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Re: [InetBib] Wikipedia als Goldesel?



Lieber Herr Allers,

Sie mahnen zurecht die Auseinandersetzung in der Sache an. Aber ist die denn 
schon erfolgt?
M.E. wurde der wesentliche Punkt, der WP für den wissenschaftlichen Gebrauch 
problematisch macht, noch kaum berührt. D.i. nicht nur das Prinzip der nicht 
namentlichen Zeichnung, sondern idealiter der kollektiven Verfasserschaft. Hier 
wird ein Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens, das da lautet: jeder ist 
für den Mist, den er verzapft hat, auch selbst verantworlich, nicht nur 
negiert, sondern geradezu umgekehrt. Denn, so ich Fehler in einem WP-Artikel 
entdecke, bin ich sogleich aufgerufen, diesen zu verbessern und ich vergehe 
mich sozusagen an der Community, wenn ich das nicht tue.

Natürlich entfällt die Namenszeichnung auch bei anderen Enzyklopädien. Aber 
Fehler, die sich in diesen finden, fallen auf den Verlag oder auf die Redaktion 
zurück. Der Satz: An dieser oder jener Stelle irre der Brockhaus, ist eine 
sinnvolle Redeweise, obwohl natürlich nicht jerder einzelne Mitarbeiter des 
Verlages mit dem Fehler im Lexikoneintrag konform gehen muss oder gar den 
Fehler verursacht hat.
Aber Redaktion und Verlag repräsentieren das Unternehmen insgesamt und stehen 
deshalb auch für Fehler ein. Auf die WP gewendet ist eine solche Aussage nicht 
sonnvoll, weil hier niemand für Fehler einsteht.
Demgegenüber ist es nachrangig, ob WP-Artikel besser oder gleichwertig sind im 
Vergleich zu anderen Nachschlagewerken. Das WP-Prinzip scheint mir 
korrumpierend für die Wissenschaft.

Dass es die Möglichkeit gibt, die Autorschaft eines Artikels oder gewisser 
Texteile zurückzuverfolgen, ändert m.E. daran nichts. Denn 1. hat das, wie 
bereits bemerkt wurde, seine Grenzen und 2. ist nicht einzusehen, warum man 
einen Grundkurs "Philologische Edition" belegt haben muss, um einen simplen 
Lexikonartikel zu zitieren. Ein Student, der seinem Dozenten eine Hausarbeit 
mit den Worten übergäbe: "Die an sich ja nicht wichtigen Zitate und 
Literaturangaben finden Sie gut versteckt in der kleinen Tasche, die ich auf 
die Rückseite des Einbanddeckels geklebt habe", würde wahrscheilich nicht nur 
einen fragenden Blick ernten, sondern sogleich die Arbeit zurückerhalten.

Beste Grüße

Philipp Gahn 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx 
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Heinrich Allers
Gesendet: Samstag, 20. Februar 2010 23:42
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Wikipedia als Goldesel?


Manfred Nottebrock meinte:

Es ist befremdlich, dass auf die abwegigen Einlassungen eines
fundamentalistisch angehauchten "Querdenkers" hier so ausführlich  
eingegangen wird. ...

Mir scheint, daß "befremdlich" hier das falsche Wort ist. Stattdessen wäre 
vielleicht das Wort "erhellend" 
passend: der Ablauf der Diskussion ließ doch die Abwegigkeit der Positionen von 
Herrn Röhler 
zunehmend klarer erkennen! Gut, der Google-Zugriff auf biographische Details 
von Herrn Röhler macht 
nun einiges verständlicher und hätte eher zu einer angemessenen Einschätzung 
seiner Einlassungen 
geführt, aber ich meine, daß es _für_ die Diskussionskultur in INETBIB spricht, 
daß die Disqualifikation 
von Andreas Röhler nicht via biographischer Recherche erfolgte, sondern auf dem 
Wege der 
Auseinandersetzung in der Sache.

Mit besten Grüßen von

Heinrich Allers

allers@xxxxxxxxxxx * http://www.h-allers.de
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Bitácora: http://heinrich-erlo-spa.blogspot.com/

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