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Re: [InetBib] Wikipedia als Goldesel?
- Date: Mon, 22 Feb 2010 08:55:00 +0100
- From: Philipp Gahn <gahn.pth@xxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Wikipedia als Goldesel?
Lieber Herr Allers,
Sie mahnen zurecht die Auseinandersetzung in der Sache an. Aber ist die denn
schon erfolgt?
M.E. wurde der wesentliche Punkt, der WP für den wissenschaftlichen Gebrauch
problematisch macht, noch kaum berührt. D.i. nicht nur das Prinzip der nicht
namentlichen Zeichnung, sondern idealiter der kollektiven Verfasserschaft. Hier
wird ein Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens, das da lautet: jeder ist
für den Mist, den er verzapft hat, auch selbst verantworlich, nicht nur
negiert, sondern geradezu umgekehrt. Denn, so ich Fehler in einem WP-Artikel
entdecke, bin ich sogleich aufgerufen, diesen zu verbessern und ich vergehe
mich sozusagen an der Community, wenn ich das nicht tue.
Natürlich entfällt die Namenszeichnung auch bei anderen Enzyklopädien. Aber
Fehler, die sich in diesen finden, fallen auf den Verlag oder auf die Redaktion
zurück. Der Satz: An dieser oder jener Stelle irre der Brockhaus, ist eine
sinnvolle Redeweise, obwohl natürlich nicht jerder einzelne Mitarbeiter des
Verlages mit dem Fehler im Lexikoneintrag konform gehen muss oder gar den
Fehler verursacht hat.
Aber Redaktion und Verlag repräsentieren das Unternehmen insgesamt und stehen
deshalb auch für Fehler ein. Auf die WP gewendet ist eine solche Aussage nicht
sonnvoll, weil hier niemand für Fehler einsteht.
Demgegenüber ist es nachrangig, ob WP-Artikel besser oder gleichwertig sind im
Vergleich zu anderen Nachschlagewerken. Das WP-Prinzip scheint mir
korrumpierend für die Wissenschaft.
Dass es die Möglichkeit gibt, die Autorschaft eines Artikels oder gewisser
Texteile zurückzuverfolgen, ändert m.E. daran nichts. Denn 1. hat das, wie
bereits bemerkt wurde, seine Grenzen und 2. ist nicht einzusehen, warum man
einen Grundkurs "Philologische Edition" belegt haben muss, um einen simplen
Lexikonartikel zu zitieren. Ein Student, der seinem Dozenten eine Hausarbeit
mit den Worten übergäbe: "Die an sich ja nicht wichtigen Zitate und
Literaturangaben finden Sie gut versteckt in der kleinen Tasche, die ich auf
die Rückseite des Einbanddeckels geklebt habe", würde wahrscheilich nicht nur
einen fragenden Blick ernten, sondern sogleich die Arbeit zurückerhalten.
Beste Grüße
Philipp Gahn
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Heinrich Allers
Gesendet: Samstag, 20. Februar 2010 23:42
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Wikipedia als Goldesel?
Manfred Nottebrock meinte:
Es ist befremdlich, dass auf die abwegigen Einlassungen eines
fundamentalistisch angehauchten "Querdenkers" hier so ausführlich
eingegangen wird. ...
Mir scheint, daß "befremdlich" hier das falsche Wort ist. Stattdessen wäre
vielleicht das Wort "erhellend"
passend: der Ablauf der Diskussion ließ doch die Abwegigkeit der Positionen von
Herrn Röhler
zunehmend klarer erkennen! Gut, der Google-Zugriff auf biographische Details
von Herrn Röhler macht
nun einiges verständlicher und hätte eher zu einer angemessenen Einschätzung
seiner Einlassungen
geführt, aber ich meine, daß es _für_ die Diskussionskultur in INETBIB spricht,
daß die Disqualifikation
von Andreas Röhler nicht via biographischer Recherche erfolgte, sondern auf dem
Wege der
Auseinandersetzung in der Sache.
Mit besten Grüßen von
Heinrich Allers
allers@xxxxxxxxxxx * http://www.h-allers.de
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