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Re: [InetBib] OT: Darum floppt das E-Book-Portal des Buchhandels
On Sat, 14 Mar 2009 18:34:05 +0100
Walther Umstaetter < h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Sehr geehrter Dr. Popken,
wenn ich die eingangs gestellte Frage, und das Statement:
?Irgendetwas
machen die Europäer ganz grundsätzlich falsch, scheint
mir.? richtig
verstanden haben, dann war unklar, warum man hierzulande
sich nicht
einfach an ?Open Library? anhängt.
Dass die Person Brewster Kahle sehr dafür spricht, dies
zu tun, ist sicher richtig.
Es gibt aber in Europa bekanntlich auch die Befürchtung,
mit solchen
Mitarbeiten, sich immer stärker in die Abhängigkeit zu
den USA zu begeben.
Bei Google ist unsere Abhängigkeit bekannt, und in diesem
Forum schon
öfter verbalisiert worden, und bei Open Library wäre das
auf längere Sicht ähnlich.
Eine Zunft, die ein so abgrundtief peinliches
Strategiepapier (siehe Strzolkas Kritik im neuen LIBREAS)
verfasst, ist schlicht und einfach nicht in der Lage,
ueberhaupt wahrzunehmen und mitzubekommen, was da mit dem
Internetarchiv laeuft.
"Aktuell beträgt die Anzahl deutschsprachiger Titel beim
Internetarchiv insgesamt 116.000, darunter 88.000
Google-Scans. Bei den Google-Scans ist die PDF nicht direkt
über den üblichen Link ereichbar (der führt nur wieder zu
Google), sondern in der Dateienliste unter ?Allfiles:HTTP?
zu finden und ohne Proxy abzuspeichen. Die an gleicher
Stelle angebotene OCR (.dvju.txt) ist KEINE Übernahme der
jetzt relativ guten Google-OCR sondern eine schlechte und
bei Fraktur unbrauchbare Neuerstellung von Archiv.org
selbst."
Zitiert aus einem Beitrag auf:
http://de.wikisource.org/wiki/Wikisource:Skriptorium
Wo bitteschoen informieren die selbsternannten
Infospezialisten ueber das Internetarchiv oder auch nur die
Moeglichkeit, US-Proxys zu benutzen?
Wo bitteschoen ist das bibliothekarische Aequivalent fuer
die von Freiwilligen auf Wikisource erstellten Listen z.B.
der online vorliegenden retrodigitalisierten aelteren
Zeitschriften?
http://de.wikisource.org/wiki/ZS
Ich kenne genau eine deutsche Bibliothek (die der MGH), die
eine von Google digitalisierte Fachzeitschrift gespiegelt
hat:
http://www.mgh-bibliothek.de/bibliothek/altpreussischemonatsschrift.html
Das blieb dank der Sprunghaftigkeit des Verantwortlichen,
der vielerlei anfaengt und wenig abschliesst, ohne
Fortsetzung.
Eine Wikisource-Mitarbeiterin hat aus Anlass des Koelner
Archiveinsturzes innerhalb eines Tages die ersten 32 Hefte
der Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Koeln von Google
heruntergeladen, in Djvus verwandelt und mit einer eigenen
groben OCR versehen. Sie stehen auf Wikimedia Commons mit
einem Inhaltsverzeichnis zur Einsichtnahme bereit:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Mittheilungen_aus_dem_Stadtarchiv_von_Koeln
Ist in irgendeiner Weise etwas von der USB Koeln in dieser
Zeit bekanntgeworden?
Es waere ja wirklich zuviel verlangt, auf der Startseite
bereits ein Zeichen der Solidaritaet fuer das Stadtarchiv
Koeln, dessen Verluste die der HAAB Weimar WEIT
uebertreffen, zu erwarten.
Mehrere Bibliotheken unterstuetzen ausdruecklich das
digitale historische Archiv der Stadt Koeln:
http://www.historischesarchivkoeln.de/support.php?lang=de
Die USB Koeln tut es nicht.
Dafuer stellt sie digitalisierte Rheinische Schriften mit
einem Viewer ins Netz, der in Wikisource eine anonyme
hasserfuellte Tirade (nicht ganz zu Unrecht) provozierte:
http://de.wikisource.org/w/index.php?title=Wikisource:Skriptorium&oldid=624815#Rheinische_Zeitschriften
Der Schein trügt, wenn viele glauben, dass Google in
Zukunft große Mengen
an Büchern im Internet kostenlos zugänglich machen wird.
Bisher gab es
keinen wirklichen Zweifel daran, dass man dort das
bisherige Vorgehen noch
in die Kategorie fair use einstufte, und dass Schluss mit
lustig ist, wenn
es wirklich um größere Mengen an Geld der Verlage geht.
Bei dieser Aeusserung kann ich keine Spur von Sachkunde
erkennen. Google hat bereits eine Million Public Domain
Buecher ins Netz gestellt, und es gibt keine Anhaltspunkte,
dass diese kostenpflichtig werden. Die "Big Ten" und andere
US-Bibliotheken haben im uebrigen HathiTrust gegruendet, um
auf der Grundlage der Google Scans (v.a. bislang von der
UMich) ein unabhaengiges Repositorium aufzubauen (auch hier
braucht man einen US-Proxy, wenn man viele dort vorhandene,
in Europa gemeinfreie Buecher sehen will).
Wieso schliessen europaeische Bibliotheken keine
strategische Partnerschaft mit HathiTrust?
(Stattdessen der pure Dilettantismus: Europeana.)
Was Google im Rahmen des Settlement angekuendigt hat, hat
mit kostenlosem Zugaenglichmachen von ganzen Buechern
nichts zu tun. Es duerfen von vergriffenen Buechern dem
US-Publikum maximal 20 % zugaenglich gemacht werden.
Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass Partnerverlage
von Google kuenftig in groesserem Ausmass Buecher komplett
kostenlos zugaenglich machen, da dies die verkaeufe
gedruckter Exemplare staerker ankurbelt als auszugsweise
Wiedergaben.
Wo haben denn die angeblichen "Infospezialisten" auf ihren
hochbezahlten Fachreferentensesseln in den
Universitaetsbibliotheken die Seiten im Netz, auf denen man
ueber diesen kleinen, aber nicht unwichtigen Sektor von
Google Book Search unterrichtet wird?
Beispiel:
http://tinyurl.com/cty9ym
Wo gibts den OPAC, wo man bereits bei der Suche filtern
kann, ob man ein vollstaendig einsehbares Buch bei Google
Books finden moechte?
Die Toelpel von Libreka und die Toelpel in den Bibliotheken
tun sich nicht viel.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.