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Re: [InetBib] Bing ist online



Liebe Liste, lieber Herr Wolf,

dann will ich mich doch auch mal etwas in die Diskussion einmischen.   
Erstmal zu Ihrem Beispiel, die Suche nach nach dem Gedicht "Der kleine
Buchstabe Pi". Wenn ich danach bei MetaGer suche, dann finde ich es
ebenfalls auf Platz 1.

ABER ich glaube, darum geht es hier gar nicht: man kann fuer JEDE
Suchmaschine Beispiele finden, die voellig daneben gehen, oder die prima
treffen. Die grossen Suchmaschinen unterscheiden sich diesbezueglich da
kaum noch. Ich erinnere mich dazu beispielsweise auch an einen Vortrag
von Prof. Lewandowski, wo er das am Vergleich Yahoo-Google zeigte.

Die grosse "Schlacht um die Marktanteile" wird nicht mehr durch
Qualitaet, sondern  durch die MARKE entschieden. Es gibt dazu einen
netten Text, der tief in die Psyche der User blicken laesst:
http://www.searchcowboys.com/google/619

Sinngemaess steht dort, dass User die Ergebnisse einer Suchmaschine   
dann fuer gut befinden, wenn das Label von Google darauf steht. Und das
selbst dann, wenn die Ergebnisse gar nicht von Google stammen.

D.h. wenn es Microsoft gelingt (wodurch auch immer) diese Art
"emotionaler Bindung" neuer User-Schichten zu gewinnen, dann hat Bing
die Chance wesentliche Marktanteile zu gewinnen.

Mit den besten Gruessen,
Wolfgang Sander-Beuermann
-- 
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann        Tel.: 0511-762-4383
Projektleiter Suchmaschinenlabor     http://metager.de/suma.html
Regionales Rechenzentrum fuer Niedersachsen (RRZN), Univ.Hannover





On Tue, Jun 02, 2009 at 05:25:31PM +0200, Sebastian Wolf wrote:
Hallo liebe Liste,

Till Kinstler schrieb:

Sind (exakte) Trefferzahlen überhaupt wichtig? Ist (zumindest bei 
gängigen Literatursuchen) nicht die Sortierung der - wie auch immer 

Sicher, aber es wäre schon gut zu wissen, wie viele Treffer die
Suchmaschine ungefähr findet und wie viele Seiten ungefähr indexiert
sind. Schließlich will Bing eine Universalsuchmaschine wie Google oder 
Yahoo sein und da möchte ich schon wissen, ob 2 Mrd. oder 200 Mrd. 
Seiten durchsucht werden.

Von der Relevanz her scheint Bing gegenüber Google jedenfalls noch weit
hinterherzuhinken. Neben den im Thread schon genannten Beispielen hier 
noch ein Beispiel. Die Suche nach dem Gedicht "Der kleine Buchstabe Pi" 
von Kurt Tucholsky liefert bei der Suche nach *tucholsky pi* in Google 
das gesuchte Gedicht auf Platz 1:
http://www.google.de/search?hl=de&q=tucholsky+pi&btnG=Suche&meta=

Das ist eigentlich auch zu erwarten, denn beide Wörter kommen im 
Seitentitel vor. Bei Bing suche ich dagegen vergeblich. Auf Platz 1 
erhalte ich das Gedicht zur Finanzkrise, was fälschlicherweise Tucholsky 
zugeordnet wurde. Bei den weiteren Treffern kommt "pi" mal in
der URL, mal irgendwo im Text vor. Aber der gesuchte Text (der das Wort 
im Seitentitel hat) taucht nicht auf. Nicht einmal die Suche *tucholsky 
der kleine buchstabe pi* bringt den Treffer unter den Top 50. Erst eine
exakte Suche nach
tucholsky "der kleine buchstabe pi"
bringt das gesuchte Gedicht zum Vorschein.

Immerhin: Bei Bing finde ich die Seite, wenn auch mit großer Mühe - bei 
Yahoo ist die betreffende Seite überhaupt nicht indexiert.

Ob Bing bei der Aktualität mit Google konkurrieren kann, habe ich nicht 
überprüft. Bei Google findet man inzwischen Seiten im Index, die erst 
wenige Minuten zuvor geschrieben wurden (insb. aus Foren). Ich bin 
selbst überrascht, wie extrem aktuell der Google-Index inzwischen ist.

Postscript-Dateien sind bei Bing offenbar auch nicht indexiert. Da es 
keine erweiterte Suche gibt, kann man aber derzeit nur raten, welche 
Suchfunktionen es gibt - aber offenbar wird die Google-Suchsyntax 
benutzt. Von unserem Hochschulschriftenserver sind jedenfalls 100 PDFs 
weniger indexiert als bei Google und die 140 Postscripts, die Google 
indexiert hat, sind bei Bing gar nicht indexiert (oder nicht suchbar).

Die Relevanzbewertung ist bei den großen Suchmaschinen ja relativ
ähnlich, auch wenn es im Detail Unterschiede gibt. Für alle, die
aber meinen Google und Wikipedia stecken unter einer Decke, für die ist 
Bing vermutlich eine Alternative. Denn bei der Suche nach "paganismus" 
findet man nicht den Wikipedia-Artikel auf Platz 1 (der kommt erst auf 
Platz 3) sondern einen Treffer von der Domain 
"jesusliebtmichvonhinten.de". Kompliment, Bing! Endlich mal jemand, der 
das böse Google-Wikipedia-Monopol durchbricht ;)

Dagegen liefert eine Suche nach "Strumpfhose" folgendes Ergebnis:
"Der Suchbegriff Strumpfhose führt möglicherweise zu sexuell
eindeutigen Inhalten. Ändern Sie Ihre Suchbegriffe, um Ergebnisse zu
erhalten." Das wars - keine Trefferliste, keine Strumpfhosen. Immerhin 
ein kosequenter Filter. Die Suche nach "Staatsexamen" lässt Bing 
immerhin durchgehen. Diese Anfrage wurde anfangs bei Live.com zensiert, 
wegen "sexuell eindeutiger Inhalte" - das ist schon mal ein Fortschritt.

Diese und weitere "Bing-Perlen" sind übrigens im Heise-Forum zu finden:
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Microsofts-Suchmaschine-Bing-ist-online/forum-159859/list/

Momentan ist Bing wirklich nicht zu empfehlen, es sei denn man möchte
mal lachen oder sich ägern - der Rest bleibt dann doch lieber bei den
guten Suchmaschinen. Da Microsoft vor gut 1 Jahr die Suchmaschinenfirma 
FAST gekauft hat und damit auch im Besitz sehr ausgereifter 
Suchmaschinentechnologie ist, sollte man eigentlich auch eine brauchbare 
Suchmaschine auf die Beine stellen können. Aber vielleicht kommt das ja 
noch, Bing ist ja noch "Beta". Allerdings hat Live.com es auch in all 
den Jahren nie geschafft, auch nur eine halbwegs ernsthafte Konkurrenz 
für Google darzustellen.

Etwas positives gibt es aber doch: Die Darstellung der "gecacheten" 
Versionen einer Seite ist besser als bei Google und Bing hat ein 
hübsches Hintergrundbild.

Viele Grüße

Sebastian Wolf

-- 
Sebastian Wolf : sebastian.wolf@xxxxxxxxxxxxxxxx
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