langzeitarchivierung: Info zu 1000-jahre haltbaren DVD's (sogenannte "M-Disk")



Moinsen -

ich kenne keine selbstgebrannte cdrom (dvd schon gar nicht), die älter
als 10 jahre geworden ist.
industriegebrannte cdroms/dvds habe eine andere (bessere) qualität und
halten m.E. länger!

Ich habe hier Backups auf Scheibe von 1998, die einwandfrei laufen,
auch jenseits der Normveränderungen, dazu viele Hörbücher als mp3,
vieles älter als 10 Jahre, die als Daten-CD gebrannt sind, die es
überwiegend noch tun; gebe aber gerne zu, dass mich das immer wieder
überrascht.
Andererseits habe ich auch einige CD-ROMs mit Aussetzern und
Schichtschäden und Verfärbungen, aber das Umkopieren war bisher noch
jedes Mal erfolgreich möglich, wenn nötig.
Einige Marken-CDs haben viel Ärger gemacht (Intenso, einige Verbatim),
während Lifetec, durch die man durchgucken kann, sich absolut bewährt
haben.

Gäbe es denn einen Unterschied zwischen Audio- und anderen CDs, wenn
sie hausgebrannt sind? Außer vielleicht, dass Audio-CDs öfter benutzt
werden?

Es gibt m.E. einen teils großen Unterschied zwischen den gewerblich
erstellten und privat gebrannten CDs, zumindest im Audio-Bereich.
Vielleicht betrifft dies nur analoge Aufnahmen.
Es ist nicht umsonst lange zumindest so gewesen, dass sich Musiker um
alte Single- und Doublespeed-Laufwerke bemüht haben - anscheinend ist
sowohl die Klangqualität als auch die Haltbarkeit bei den so erzeugten
Medien höher. Wird behauptet. Weil das langsamere Schreiben eine
geringe Datendichte und damit mehr Fehlertoleranz erzeugt oder so
ähnlich.

Und es gibt tatsächlich, und das ist eigene Erfahrung, Musik, die
nicht sauber kopiert werden kann, egal wie schnell oder langsam - ein
Versuch mit mikrotonaler Musik mit extremer Dynamik scheiterte,
zumindest in meinen Ohren, überaus kläglich - was vorher sozusagen
strahlen und laser-gerade sich erhob und in der Unendlichkeit
verschwand, wurde zu etwas, das an den oberen Enden ausfrasselte und
flackerte wie ein Grillfeuer an der Oberkante.
Das, was diese Musik ausmacht, war zerstört. Die verschiedensten
Einstellungen und Medien brachten keine besseren Resultate.

Leider kenne ich niemanden, der oder die jemals einen echten
Audio-Rohling für irgendwas benutzt hätte, weil alle immer der Meinung
waren, dass das bloße - ähem, Werbung - sei. Vielleicht hätte ich dann
ja doch eine brauchbare Kopie von der mikrotonalen Musik.

Auch habe ich bisher nicht versucht, von diesen ursprünglich analogen
Aufnahmen extrem hochwertige Digitalisierungen zu erwerben, um da noch
mal zu vergleichen.

Was das, falls, für Daten-CDs bedeutet, kann ich nicht sagen.

Seit ca. 6, 7 Jahren benutzte ich, wenn ich mal was brenne, was sehr
selten geworden ist, nur noch die deutlich teureren bedruckbare
Rohlinge, ob nun CD oder DVD(am liebsten Phillips, ohne guten Grund) -
aber nicht, um sie zu bedrucken, was an sich eine gute Idee wäre,
sondern weil die Oberseite zu jenem Zweck beschichtet ist und damit
sicherlich oder zumindest hoffentlich sowohl licht- als auch
kratzbeständiger sein sollte als die von normalen Rohlingen. (Um sie
zu bekritzeln... Außerdem nerven mich Werbeaufdrucke fast jeder Art.)
Natürlich könnte schlechte Chemie dieser Rechnung in die Quere kommen,
wie bei der frühen Audio-CD-Pest - bisher aber nicht.

Die 200GB-Seagate Barracuda SATA-Festplatte, die ich gerade mit dem
alten WIN XP drauf in den Schrank gepackt habe, hat gut 7 Jahre auf
dem Buckel und bisher keinerlei Probleme gemacht. Ich würde ihr
zutrauen, ohne Weiteres noch weitere 7 Jahre im täglichen Betrieb zu
laufen, aber sie wurde eh zu klein und hat den Ruhestand mehr als
verdient - so viele Abstürze und Stromaussetzer, wie sie ohne jeden
Mucks überstanden hat. Hoffentlich rostet da nun nichts...
Diese Pensionierung bedeutet günstigenfalls, ein mit relativ wenigen
Handgriffen lauffähiges Betriebssystem im Hintergrund zu haben, falls
WIN7 es nicht mehr tut, aber ich bin bisher sehr angetan davon. Nach
all der Zeit hat Microsoft es endlich geschafft, was wirklich
Brauchbares und Hübschen auf die Beine zu stellen!

Es gibt ja nun, und aus ganz verschiedenen Gründen, nicht so furchtbar
viele 1000-jährige Bücher, und die 100-jährigen sind meist auch schon
ganz gelb...
Muss es denn immer gleich die Ewigkeit in Stein gemeißelt sein?
Zwischen dem und Stiller Post oder Oral History gibt es ja nun doch
ein sehr weites Feld.

Schon allein der noch möglichen technischen Entwicklungen halber
sollten zumindest die teureren Versuche der Dauerspeicherung mit
Vorsicht betrachet werden. Billige Systeme/ Hardware bedeutet
flächendeckende und meist auch langdauernde Verfügbarkeit, proprietäre
Systeme sterben u.U. mit dem Hersteller aus.

Es wäre ja nett, wenn auch diese neuen Medien so lange hielten wie
Baum oder Ton, aber das Problem ist, dass man es wirklich erst
hinterher wissen kann, was im Zweifelsfallle zu spät ist... Alles
Andere muss Spekulation bleiben - auch auf der Seite der Hersteller! -
und m.E. könnte genau das eben leider auch unseriösen Versuchen das
Tor öffnen. 1000 Jahre können nicht simuliert werden, das sollte man
im Hinterkopf behalten.

Was mir Hoffnung macht, ist aber doch wiederum die Redundanz, die
durch das Netz selber erzeugt wird oder zumindest erzeugt werden
könnte. Ich schätze, Google vergisst nicht.

Es ist klar, dass elektronische Archive ein anderes Datenaufkommen
haben als Privatpersonen, dennoch bringe ich es auf ca. 4 TB allein
auf Festplatten, was u.a. darauf zurückzuführen ist, dass wichtige
Daten immer redundant gebackupt sind. Und zwar von Hand. Ich trau dem
Braten auch nach 25 Jahren noch nicht. Obwohl das eigene Gehirn sicher
vergesslicher ist als jeder funktionierende Computer.
Umkopieren ist lästig, wird aber im professionellen Bereich Pflicht
und nicht Kür sein, wenn es um dauerhafte Aufbewahrung geht, und wäre
vermutlich selbst mit CD/DVD-Systemen weitgehend zu automatisieren.
Dies könnte allerdings teuer werden.
Zu glauben, dass man damit irgendwann mal durch sein könnte, ist
Wunschdenken, so wie beim Staubwischen und Abwaschen. Aber beides hält
fit.

Dennoch: Ist eine Speicherung im Netz anstatt lokal im Hause denkbar,
und wenn ja, in welcher Weise?
Falsch angefangen, könnte dies zur Vernichtung von Redundanz führen,
und das wäre nicht so gut.
Es wäre in jedem Fall etwas gruselig - die Bibliothek, das Archiv ohne
Bestände... Kann, darf es sowas geben?

Bisher und seit vielen Jahren komme ich "as is" prima zurecht, obwohl
die Datenmengen deutlich wachsen.
Wenn ich es mir irgendwann mal leisten kann und mich endgültig der
Größenwahn überkommt, werd ich mir ein richtiges RAID-System besorgen,
vielleicht aus Leasing-Rückläufern, wo man echte Schnäppchen machen
kann.

Solche Rückläufer sind oft nur wenige Monate alt, geprüft und mit
Garantie versehen, wenn der Lieferant etwas taucht, und kosten oft nur
einen Bruchteil eines neuen Systems. Leider verkaufen die meisten
dieser Firmen nicht an Privatkunden, aber ein plietscher Sysadmin kann
daraus mit Hilfe der Verwaltung sicher was machen, mit
"Performance-Gewinn" auch für die Bibliothek.
Den neusten Gamer-Computer mit Quadcore, 64 GB-Grafikkarte und was
weiß der Geier drin brauchen eh nur Gamer.

Ein schönes Wochenende wünscht allerseits

Silke Ecks

-- 
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