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Re: [InetBib] Drei Fragen ...



Lieber Wolfgang, liebe Liste,

nun will ich auch noch meinen Senf zu den drei Fragen geben.

Frage 1: Ist dieser Eindruck richtig?

Diesen Eindruck habe ich ebenfalls. Meine Meinung zu Google kennst Du ja; ich 
teile da durchaus die Bedenken, sich von dieser Firma abhängig zu machen.

Nun weiter - wenn dieser Eindruck richtig ist, dann verstehe ich
folgendes nicht: diese Aktiengesellschaft wird das Bibliothekensterben
eher weiter forcieren, denn aufhalten. Wenn ich nun versuche, mich in
den Standpunkt einer Bibliothek zu versetzen, dann wuerde "ich als
Bibliothek" ;-) doch versuchen, SELBER die Initiative zu ergreifen,
selber ins digitale Informationretrival einsteigen, anstatt mit der
Firma zu sympatisieren/kooperieren/usw, welche den Bibliotheken die
Lebensgrundlage entzieht.

Frage 2: Wie sieht die werte Liste den vorigen Absatz?

Ob Google wirklich das Bibliothekssterben forciert, da bin ich auch skeptisch. 
Wenn eine Kooperation wie im Falle der BSB stattfindet, halte ich es für am 
wichtigsten, dass zumindest die datenliefernde Bibliothek auch vollen Zugriff 
auf die Digitalisate hat und eigene Services darauf aufsetzen kann, wie ich 
ja schonmal betont habe. Da dem ja offensichtlich (wider meiner Befürchtung) 
tatsächlich so ist, kann man eigentlich nur noch so eine Kooperation 
befürworten. Allerdings auch nur eigentlich. Denn wie auch bereits einige 
Vorredner eingeworfen haben, taucht dann die Problematik auf, dass die 
Bibliotheken evtl. gar nicht gewillt sind, eigene Services aufzusetzen, mit 
dem Hinweis "Ist ja schon in Google" und sich damit doch wieder auf eine aus 
meiner Sicht riskante Art und Weise abhängig machen. Bislang klingen die 
Vorhaben der BSB aber ja anders; so bleibt zu hoffen, dass sie das auch 
wirklich in die Tat umsetzen.
Im Grunde stimme ich Herrn Schneemann zu, dass es noch viele andere Bereiche 
(nicht nur im im Invisible Web) gibt, in denen sich die Bibliotheken noch 
umtun können und sollten (wenn nicht sogar müssen). Allerdings ist das 
womöglich nur eine Frage der Zeit, bis Google auch derartige Quellen oder 
Dienste in sein Angebot integriert, die heutzutage noch nicht erfasst oder 
abgedeckt werden können. Die jetzt zu digitalisierenden Bücher gehörten ja 
immerhin auch vorher gewissermaßen zum "Invisible Web"; Google macht sie 
jetzt sichtbar. So ähnlich ist es auch mit anderen Datenbank-Schätzen 
denkbar, wenn die Datenbank-Anbieter sich von Google auch zu einer 
Kooperation bewegen lassen. 
Insofern sind Kooperationen mit dieser Firma in der Tat zu hinterfragen und 
kritisch zu sehen...

Frage 3: Wenn diese Entwicklung weitergeht, Google also mehr und mehr
Bibliotheksfunktionen uebernimmt, wieso ist fuer die werte Gemeinde
dieses Welt-Quasimonopol auch in ihrem ureigensten Bereich nicht
Image-schaedlich?

Das könnte ich mir in der Tat auch vorstellen. Nach dem Motto "Die 
Bibliotheken kriegen das alles anscheinend nicht gebacken; müssen sich von 
Google helfen lassen". Daher sehe ich auch jede Eigeninitiative von 
Bibliotheken positiv. Aber das muss aus meiner Sicht kein Ausschlusskriterium 
für eine Kooperation sein. Dass es nicht ganz ungefährlich ist und daher 
unbedingt auch kritisch gesehen werden muss denke ich auch. Allerdings sehe 
ich das Ganze gelassenener, solange die Möglichkeit für die Bibliothek(en) 
besteht, selbst mit den Daten weiter zu arbeiten und neue, vielleicht sogar 
bessere Services anzubieten. Vielleicht sehe ich das auch zu naiv, aber die 
Hoffnung habe ich zumindest.

Gruß
        Oliver Marahrens



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