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Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare
- Date: Tue, 29 Jun 2010 16:05:23 +0200
- From: Peter Mulzer <mulzerbooks@xxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare
Guten Tag,
mein Unmut gegenüber gewissen Verlagspraktiken im Bibliotheksbereich ist
zu erläutern. Ich bin aufgefordert worden, ein praktisches Beispiel für
meine Behauptung zu bringen. - Für den Antiquar wirklich nützlich, vor
allem zur Einschätzung weniger geläufiger Autoren der Goethezeit, mit
mehreren exzellenten Registern, ist das folgende Werk:
Briefe von und an Joachim Heinrich Campe, herausgegeben, eingeleitet und
kommentiert von Hanno Schmitt, Anke Lindemann-Stark und Christophe
Losfeld. (hier:) Bd. 2: Briefe von 1789-1814. Wiesbaden 2007. 840 S.
Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008
ISBN-10 3447056827
ISBN-13 9783447056823
Gebunden, 840 Seiten, 118,00 EUR
Der erste Band erschien etliche Jahre früher noch in DM-Zeiten. Es soll
uns hier nur um den zweiten Band gehen.
Die Uni Potsdam ist auf ihrer Webseite erfreulich auskunftsfreudig, und
so finden wir rasch die Bestätigung unseres Finanzierungsverdachts. Wir
lesen: " Briefe von und an Joachim Heinrich Campe. Edition der Briefe
zwischen 1789 und 1814. ***DFG-Bewilligung für 2 1/2 Jahre;
abgeschlossen*** "
Dieses Buch ist also das Ergebnis einer massiven, großzügigen
öffentlichen Finanzierung, es sei denn, die DFG wäre inzwischen zu einem
knauserigen Druckkostenzuschußbüro geworden. Zu meinen Zeiten jedenfalls
träumte man von DFG-Finanzierungen.
Um mit diesem öffentlich finanzierten zweibändigen Werk arbeiten zu
können, muß der Antiquar über 200 Euro auf den Tisch legen.
Ich bringe dieses Beispiel, weil hier nicht die Einrede gelten kann, es
gehöre nicht zu den Aufgaben eines Bibliotheksfachmanns,
wissenschaftliche Aufsätze zu verfassen. Hier haben wir tatsächlich die
Vernutzung öffentlich bezahlter Forschung durch private Verleger in
Reinkultur.
Daß die Pädagogische Bibliothek in Potsdam auch anders kann, zeigt ihre
pfiffig und großzügig ins Netz gestellte - ganz ähnliche - Unternehmung
"Gesamtausgabe der Briefe Friedrich Fröbels, herausgegeben von Prof. Dr.
Helmut Heiland".
Warum nicht immer so?
Freundlichen Gruß von
Peter Mulzer in Freiburg
--
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