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Re: [InetBib] Google startet Knol - auch eine Konkurrenz für Dokumentenserver?
- Date: Wed, 30 Jul 2008 08:22:06 +0200
- From: Alexander Wagner <alexander.wagner@xxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Google startet Knol - auch eine Konkurrenz für Dokumentenserver?
Lambert Heller schrieb:
Moin!
Aber grundsätzlicher gefragt: Wie wollen sich Repositories
(insbesondere Dokumentenserver einer Hochschule)
eigentlich strategisch im Web positionieren? Mir selbst
ist das jedenfalls noch nicht klar, und manchmal habe ich
auch den Eindruck, daß die Dringlichkeit dieser Frage noch
nicht überall erkannt worden ist. Mir scheint, daß sich
hier eine große Asymmetrie auftut: Einerseits werden
Open-Source-Tools und kommerzielle Dienste aus dem Web 2.0
von manchen - gerade jüngeren - Wissenschaftlern als eine
Art Geheimtipp fürs Publizieren und Kommunizieren
betrachtet. Andererseits versuchen viele Hochschulen
händeringend ihre Repositories zu füllen. Da kann etwas
nicht stimmen.
Die Fragen, die sich da viel eher auftuen sind: was
_braucht_ denn die Wissenschaft eigentlicht? Ist einem
Wissenschaftler mit "irgendeinem Webserver an irgendeiner
Einrichtung" (AKA "Repository") denn wirklich gedient? Hat
irgendjemand wirklich Lust sich zur n+1 Repositories
durchzusuchen um einen Artikel zu finden? (Ja, ja, ich kenne
BASE schon. Bin da in der erleuchteten Minderheit.)
Vielleicht sollte man auch mal fragen: Wer wuerde denn gerne
das Repository benutzen? Und fuer was? Wer befuellt das
denn? (Oder vielleicht etwas provokanter, wer laesst es denn
von wem befuellen?)
Hat denn "der/die Wissenschaftler/in" wirklich nichts
besseres zu tun als sich durch knapp 20 Angaben
durchzusuchen am besten mit Feldbeschreibungen im schoensten
Bibliothekarssprech, konforntiert mit dem Vorwurf mangelnder
Informationskompetenz wenn er/sie das nicht versteht, dabei
eine Schleife durch sowas "merkwuerdiges" wie die SWD zu
drehen, zweisprachige Abstracts zu verfassen, DDC Gruppen
und Fachklassifikationen zu vergeben ...?
"was-auch-immer-das-schon-wieder-ist, naja, Bibliothek halt,
die spinnen immer a weng..." (Hat das nicht frueher mal,
also solange das auf Papier war...)
Und auch mal ganz boshaft in den Raum gestellt: glaubt
wirklich jemand, dass man sich freiwillig durch knapp 40
Seiten "was darf ich und was darf ich nicht" liest, nur um
hinterher ein LaTeX-Dokument(!) auf irgendeinen Webserver
irgendeiner Einrichtung legen zu _duerfen_? "Und ihre
Dateien muessen so und so benannt sein und das muss da und
da hin und das muss hier, und keinesfalls darf ..."
Jendenfalls hatte ich bei diesem Ansatz ein gewisses
Amusement, gefolgt von heftigem Kopfschuetteln, gewissen
Erkenntnissen sowie der Frage wer denn da wohl fuer wen
arbeitet.
Und der Aufriss dann fuer ein Paper, das vielleicht gerade
mal 10-20 Seiten hat? (Oder gar noch einen Letter von 3
Seiten?) Das hehre Ziel mal in Ehren...
Hochschulen versuchen in der Tat haenderingend _ihre_
Repositories zu fuellen. (Siehe eben...) Ein primaeres
Problem sehe ich schon darin, dass die Hochschule versucht
_ihr_ Repository zu fuellen.
Jedenfalls hat z.B. arXiv scheinbar kein Problem damit z.B.
das Repository der Hochenergie- oder Festkoerperphysiker,
Mathematiker oder Astonomen zu fuellen. (S.a.
http://arxiv.org/help/arxiv_identifier). Vielleicht sehe ich
das ja falsch, aber bei wohl, je nach dem, mehr als 1000
Submisssions pro Monat und Fachgruppe denke ich haben die
eher andere Sorgen.
Man darf, denke ich, schon mal drueber nachdenken warum
wohl... Ob das vielleicht daran liegen mag, dass die etwas
naeher am Bedarf sind als irgend so ein Webserver in
irgendeiner Einrichtung irgendwo in Deutschland bei der man
zum Einstellen von Dokumenten am besten noch eine solide
bibliothekarische Grundbildung mitbringen sollte?
Definitiv ist bei arxiv.org eher weniger Web2 oder sonst ein
Schnickschnack. Nein, nein die Meldungen der letzen
Veroeffentlichungen bekomme ich per mail in text/plain 7bit
US-ASCII. Nicht mal RSS. Schande ueber mich. Total out, wie
"Seinerzeit, als die Turnschuhe aus Holz waren"... Aber das
ist noch aus der Zeit als ich "nur" in der Wissenschaft
gearbeitet habe. Ups. ;) Hinzufuegend die juengste Anfrage
aus dem "Fachbereich": "Kannst Du mir bei Gelegenheit mal
erklaeren was ein RSS-Feed sein soll? Brauch ich das?" (Ne,
mit "mangelnder Informationskompetenz" hat das definitiv
jetzt nichts zu tun. Ist nur real life^{(tm)})
Vielleicht liegt ja auch das bibliothekarische "Evil Empire"
einfach nur "etwas" naeher am Benutzer als die Insel der
Glueckseeligen?
Vielleicht findet es dieses seltsame Subjekt Benutzer nur
einfach sinnvoller, wenn er bei der Eingabe von
"Frauenfelder Huber Physik" bei Google das richtige Buch
findet, waerend das Lokalsystem meiner ehemaligen Uni dazu
nur in dick und rot bemerkt "Es wurden keine Treffer
gefunden! Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe!"
Fuer's "social networking" ist natuerlich das LBS besser als
Google. Klar. Man kannte die Ersties immer alle.
Schliesslich sind die auf der Suche nach den 2 Regalmetern
Bestand, die zu obiger Anfrage gehoeren, gescheitert und
mussten zwangsweise dann den/die Bibliothekar/in ihres
Vertrauens konsultieren. Mit dem netten Nebeneffekt auch
gleich noch mal eine Kurzfuehrung durch die Teilbibliothek
zu bekommen. In Kleinstgruppen. Sehr idividuell. (Ja, ich
weiss, das war die Motivation bei SISIS. :>
--
Kind regards,
Alexander Wagner
Universitaetsbibliothek Ilmenau
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Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.