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Re: [InetBib] URN Granular
Lieber Herr Sahle,
zunächst auch Ihnen einen besten Dank für Ihre Anmerkungen!
- im initialen mail von Frau Sommer fehlte mir noch ein link auf die
Dokumentation zu "URN Granular". Auf
http://www.persistent-identifier.de/?link=210 wird URN Granular ja
gerade NICHT erwähnt. Man fragt sich, welchen Status "URN Granular" im Moment
hat, wenn die DNB es nicht erwähnt.
Das Projekt befindet sich in der Umsetzung. Der erste Teile der gemeinsamen
Aktivitäten, die Schaffung und Erprobung einer Möglichkeit zur persistenten
Seitenadressierung via URN-Mechanismus, ist abgeschlossen. Die für die
Implementierung notwendigen Voraussetzungen finden Sie in der
Format-Dokumentation der DNB zu xepicur unter o.g. Adresse. Wie Sie unter
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/oai/?verb=GetRecord&metadataPrefix=epicur&identifier=oai:digitale.bibliothek.uni-halle.de:94775
sehen können, machen wir vom Element "isPartOf" Gebrauch, um Teilobjekte - in
diesem Falle Einzelseiten eines digitalisierten Werkes - unmittelbar
adressieren zu können. Weitere Schritte sind geplant. Herr Stäcker wies bereits
darauf hin. In diesem Zusammenhang wird es um Aspekte des Metadatenaustauschs
auf Werkebene sowie um Fragen der digitalen Langzeitverfügbarkeit auf
Einzelseitenebene gehen. Zielstellung ist es, einen - in diesen Hinsichten -
vollständigen und automatisierten Workflow für die Veröffentlichung
retrodigitalisierten Bibliotheksgutes zu gestalten: persistente Adressierung,
nationalbibliographischer Nachweis, langfristige Verfügbarkeit.
- Herr Assmann hat vielleicht nicht deutlich genug gemacht, dass sein
Adressierungsvorschlag über kanonische Namen und URLs, bei dem es sich
letztlich um einen PURL-Vorschlag handelt und der der HAB-Praxis
(ungewollt) nahe steht, natürlich (mindestens mittelfristig) ein
resolving auf Seiten der anbietenden Institution voraussetzt.
Dann verstehe ich die Argumentation besser. Mir ging es ja im Kern um die Frage
URN vs. PURL vs. URL. Da bin ich bei der Alternative URN vs. PURL relativ
leidenschaftslos. Für eine URN-basierte Persistenzlösung spricht aus meiner
Sicht der deutlich geringere administrative und organisatorische Aufwand, der
im eigenen Hause betrieben werden muß. Eine Voraussetzung, eine PURL-basierte
Lösung überhaupt ins Auge fassen zu wollen, ist - wie Herr Stäcker ebenfalls
völlig korrekt ausführt -: Serverhoheit rsp. Domainhoheit. Notwendige
Voraussetzung ist jedoch das Verständnis, das ein URL in der Adreßzeile eines
Browsers so flüchtig ist wie der Klick, der mich zu dieser Seite an genau
diesem Tag hingeführt hat.
Sein Punkt ist: "wenn wir doch schon persistente (oder: kanonisierte)
Namen haben, warum erfinden wir dann zusätzliche neue? Noch dazu weniger
sprechende und weniger eingeführte?"
Da sind wir nun bei einer anderen Frage, die nichts mit URN vs. PURL zu tun
hat, sondern mit der vermeintlichen Semantik einer grammatischen Form: der
Syntax des Aufbaus eines URN oder eines PURL. Ein URN hat zunächst die
syntaktische Form:
urn:[NID]:[SNID]-[NISS]
NID Namespace Identifier
hier: NBN
SNID Subnamespace Identifier
hier: beteiligte Institutionen
NISS Namespace Specific String
hier: Name des Objekts
Am Beispiel des Projektes Ponickau für ein digitalisiertes Werk also z.B. die
konkrete Ausprägung:
urn:nbn:de:gbv:3:1-4126
Und für eine Einzelseite:
urn:nbn:de:gbv:3:1-4126-p0001-4
Für den NISS-Teil, der in der Verantwortlichkeit der nutzenden Institution
steht, haben wir uns in Halle also bewußt dafür entschieden, eine rein
numerische Vergabe zu betreiben, die keinen Bezug zu bestehenden
Identifikationssystemen (denkbar wären hier tatsächlich die VD-17-Nummer oder
die Signatur eines Werkes) macht. Hintergrund war nun tatsächlich die
Überlegung, daß man hier letztlich nur eine (mehr oder weniger flüchtige)
Situation in der Vergabepraxis von bibliographischen Identifikatoren und
lokalen Signaturen recodieren würde, die den Nutzer dazu verleitet, mehr in den
Namen hineinzulesen als rein technisch in diesem Namen steckt.
Was aus Ihrer Sicht erfreulich ist: Das kann man auch anders sehen und sich in
einem anderen Projektzusammenhang dafür entscheiden, URNs der Form
urn:nbn:de:123456-Signatur_ZZZZZ_Seite_1{Prüfziffer}
zu vergeben. Lt. URN-Strategie der DNB wird über den Aufbau des NISS-Teils
keine Vorgabe gemacht. Diese liegt in der Hoheit der nutzenden Einrichtung.
Auch "URN Granular" macht dazu keine Aussagen, sondern hat sich lediglich zum
Ziel gesetzt, eine Beispielimplementierung dieses Vergabe- und
Harvestingverfahrens umzusetzen. Wir sind dabei dem Motto gefolgt: Namen sind
Schall und Rauch. Sie müssen nur eindeutig sein. ;)
- Das Argument gegen die Verwendung von Signaturen als Namen finde ich
nicht sehr stark. Gerade im Bereich Handschriften/Inkunabeln/historische
Drucke kann das Digitalisat eher exemplarbezogen als ausgabenbezogen
gesehen werden. Dies spiegelt sich in der Individualität der Signatur
gut wieder. Mit der drohenden Historizität der Signatur kann ich leben.
Wenn eine Signatur geändert wird, dann gibt es eben eine "historische
Signatur" mit der das Digitalisat identifiziert wird.
Wie gesagt: das kann man so machen, sollte man aus den hier diskutierten
Gründen zu der Überzeugung kommen, diese "semantische" Aufladung des Namens hat
effektive Vorteile. Wie Sie gesehen haben, sind wir nach ausführlicher
Diskussion des Zusammenhangs zu einer anderen Auffassung gekommen, die aber in
keiner Hinsicht bindend ist. Sie muß es - aus einer technischen Betrachtung -
aber auch nicht sein.
- Gut gefällt mir übrigens das "p" in der granul-extension! Ist das ein
bewusster Vorgriff auf kommende Verallgemeinerungen, bei denen dann
auch anderen Formen der Granularisierung und Adressierung (z.B. nach Teilen,
Kapiteln, Stücknummern) aufgefangen würden? Spätestens bei diesen
potentiellen Erweiterungen wäre man dann wieder bei der (historischen)
Magisterarbeit von Herrn Assmann angelangt, würde dazu gerne aber erst
einmal die Dokumentation zu URN Granular sehen ;-)
Die Magisterarbeit kenne ich nicht. Hätten Sie eine Referenz für mich?
Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.