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[InetBib] WG: Re: Ottobeuren



Herr Graf nennt dankenswerterweise u.a. einige Beispiele, an die auch ich 
dachte: Die Liste lässt sich vermehren. Spontan fallen mir z.B. die 
Zisterzienserinnen von Marienthal ein. Und ist es nicht legitim in diesem 
Zusammenhang an den wohl singulären Fall von St. Blasien zu erinnern, wo ein 
Schwarzwälder Kloster samt etlichen Bibliotheksbeständen 1809 in das 
aufgelassene St. Paul in Kärnten umzog?   S. 
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/stpaul/allg.htm. Auf der diesjährigen gemeinsamen 
Jahrestagung von AKThB und VkwB (http://www.akthb.de/2009_jahrestagung.html) 
konnten die Teilnehmer das Franziskanerkloster im Unterfränkischen Dettelbach 
besichtigen. Auch das eines der sog. Aussterbeklöster, die die Säkularisation 
überlebten und die über einen großen und nicht beachtlichen Altbestand 
verfügen; weswegen man Herrn Grafs vorsichtige Formulierung bezüglich der 
Größenschätzung nur unterstützen kann.
Keine Frage: dass sich der Bestand einer so alten und bedeutenden Bibliothek 
wie der von Ottobeuren erhalten hat, ist ein Glücksfall. Aber die Geschichte 
der Säkularisation ist zu vielfältig und im Detail keineswegs befriedigend 
aufgearbeitet, als dass man Superlative ohne Einschränkung gebrauchen sollte.
Philipp Gahn
 
 -----Original Message-----
From: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Date: Tue, 28 Jul 2009 18:41:02 +0200
Subject: Re: [InetBib] Ottobeuren


On Tue, 28 Jul 2009 16:52:58 +0200
 "Mathis Holzbach" <m.holzbach@xxxxxxx> wrote:
Ich gebe zu, dass ich mich etwas unglücklich ausgedrückt
habe. Ich bin vom Bestand ausgegangen. Ich versuche mich
zu korrigieren:  Bei allem Respekt, Herr Dr. Gahn, die
Klosterbibliothek Ottobeuren ist wohl die einzige
deutsche Klosterbibliothek, die noch über
Originalbestände (!) verfügt. Es handelt sich hier um
einen historischen Glücksfall.

Selbst das ist krass unzutreffend. Ottobeuren ist
moeglicherweise das aelteste Kloster (764 gegruendet!), das
in seiner Klosterbibliothek noch vor der Saekularisation
bzw. im Mittelalter entstandene Bestaende verwahrt. Im Fall
von Ottobeuren gilt es noch zu beachten, dass es zwischen
1802 und 1835 aufgeloest, also rechtlich nichtexistent war.

Wiederbesiedelte Kloester wie Maria Laach oder Neresheim
verwahren selbstverstaendlich in ihren Bibliotheken
ebenfalls Bibliotheksgut des frueheren Klosters.

Es gibt eine ganze Reihe von Kloestern mit
Klosterbibliotheken, die die Saekularisation ueberstanden
haben. Ich nenne nur (da Teile der Bibliothek via
Nationallizenz via Belser Verlag online zugaenglich sind)
die Benediktinerinnen von St. Walburg:

http://www.bistum-eichstaett.de/abtei-st-walburg/bibliothek/

"In der Säkularisation (1806-1835) konnten die Nonnen ihre
Bücher im Schutze der Klausur bewahren, so dass sich ein
historischer Bestand von 5206 Titeln in 5238 Bänden aus dem
16. bis 19. Jahrhundert erhalten hat. Der Wert dieser
Bibliothek liegt in der seltenen Geschlossenheit, an der
sich repräsentativ die Lesegewohnheiten dieses bayerischen
Benediktinerinnenklosters - mit Schwerpunkt auf dem 18.
Jahrhundert - ablesen lassen."

Wem das zu bayerisch ist, kann sich an die
Zisterzienserinnen von Lichtenthal (Baden-Baden) oder von
Marienstern in Sachsen erinnern:
http://www.akthb.de/neue_mitglieder_2000.html

Denkbar ist, dass Ottobeuren von den noch bestehenden
Kloestern die groesste Bibliothek besitzt ("besitzt" ist
insoweit durchaus rechtstechnisch gemeint, da das Eigentum
ueberwiegend dem Freistaat Bayern zusteht!) bzw. die
Bibliothek mit dem groessten traditionell am Ort vor 1802
erwachsenen Bestand. Mit insgesamt gut 14.000 Baenden
historischem Altbestand ist sie aber weissgott nicht
gewaltig zu nennen.

http://134.76.163.162/fabian?Bibliotheca_Ottenburana

Klaus Graf

 

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