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Re: [InetBib] Antw: e-Petition
- Date: Tue, 05 May 2009 11:46:24 +0200
- From: Juergen Fenn <juergen.fenn@xxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Antw: e-Petition
Michael Beyer schrieb:
Alleine das
versehentliche Aufrufen einer gesperrten Seite reicht für einen
begründeten Anfangsverdacht aus. Entsprechende Zugriffe werden an das
BKA übermittelt.
Und zwar live.
Die sonst in einem Rechtsstaat übliche
Unschuldsvermutung wird ad absurdum geführt und in ihr Gegenteil
verkehrt: Wer zukünftig beim Surfen ahnungslos einem Link folgt und
unbeabsichtigt auf gesperrten Seiten landet, gerät sofort ins Visier der
Strafverfolgungsbehörden und darf sich wie in einer totalitären
Bananenrepublik rechtfertigen, muß plötzlich seine Unschuld beweisen.
Ich empfinde dies als Schande für jede Demokratie.
Man muß den Link gar nicht aufrufen. Es reicht aus, daß der Browser ihn
selbsttätig "im Hintergrund" lädt, um eine Seite schneller anzeigen zu
können, falls sie vom User aufgerufen würde.
Wenn wir diese Entwicklung ignorieren oder auch nur tatenlos zur
Kenntnis nehmen, haben wir in spätestens 5 Jahren kein freies Netz mehr
und bereits ein falscher Klick bringt völlig unbedarfte Menschen mit dem
Gesetz in Konflikt. Welcher Klick "falsch" ist und welches staatliche
Organ an welcher Stelle auf welche Weise und nach welchen Kriterien
unsere Spuren im Netz mitloggt, auswertet und letztenendes
kriminalisiert ist zudem völlig untransparent. Wer von uns wird denn
bitteschön beim BKA kontrollieren können, welche Seiten auf deren
Sperrliste stehen bzw. dort aufgenommen werden, wenn sowas per Gesetz in
derem Ermessen liegt? Es ist eine totalitäre Horrorvision die "Big
Brother '84" in nichts nachsteht.
Gerüchten zufolge sollen bei Zensursula Teil 2 auch Proxy-Server Pflicht
werden, so daß alles, was man abruft nur noch über den Cache des
Providers läuft. Kein direkter Zugriff vom Client auf einen Server im
Netz mehr. Was der Provider zum Zeitpunkt des Zugriffs noch nicht
gecacht hat, *muß* erst über seinen Proxy laufen und dort zum Abruf
freigegeben werden, bevor man es auf den eigenen Rechner bekommt. Auf
diese Freigabe will der Bund einwirken. Das wäre das Ende der
Informationsfreiheit. Eine Vorabzensur.
Aufklärung tut not.
http://de.wikipedia.org/wiki/Karlsbader_Beschl%C3%BCsse
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Zensur#Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Sperrung_von_Internetseiten_in_Deutschland
Derzeit 16993 Mitzeichner.
Jürgen Fenn.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.