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Re: [InetBib] Drei Fragen ...
- Date: Thu, 15 Mar 2007 22:54:21 +0100
- From: Oliver Marahrens <olli@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Drei Fragen ...
Lieber Wolfgang, liebe Liste,
nun will ich auch noch meinen Senf zu den drei Fragen geben.
Frage 1: Ist dieser Eindruck richtig?
Diesen Eindruck habe ich ebenfalls. Meine Meinung zu Google kennst Du ja; ich
teile da durchaus die Bedenken, sich von dieser Firma abhängig zu machen.
Nun weiter - wenn dieser Eindruck richtig ist, dann verstehe ich
folgendes nicht: diese Aktiengesellschaft wird das Bibliothekensterben
eher weiter forcieren, denn aufhalten. Wenn ich nun versuche, mich in
den Standpunkt einer Bibliothek zu versetzen, dann wuerde "ich als
Bibliothek" ;-) doch versuchen, SELBER die Initiative zu ergreifen,
selber ins digitale Informationretrival einsteigen, anstatt mit der
Firma zu sympatisieren/kooperieren/usw, welche den Bibliotheken die
Lebensgrundlage entzieht.
Frage 2: Wie sieht die werte Liste den vorigen Absatz?
Ob Google wirklich das Bibliothekssterben forciert, da bin ich auch skeptisch.
Wenn eine Kooperation wie im Falle der BSB stattfindet, halte ich es für am
wichtigsten, dass zumindest die datenliefernde Bibliothek auch vollen Zugriff
auf die Digitalisate hat und eigene Services darauf aufsetzen kann, wie ich
ja schonmal betont habe. Da dem ja offensichtlich (wider meiner Befürchtung)
tatsächlich so ist, kann man eigentlich nur noch so eine Kooperation
befürworten. Allerdings auch nur eigentlich. Denn wie auch bereits einige
Vorredner eingeworfen haben, taucht dann die Problematik auf, dass die
Bibliotheken evtl. gar nicht gewillt sind, eigene Services aufzusetzen, mit
dem Hinweis "Ist ja schon in Google" und sich damit doch wieder auf eine aus
meiner Sicht riskante Art und Weise abhängig machen. Bislang klingen die
Vorhaben der BSB aber ja anders; so bleibt zu hoffen, dass sie das auch
wirklich in die Tat umsetzen.
Im Grunde stimme ich Herrn Schneemann zu, dass es noch viele andere Bereiche
(nicht nur im im Invisible Web) gibt, in denen sich die Bibliotheken noch
umtun können und sollten (wenn nicht sogar müssen). Allerdings ist das
womöglich nur eine Frage der Zeit, bis Google auch derartige Quellen oder
Dienste in sein Angebot integriert, die heutzutage noch nicht erfasst oder
abgedeckt werden können. Die jetzt zu digitalisierenden Bücher gehörten ja
immerhin auch vorher gewissermaßen zum "Invisible Web"; Google macht sie
jetzt sichtbar. So ähnlich ist es auch mit anderen Datenbank-Schätzen
denkbar, wenn die Datenbank-Anbieter sich von Google auch zu einer
Kooperation bewegen lassen.
Insofern sind Kooperationen mit dieser Firma in der Tat zu hinterfragen und
kritisch zu sehen...
Frage 3: Wenn diese Entwicklung weitergeht, Google also mehr und mehr
Bibliotheksfunktionen uebernimmt, wieso ist fuer die werte Gemeinde
dieses Welt-Quasimonopol auch in ihrem ureigensten Bereich nicht
Image-schaedlich?
Das könnte ich mir in der Tat auch vorstellen. Nach dem Motto "Die
Bibliotheken kriegen das alles anscheinend nicht gebacken; müssen sich von
Google helfen lassen". Daher sehe ich auch jede Eigeninitiative von
Bibliotheken positiv. Aber das muss aus meiner Sicht kein Ausschlusskriterium
für eine Kooperation sein. Dass es nicht ganz ungefährlich ist und daher
unbedingt auch kritisch gesehen werden muss denke ich auch. Allerdings sehe
ich das Ganze gelassenener, solange die Möglichkeit für die Bibliothek(en)
besteht, selbst mit den Daten weiter zu arbeiten und neue, vielleicht sogar
bessere Services anzubieten. Vielleicht sehe ich das auch zu naiv, aber die
Hoffnung habe ich zumindest.
Gruß
Oliver Marahrens
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.