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Re: [InetBib] NATURE Preiserhöhungen



Sehr geehrter Herr Kämper,

das Problem betrifft ja nicht nur die University of California. Es
betrifft seit Jahrzehnten mehr oder minder (je nach Preisnachlässen) alle
Wissenschaftlichen Bibliotheken dieser Welt. Insofern sollten diese auch
weiterhin adäquat in Richtung OAI reagieren. Es geht aso nur um die
Nutzung des Preisschubs in die notwendige Richtung. Wie oft muessen sich
Bibliotheken bei Abbestellungen anhoeren, diese oder jene Zeitschrift ist
unverzichtbar, so dass die Verlage der Spitzenzeitschriften geradezu jede
Preissteigerung durchsetzen koennen. Wenn dann noch jeder Wissenschaftler 
glaubt zu wissen, dass ein hoher Impact Factor ein Zeichen für
unverzichtbare Qualität ist, sind so absurde Preiserhöhungen wie bei NPG
geradzu vorprogrammiert.

Die Universitäten und Projektgeldverteiler müssen damit aufhören so zu
tun, als wäre ein Wissenschaftler nur exzellent, wenn er eine Publikation
in Nature, Science etc. untergebracht hat. Hier liegt die eigentliche
Krux.

Ich habe bereits 1981 (DFW 29 S.69-70) und 1982 (DFW 30 S.17-19) darauf
hingewiesen, dass wir einerseits jährliche Preissteigerungen von rund 5%
hatten und andererseits nicht daran vorbei kamen, die wichtigsten
Zeitschriften des SCI zu kaufen. Heute haben wir aber mit OAI und der
Digtialen Bibliothek Alternativen die es zu fördern gilt.

Das eigentliche Problem dahinter ist: es wird in der Wissenschaft
inzwischen zu wenig wirklich genau gelesen und damit Qualität zu selten
als solche klar erkannt. Man überfliegt, "browsed" oder "screent" highly
cited publications (wie in der Unterhaltungsliteratur die Bestseller) nur
um mitreden zu können, und verwechselt das mit Qualität. Das erkennt man
schon daran, dass sich heute kaum noch jemand traut Schund als solchen zu 
bezeichnen, wie ich in meinem vorletzten Buch (das letzte war ein
Bibliothekskinderbuch ;-) deutlich zu machen versucht habe. (Man muss in
Google nur Informationsflut und Schund eingeben ;-)

MfG

W. Umstätter


Die UC gibt derzeit $300.000 pro Jahr für die lizenzierten 67
NPG-Zeitschriften aus, die NPG hat mitgeteilt, sie wolle künftig knapp
das vierfache kassieren.

Frage: was denken Sie, wieviel Geld müsste/sollte die University of
California pro Jahr ausgeben, um die 880 Aufsätze pro Jahr, die sie
jetzt über die NPG veröffentlichen, in Konsequenz eines Boykotts mit
peer Review und natürlich in möglichst renommierten anderen
Zeitschriften Open Access zu publizieren? (Der billigste Weg wäre
natürlich 100% grün - anderswo veröffentlichen (ohne APCs zu zahlen) und
selbstarchivieren.)

B.-C. Kämper, UB Stuttgart

Walther Umstaetter schrieb:
Im Prinzip kann und muss man solche Preissteigerugen nutzen um Open
Access
noch rascher zum Durchbruch zu verhelfen. Da ist es aus Bibliothekssicht
also keine gute Idee die Preise der Zeitschriften von den Impact Factors
(IF) abhängig zu machen.

Zitationsraten haben bekanntlich weniger mit Qualität als mit Reklame zu
tun. Das kann man schon daran erkennen, dass im Science Citation Index
die
Zahl der Referenzen über die Jahrzehnte hinweg massiv angewachsen sind
und
die IF damit kontinuierlich anstiegen. Abgesehen davon, dass
Zeitschriftenherausgeber ja ohnehin längst wissen, dass Bibliotheken
große
Schwierigkeiten haben Zeitschriften mit hohen Zitationsraten (der IF ist
weit weniger wichtig) abzubestellen.

Sehr viel hilfreicher dürfte da wirklich ein Boykott der Art sein, dass
Autoren noch stärker als bisher die Open Access Entwicklung fördern. Das
funktioniert natürlich nur, wenn die geradezu unsinnige Begeisterung für
hohe IF wieder in gesunde Betrachtungsebenen gebracht wird.

Die Qualität eines guten Aufsatzes kann nur durch kritisches Lesen
festgestellt werden, nicht durch Zitationsraten. Dass der SCI trotzdem
das
wichtigste szientometrische Hilfsmittel der Geschichte war, hat ganz
andere kausale Hintergründe und bedurfte immer einer ausreichenden
Sachkenntnis derer, die damit umzugehen verstanden.

MfG

W. Umstätter



Im Nachtrag zu
http://www.zugang-zum-wissen.de/journal/archives/158-Universitaet-von-Californien-gegen-400-Prozent-Preissteigerung-von-Nature.html
habe ich die Link-Hinweise von Herrn Mueller nachgetragen und die
genannten Quellen exzerpiert (ohne die hitzigen emotionalen Teile).

Kern ist:
"Die Strategie von UC jedenfalls, die Beiträge aus der UC in
Zeitschriften
der NPG mit ihrem Beitrag zur Attraktivität und Qualität der NPG
Zeitschriften dieser in Rechnung zu stellen, könnte für alle
wissenschaftlichen Institutionen interessant sein.
Im Effekt sollte sich dann der Preis einer Zeitschrift als Resultat
einer
gemeinsamen Verantwortung von Autoren-Institutionen und Verlag ergeben
(etwa dem Konzept von SCOAP3 entsprechend). "
und
"Interessant ist der Gedanke von NPG, man könnte vielleicht die
Lizenzgebühr an die Zahl der lokalen Zitationen zu Nature Zeitschriften
koppeln, als Maß für den Wert einer Zeitschrift für eine Institution."

Mit freundlichen Gruessen Eberhard R. Hilf

.................................................
Eberhard R. Hilf, Dr. Prof.
Geschaeftsfuehrer (CEO)
Institute for Science Networking Oldenburg GmbH
an der Carl von Ossietzky Universitaet
Ammerlaender Heerstr.121, D-26129 Oldenburg
ISN-Home: http://www.isn-oldenburg.de/
Homepage: http://isn-oldenburg.de/~hilf
E-Mail  : hilf@xxxxxxxxxxxxxxxx
Tel     : +49-441-798-2884
Fax     : +49-441-798-5851
ISN ist unter HRB5017 im Handelsregister beim
Amtsgericht Oldenburg (Oldb.) eingetragen.
USt-ID  : DE220045733
.........................
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an die EU: http://www.ec-petition.eu
- Blog zu Open Access: http://www.zugang-zum-wissen.de/journal
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- Buendnis  Urheberrecht fuer Bildung und Wissenschaft
    http://www.urheberrechtsbuendnis.de--
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