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[InetBib] FW: Lutz Hachmeister und andere wollen ihren Doktortitel ruhen lassen, solange Guttenberg...
- Date: Thu, 24 Feb 2011 21:07:28 +0100
- From: "Kay Heiligenhaus" <kay.heiligenhaus@xxxxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] FW: Lutz Hachmeister und andere wollen ihren Doktortitel ruhen lassen, solange Guttenberg...
Liebe Inetbibler,
das lief gerade über Archivalia. Ich kann nur sagen, da schmeiße ich meinen
läppischen M.A. mit in den Ring.
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus
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Feed: Archivalia
Posted on: Thursday, February 24, 2011 7:17 PM
Author: KlausGraf
Subject: Lutz Hachmeister und andere wollen ihren Doktortitel ruhen lassen,
solange Guttenberg...
Lutz Hachmeister, Medienhistoriker und Filmemacher, hat eine Stellungnahme zum
Guttenberg-Plagiat verfasst, die wir hier mit der Bitte um weitere
Unterstützung veröffentlichen. Hachmeister, ehemals Leiter des
Grimme-Instituts, promovierte 1986 an der Universität Münster und wurde 1999
von der Universität Dortmund habilitiert.
22.02.2011 |
Wir halten nicht allzu viel von akademischen Ritualen. Die Lage an den
deutschen Hochschulen mit ihren Bologna-Prozessen, Exzellenz-Clustern und
Modulpunkten ist beklagenswert.
Gerade deshalb sollte es wissenschaftliche Mindeststandards geben, die für alle
gelten. Die Idee einer universellen scientific community, mit ihren Regeln der
Überprüfbarkeit und Originalität, Kritik und Präzision, ist ein hohes Gut.
Diese Regeln mussten lange Zeit gegen religiösen Wahn und staatliche Pressionen
durchgesetzt werden. Sie sind in vielen Ländern der Erde noch immer nicht
selbstverständlich. Bei den Plagiaten des derzeitigen
Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich gezeigt, dass
ein gewichtiger Teil der politischen Klasse in Deutschland die Bedeutung
intellektueller Leistung gering schätzt.
Karl-Theodor zu Guttenberg hat wissentlich eine akademische
Qualifikationsarbeit vorgelegt, die sich in erheblichem Umfang auf fremdes
geistiges Eigentum stützt, ohne dieses kenntlich zu machen. Daran besteht nach
Faktenlage kein Zweifel mehr. Die wesentliche Leistung des Promovenden bestand
in einer bunten Textkompilation, deren Methodik den Betreuern der Arbeit
offenbar seinerzeit nicht aufgefallen ist. Eine solche Ansammlung von Plagiaten
war tolldreist, ihre Ableugnung war bizarr. Der Verteidigungsminister ist nur
durch die im Internet und von der Presse versammelten Beweise dazu gebracht
worden, nach längerem Leugnen und Abstreiten seinen Doktortitel ?auf Dauer
nicht mehr zu führen?. Noch interessanter ist, wie sehr sich der Minister beim
Ableugnen der Fakten und beim Werfen von Nebelkerzen auf die unbedingte
Solidarität seiner politischen Freunde verlassen konnte, bis hin zur
Bundeskanzlerin. Wie will eine Bundesregierung überhaupt noch bildungspolitisch
verantwortlich handeln, wenn sie vorsätzliche akademische Täuschung zum
Kavaliersdelikt erklärt? Wie wollen Universitäten ihre Studenten zur
?Exzellenz? motivieren, wenn ein plagiiertes Traktat ohne Konsequenzen mit
?summa cum laude? bewertet werden kann?
Angesichts dieser Faktenlage ist die Unterstützung des Plagiators durch Teile
von Politik und Journalismus nur macht- und medienpsychologisch zu erklären.
Wer sich aber wirklich um Karl-Theodor zu Guttenberg sorgt, der entbietet ihm
keine politische Nibelungentreue, sondern kümmert sich in dieser schwierigen
Situation um persönlichen und psychologischen Rat.
Wir klagen niemanden an. Wir kennen die biblischen Bezüge von Splittern und
Balken im Auge, von Heuchlern und selbstgerechten Richtern. Aber um für die
Wissenschaft und die intellektuelle Würde zu retten, was zu retten ist, werden
wir unseren Doktortitel solange nicht führen, solange Freiherr zu Guttenberg
noch als Minister dieses Land vertritt.
Lutz Hachmeister
Mitunterzeichner:
Hanna Leitgeb, Robin Meyer-Lucht, Leonard Novy, Markus Oetting
Quelle:
http://carta.info/38447/ein-akademischer-faelscher-kann-kein-minister-bleiben-ein-aufruf/
http://www.klaus-baum.info/2011/02/22/ein-akademischer-falscher-kann-kein-minister-bleiben-ein-aufruf-von-lutz-hachmeister/
Interview mit Hachmeister (Audio)
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/02/24/drk_20110224_1608_e6d09a76.mp3
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http://archiv.twoday.net/stories/14651102/
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