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Re: [InetBib] Open Access mit oder ohne Verzoegerung
- Date: Wed, 28 Mar 2007 16:06:19 +0200 (CEST)
- From: Eric Steinhauer <eric.steinhauer@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Open Access mit oder ohne Verzoegerung
Lieber Herr Hilf,
ich bin mit Ihren Argumenten vollkommen einverstanden. Leute wie wir, die sich
ständig mit OA beschäftigen, brauchen kein Moratorium.
Für Einsteiger in OA aber ist ein Moratorium hilfreich. Die Autoren bewegen
sich zunächst auf vertrautem Gebiet. Wenn dann nach einem Jahr die Wahrnehmung
ihrer Arbeit durch die Online-Version noch gesteigert wird, werden sie das
sicher gerne zur Kenntnis nehmen. Für mich als Verlag ist es aber sehr
angenehm, keine publikationsphilosophischen Grundsatzdiskussionen führen zu
müssen. Die Jahresklausel, die in der Praxis nach dem jetzigen Stand der Dinge
keine nennenswerte Bedeutung hat, war in der politischen Diskussion in den
Gremien durchaus wichtig. Es ist das eine, sich eine optimale Satzung
auszudenken, das andere, sie weitgehend unbeschadet durch das Rektorat, diverse
Gremien, den Senat und schließlich das Ministerium ins Verkündungsblatt zu
bekommen.
Interessant ist übrigens, daß durch die OA-Pflicht ein gewisser Qualitätsfilter
eingebaut ist. So haben Autoren auf eine Publikation im Verlag mit dem Argument
verzichtet, daß dann jeder ihre Arbeit einsehen könne. Daran hätten sie kein
Interesse, denn so überragend sei die Arbeit nicht gewesen. Tja, dann muß ich
die auch nicht in den Verlag nehmen! :))
Vielleicht noch ein paar Gedanken zum Buchabsatz. Ich bin durchaus der
Überzeugung, daß hybrides Publizieren den Buchabsatz fördert. Abzuwarten bleibt
aber, wie der Käuferkreis aussieht. Wenn man preiswerte Bücher macht, dürften
nichtinstitutionelle Käufer, also v.a. Wissenschaftler, verstärkt in Betracht
kommen, die sich bei den 50 ?-plus-Dissertationen allenfalls über
Rezensionsexemplare versorgt haben. Zugleich dürfte es bei den Bibliotheken zu
einer gewissen Kaufzurückhaltung führen, da die reine Information ja online
frei und dauerhaft verfügbar ist. Andererseits ist es durchaus ein Wert, den
Lesern ordentliche Leseexemplare anzubieten. Hinzu kommt die Pflege von
Sammelschwerpunkten. Die weitere Entwicklung bleibt also abzuwarten. Ich rechne
durchaus mit einem positiven Effekt auf den Buchabsatz, allerdings bei
möglicherweise anderen Käuferschichten. Für den Autor freilich ist der
Buchabsatz im Grunde nicht besonders relevant, da beim hybridem Publizieren die
Sichtbarkeit seiner Arbeit nicht von der Zahl der tatsächlich verbreiteten
Bücher abhängt.
Eric Steinhauer
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.