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Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7=9=2dVollservice
- Date: Mon, 25 May 2009 15:37:20 +0200
- From: Walther Umstaetter < h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Fernleihautomat ermöglicht 24/7=9=2dVollservice
On May 25, 2009, at 12:59 PM, Juergen Fenn wrote:
Walther Umstaetter schrieb:
Sollen wir darum auf diese Technik verzichten und in den Bibliotheken
dafür wieder Personal einsetzen?
Ja, bitte.
Schon heute haben wir das Problem, dass in Bibliotheken zu wenig Geld
für
Erwerbung vorhanden ist, weil u.a. die Personalkosten sehr hoch sind.
Dann könnten wir das Bibliothekswesen bald abschreiben.
Das ist keine Notwendigkeit, sondern eine ideologische Aussage.
Das hat mit Ideologie nichts zu tun, sondern mit Kalkulation.
Sie haben natürlich Recht, dass man bei einer solchen Kalkulation
nicht nur das
durch Maschinen eingesparte Geld, sondern auch das Arbeitslosengeld
mit einkalkulieren muss. Aber dass ist ja das Problem, warum z.Z.
über den Mindestlohn, ein Euro Jobs etc. diskutiert wird.
Ich gebe Ihnen ein anderes Beispiel aus dem öffentlichen Sektor: In
Frankfurt werden die Mülltonnen von einem Mitarbeiter geleert. Der
sitzt
in einem Müllauto, an dem ein hydraulischer Greifarm befestigt ist,
und
fährt die Straßen entlang, greift mit dieser Vorrichtung die Tonnen
und
kippt sie in den Wagen. Bei uns in Neu-Isenburg fährt die Müllabfuhr
in
Gruppen zu fünf Mitarbeitern: einer fährt den Wagen, einer läuft voran
und stellt die Tonnen raus, die anderen leeren sie. Das sind fünf
Leute
in Lohn und Brot. In Frankfurt säßen vier von denen beim Arbeitsamt
aufm
Flur. Und unsere Müllabfuhr ist wesentlich billiger als die
Frankfurter
Müllabfuhr!
Da bin ich gespannt, wie lange Neu-Isenburg das noch so handhabt ;-)
Bei uns machen das inzwischen auch Greifarme.
Mit dieser scheinbaren "Sparerei" machen wir unser Land selbst kaputt.
Bitte überlegen Sie einmal, was ein Arbeitsloser die öffentliche Hand
kostet! Jede Wette, daß es wesentlich billiger wäre, die -- je nach
Rechnung -- 3,5 bis 5 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst zu
beschäftigen, zum Beispiel in Bibliotheken, als sie zu verwalten, mit
Lohnersatzleistungen einschl. Wohnung zu alimentieren, mit
Sanktionen zu
überziehen, zu sinnlosen Bewerbungen auf Staatskosten zu zwingen, zu
teuren Fortbildungen zu schicken etc.pp.
Das alles ist ganz offensichtlich eine Milchmädchenrechnung.
Die Frage bei dieser "Milchmädchenrechnung" ist auch, was besser ist.
Menschen, für fast das selbe Geld, Mülleimer ausleeren zu lassen, bzw.
Nachtschichten in Bibliotheken zu haben, oder ihnen ein Ehrenamt
anzubieten.
Die Diskussion über die Nutzungszeiten von Bibliotheken ist ja alt.
Die hatten wir in Ulm schon mal vor dreißig Jahren, als sich
Bibliothekarinnen
weigerten zum Spätdienst zu erscheinen (Sie mussten durch einen Wald
fahren,
und das nicht selten bei dichtem Nebel).
Die eigentliche Frage ist doch: Gibt es wirklich nichts sinnvolleres
für Menschen,
als stumpfsinnige, sehr anstrengende oder gefährliche Arbeiten zu
erledigen,
die Maschinen besser und billiger können.
Rationalisierung ist in vielen Fällen alles andere als rational.
Dann ist es per definitionem keine Rationalisierung, sondern Unsinn.
Das es solchen Unsinn gibt, ist aber unbestreitbar.
Jürgen Fenn.
MfG
W. Umstätter
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.