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Re: [InetBib] Bild und Berlin



Hallo Liste,

ich finde nicht, dass die einzigen Informationen hierzu einzig und  
alleine aus der Bild-Zeitung kommen sollten, da sie sich in der  
Vergangenheit nun nicht als seriöses, der Wahrheit verpflichtetes  
Medium in der Medienlandschaft hervorgetan hat. Zudem die Bild-Zeitung  
ja seine eigenen Webseiten für Nutzer von iPads mit Safari sperrt.  
Kommentare auf bild.de, die dieses Vorgehen von Bild auch unter  
Zensurverdacht stellen, werden von der Bildzeitung gelöscht. Ich  
empfehle also in diesem Zusammenhang:

http://www.bildblog.de/28678/zensoren-unter-sich/

Ob dieses Sperren der Bild-Webseite nun auch wirklich so eindeutig  
eine Zensurmaßnahme, die mit China vergleichbar ist, darstellt, möchte  
ich bezweifeln. Wenn diese Bibliothek von Jugendlichen und Kindern  
besucht wird, was in einer Stadtteilbibliothek durchaus der Fall sein  
dürfte, so könnte die Sperrung auch als Jugendschutzmaßnahme  
verstanden werden. Während bei Bild-App Brustwarzen und andere  
Geschlechtsmerkmale verdeckt werden, um den moralischen Ansprüchen des  
Apple-App-Shops zu entsprechen, werden ja im www diese nicht verdeckt.

Eine Diskussion im Bibliothekswesen über Websperren in Bibliotheken  
und Jugenschutz sehe ich auch als angeraten. Der Verweis, dass heute  
keine Giftschränke mehr existieren, und früher alles verboten war, ist  
zwar hilfreich, aber auch heute ist noch nicht alles, was gesetzlich  
erlaubt ist, auch allgemein über Bibliotheken zugänglich.

Beste Grüße

M. Schnöpf
Am 12.03.2011 um 23:07 schrieb Karl Dietz:

2011/3/11 Hermann Roesch <Hermann.Roesch@xxxxxxxxxxx>:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in dem Artikel auf bild.de wird behauptet, die Bibliothek in
Berlin-Steglitz setze eine Filtersoftware auf öffentlichen Rechnern  
ein,
die nur Erwachsenen zugänglich seien und durch die u.a. der Zugang  
zum
online Angebot der Bild-Zeitung unterbunden werde. Wenn diese  
Aussagen
des Bildjournalisten zutreffen sollten (!),

... dann könnten leute aus berlin-steglitz, dies hier kommentieren,
bestätigen, dementieren, .... -- fände ich angemessen.

liegt in der Praxis der
Stadtbibliothek  ein eindeutiger Verstoß gegen die "Ethischen  
Grundsätze
der Bibliotheks- und Informationsberufe" vor, die 2007 von BID
entwickelt worden sind. Dort heißt es:

Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung und für den freien  
Fluss
von Informationen ein sowie für die Existenz von Bibliotheken und
Informationseinrichtungen als Garanten des ungehinderten Zugangs zu
Informationsressourcen aller Art in unserer demokratischen
Gesellschaft. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab.

Quelle:
http://www.bideutschland.de/download/file/allgemein/EthikundInformation.pdf

Dieses Beispiel deutet darauf hin, dass es dringend notwendig zu sein
scheint, über den Einsatz von Filtersoftware in Bibliotheken  
öffentlich
und gründlich nachzudenken und Empfehlungen zu entwickeln.

s.a.

Über "Schmutz und Schund" in Bibliotheken

Im bibliothekarischen Alltag bewegen wir uns immer an der Grenze
zwischen Auswahl und Zensur, im Spannungsfeld von Bildungsanspruch und
Entlehnzahlen. Die bibliothekarische (Be-)Wertung verschiedener Genres
oder Medientypen und der literarische Anspruch verändern sich aber mit
der Zeit: Thekenbibliotheken, in denen die BibliothekarInnen
bestimmten, was den LeserInnen zumutbar sei, gehören der Vergangenheit
an. Science Fiction-Literatur, Comics und Computerspiele galten lange
Zeit als nicht sammelwürdig, sind heute aber aus dem Bestand vieler
Bibliotheken nicht wegzudenken. Der Umgang mit erotischer Literatur
aus dem "Giftschrank" wurde früher nur verheirateten, moralisch
gefestigten Bibliothekaren fortgeschrittenen Alters zugemutet.

Folgende Dokumente sind dazu verfügbar: Heimo Gruber: "Giftschrank
oder Freihand?"(Tagungsbericht [78 KB])PDF

http://www.bvoe.at/~kribibi/themen/giftschrank/


via www

In Inetbib immerhin ist eine entsprechende Debatte ja schon einmal
ansatzweise geführt worden.

Beste Grüße

Hermann Rösch



tnx

Am 11.03.2011 11:54, schrieb Christian Matz:

http://www.bild.de/BILD/regional/berlin/aktuell/2011/03/11/stadtbibliothek-sperrt-bild-de/zensur-wie-in-china.html

... falls schon bekannt, sorry ...

tnx



--
Prof. Dr. Hermann Rösch

Institut für Informationswissenschaft / Institute for Information  
Science
Fachhochschule Köln / Cologne University of Applied Sciences

URL:     http://www.fbi.fh-koeln.de/institut/personen/roesch/roesch.php


--
http://www.inetbib.de


und auch klar: aktuell bewegt ein anderes thema die welt. mfg, karl  
dietz

-- 
http://www.inetbib.de

-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.