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Re: [InetBib] Buecherverbrennung - Exilliteratur



Karl Dietz <karl.dietz@xxxxxxxxx> schrieb:

Am 10. Mai 1933, hundert Tage nach Hitlers Machtergreifung, brannten auf
Scheiterhaufen in vielen deutschen Stten die Bher politisch und
rassisch unerwschter Schriftsteller und Wissenschaftler.

Liste der verbrannten Bher:
http://www.buecherverbrennung.de/Autoren/autoren.html

Mir scheint, da?es diese Liste - wie man heute sagen wde: die ultimative Liste 
- nie
gegeben hat, sondern stattdessen nur eine jeweils aktuelle Liste. So sehr sich 
der
Bibliothekar Wolfgang Herrmann damals auch Me gegeben hat - es scheint so, 
da?die Liste,
die er zum Autodaf?am 10.Mai 1933 vorgelegt hatte, sper noch stdig verdert, im
wesentlichen wohl erweitert wurde.

Dieser Tage erst habe ich gelernt, da?die Bherverbrennungen auch nach dem 
10.5.1933 in
Deutschland den Sommer er weitergingen, und durch die Nachricht der 
terreichischen
Kollegen an Inetbib vom vergangenen Dienstag wissen wir, da?es 5 Jahre danach 
dort eine
Neuauflage der Ereignisse gab.

F mich sind derzeit drei Listen verbrannter Autoren greifbar:

a) Autoren, deren Bher verbrannt wurden (Birgit Ebbert):
http://www.buecherverbrennung.de/Autoren/autoren.html

b) Liste verbotener Autoren wrend des Nationalsozialismus (Wikipedia):
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_verbotener_Autoren_w%C3%A4hrend_der_Zeit_des_Nationalso
zialismus

c) Petra lingers virtuelle Wohnung:
http://petra-oellinger.at/salon/buecherverbrennung-exilliteratur/

Diesen Listen ist nicht anzusehen, auf welche Quelle sie sich beziehen. 
Beispiele f die
Nicht-Konsistenz dieser Listen:

Thomas Mann:
a) 00 b) + c) +

Herrmann Kesten:
a) 00 b) + c) 00

Robert Neumann:
a) + b) + c) 00

Franz Kafka:
a) 00 b) + c) 00

Oskar Maria Graf:
a) 00 b) + c) 00

[Hier bedeutet "a) 00": Autor kommt nicht in Liste a) vor; "b) +" bedeutet: 
Autor kommt
in Liste b) vor].

Das krasseste Beispiel ist das von Oskar Maria Graf: er las in Wien in der 
Zeitung, da?er
nicht verbrannt wurde, und schrieb daraufhin wutentbrannt seinen Brief 
"Verbrennt mich!".
 Interessant we, zu verfolgen, wie diesem Brief dann in den 
aufeinanderfolgenden Listen
der zu verbrennenden Autoren Rechnung getragen wurde.

Der Mchner Finanzkaufmann Georg Salzmann sammelt von den Nazis
verbotene Literatur. ...
Salzmann sammelt nicht nur. Seit er 25 Jahren arbeitet er ehrenamtlich
als Zeitzeuge, erzlt er seine Erlebnisse wrend der Nazizeit. Er
spricht dabei er Werke, die nicht mehr im Lehrplan der Schulen stehen:
"F mich ist es einfach undenkbar, dass es den Nazis mehr als 60 Jahre
nach ihrem ruhmlosen Ende mlicherweise doch noch gelingen wde, dass
eine ganze Generation der besten deutschen Literatur in Vergessenheit
ger. er Thomas Mann spricht jeder, er Kafka spricht jeder, aber es
gibt eine Unmenge von Autoren - etwa Robert Neumann, Hermann Kesten -,
die erhaupt nicht mehr im Bewusstsein der Bevkerung sind."

Nein, in dieser Einschzung stimme ich nicht mit Salzmanns Einschzung erein,
insbesondere, was die von ihm genannten Autoren angeht!

Das ist eine ganz andere Geschichte, nlich die der Eigentlichkeiten des
Literaturbetriebs: Wer kennt denn heute noch den ersten deutschen 
Literatur-Nobelpreistr
er (1910) Paul Heyse? (Und bei dessen Vergessen haben die Nazis nicht ihre Hde 
im Spiel
gehabt).

Ferner: Mitte der 60er Jahre nahmen Neumann und Kesten durchaus einen 
hervorragenden
Platz in meiner (Jahrgang 1944) Wahrnehmung der literarischen und politischen
Wirklichkeit ein. Mit anderen Worten: es waren zentrale Figuren der damaligen 
nicht nur
literarischen Diskussion. Da?sie 40 Jahre sper vergessen sind, kann man den 
Nazis nicht
in die Schuhe schieben.


Mit freundlichen Gren von

Heinrich Allers

allers@xxxxxxxxxxx * http://www.h-allers.de





Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.