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AW: [InetBib] Klöster müssen spraren
- Date: Fri, 09 Mar 2007 14:00:00 +0100
- From: Philipp Gahn <gahn.pth@xxxxxxx>
- Subject: AW: [InetBib] Klöster müssen spraren
Sehr geehrter Herr Dietz, liebe Liste,
ich bin nur insofern "vom Fach" als ich seit 10 Jahren eine katholische
Hochschulbibliothek leite und diese demselben Bibliotheksverband angehört wie
die UB Eichstätt (AKThB). Ich habe den Altöttinger Bestand in Eichstätt nicht
gesehen, bin noch nicht präzise genug über die tatsächliche Sachlage informiert
und werde mich hier nicht mit einer entschiedenen Meinung aus dem Fenster
lehnen. Es ist Sache anderer Stellen, die Vorkommnisse dort aufzuklären.
Wenn sich aber "die vom Fach", außer den Eichstätter Kollegen, die sich qua
Weisung des Universitätskanzlers zum Thema nicht äußern dürfen, bisher noch
nicht zu Wort gemeldet haben, so vermutlich auch deshalb, weil sie sich eine
Vorstellung von den tatsächlichen Vorkommnissen machen können und das Ausmaß
der Aufregung nicht mehr verstehen. In meiner ja tatsächlich noch nicht sehr
langen Amtszeit hat mir zwar noch niemand 400.000 Bücher vor die Tür gestellt,
dennoch habe auch ich schon tonnenweise Bücher dem Container übergeben -
Unmengen von für uns marginal interessanter Literatur, Zeitschriften die xmal
bei uns und anderen Bibliotheken vorhanden sind etc. Halt alles, was so über
Jahre bei uns an Resten von Nachlässen liegengeblieben ist. Ich habe noch
keinen Kollegen getroffen, der bei dieser Ansammlung von Bücherbergen anders
gehandelt hätte, wohl aber etliche, die vor den gleichen Problemen standen.
Dass wir es in der causa Eichstätt mit einem Medienhype zu tun haben, zeigt ein
Vergleich mit den Verkaufsideen des Herrn Oettinger in der LB Karlsruhe. Dieser
tatsächliche Skandal wird - gemessen am Grad der Aufmerksamkeit - mit den
Eichstätter Vorkommnissen praktisch auf eine Stufe gestellt. Es mögen in
Eichstätt Dinge vorgekommen sein, die nicht hinnehmbar sind. Wie gesagt: ich
weiß das nicht und mag darüber nicht urteilen. Aber für die Wertung, die die
Sache in der Öffentlichkeit bekommen hat, fehlt mir jedes Verständnis (mal ganz
abgesehen von den vielen ekelhaften Vorverurteilung all derjenigen, die ganz
genau Bescheid zu wissen meinen). Ich bekomme heute von Leuten
Zeitungsausschnitte aus ihren Tageszeitungen über die schlimmen, schlimmen
Wegwerfaktionen in Eichstätt zugesandt mit der entsetzten Anfrage an mich, wie
so etwas möglich sei. Mit denselben Leuten saß ich noch vor ein paar Monaten an
einem Tisch und mußte ihnen darlegen, warum der geplante Verkauf wertvoller
Handschriften der LB Karlsruhe wirklich keine gute Idee war (so vorsichtig
musste man über diesen Wahnsinn reden).
Dass die künftig verstärkt vorkommenden Auflösungen von kirchlichen Häusern,
die kirchliche Bibliotheken vor große Probleme stellen werden (die katholischen
wie die evangelischen), ist freilich ein ganz anderes Thema. Es wäre gut, wenn
man die jetzt vorhandene Öffentlichkeit nutzte, um die Entscheidungsträger für
diese Frage zu sensibilisieren. Das Interview von Herrn Bepler im DLF war ja
schon mal ein Anfang an recht exponierter Stelle.
Beste Grüße
Philipp Gahn
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Dr. Philipp Gahn
Philosophisch-Theologische Hochschule
der Salesianer Don Boscos - Bibliothek
Don-Bosco-Strasse 1
Tel.:++49/+8857/88205
D-83671 Benediktbeuern Fax: ++49/+8857/88249
gahn.pth@xxxxxxx www.pth-bibliothek.de
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Und ich nehm einfach gleich diesen Thread (dt. mail-faden) um
ein weiteres puzzle-stück in der sache beizusteuern, zu der
sich hier wie schon mal angemerkt kaum ein BIB-mensch äußert,
der vom Fach ist. warum eigentlich?
ZEIT online, dpa, 7.3.2007
Rettet die Bücher!
Weil Klöster und Orden sparen müssen, verkaufen sie ihre
kulturhistorisch wertvollen Büchersammlungen. So manches
Exemplar landet bei E-Bay.
http://www.zeit.de/campus/online/2007/10/bibliotheken-sparzwan
g
Die Katholische Universität (KU) Euchstätt-Ingolstadt warf kürzlich sogar über
100.000 wertvolle Bücher in den Müll. Sie gehörten zu einem Bestand von etwa
420.000 Bänden, welche der KU vor Jahren von der Zentralbibliothek der
Kapuziner in Altötting überlassen worden waren. Die Eichstätter Bibliothekare
sortierten aus - offenbar jedoch ohne die nötige Sorgfalt, denn unter den
vernichteten Büchern waren viele von hohem kulturhistorischen Wert.
Mittlerweile beschäftigt der Fall sogar die Ingolstädter Staatsanwaltschaft.
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.