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Re: [InetBib] Nachtrag zur Google Debatte - Digitalisierung von Genmaterial



Walter Umstätter (h0228kdm) schrieb:
Das hat eigentlich nichts miteinander zu tun. "Das egoistische 
Gen" von Richard Dawkins ist eine verführerische 
Fehlinterpretation des Gens, und der Annahme, dass das 
trivialdarwinistische Prinzip (Kampf ums Dasein, und nur die 
Besten überleben - Spencers "survival of the fittest") bei 
Nietzsche

Wenn du dies im Buch gefunden hast, muß es von dem deutschen 
Übersetzer hunzugefügt geworden.  Denn in der englischen 
Originalausgabe habe ich so etwas nicht gelesen.  Auch der  
deutsche Wikipediaartikel fehlt solche Aufklärungen, so bitte mach 
mit!  Und bitte mit Quellenangaben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_egoistische_Gen

Das habe ich natuerlich nicht alles nur in diesem Buch von 1976 gefunden, 
aber in dreissig Jahren einiges dazugelernt.
Siehe u.a. http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/pub54.html
Dawkins hat ja 1982 bzw. 1999 die zahlreichen Angriffe gegen seine 
Behauptung schon mit dem "Extended Phenotype" abzuwehren versucht.
Es ist wirklich nur eine Behauptung und keine Theorie, wenn er schreibt,
Ich habe das Gen so definiert: "The gene is the basic unit of selfishness."
und das ist nicht haltbar, wenn man z.B. die Problematik
der Homeoboxes kennt. Gene werden zwar für sich vererbt,
sind aber immer nur im Gesamtorganismus existenzfaehig. 
Nicht einmal ganze Tiere wuerden ueberleben, wenn sie nur egoistisch waeren!
Darum war es schon immer ein Problem fuer den Trivialdarwinismus
den Altruismus zu erklaeren.
 
Dawkins geht es um die Bekämpfung der Kreationisten bzw. 
des Intelligent Design Gedankens. 
Es ist aber ebenso gefaehrlich, wenn man Naturwissenschaft aus einem 
wissenschaftlich so undefinierten Begriff wie "Gott" zu erklären versucht, 
wie es fragwürdig ist, sie aus dem Atheismus eines Pseudodarwinismus 
heraus erklären zu wollen, und das versucht Dawkins. 

Das Problem ist dabei, dass solche Mitstreiter bei wissenschaftlichen 
Auseinandersetzungen viel gefährlicher sind als die eigentlichen Gegner, 
weil sie den Kreationisten bereits gute Argumente 
geliefert haben, dass der "Darwinismus" auch nicht wissenschaftlicher sei,
als ihre eigene Pseudotheorie.

Gerade Dawkins ist ein schoenes Beispiel dafuer, dass hohe Auflagenzahlen, 
Zitationsraten und Impact Factors kein Zeichen für wissenschaftliche Qualitaet, 
sondern eher fuer das Umstrittensein sind.

Beim oben genannten Link 
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_egoistische_Gen
empfiehlt es sich daher auch den Punkt "Kritik" zu lese.

MfG

W. Umstaetter



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