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[InetBib] (Fwd) (Fwd) B.I.T.online Newsleter
- Date: Thu, 08 Mar 2007 15:19:01 +0100
- From: "Armin Stephan" <armin.stephan@xxxxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] (Fwd) (Fwd) B.I.T.online Newsleter
Noch ein paar Gedanken zum Thema Gefährdung der Bibliotheken ...
------- Weitergeleitete Nachricht / Forwarded message -------
Von: Armin Stephan <armin.stephan@xxxxxxxxxxxx>
An: KIBIB_Liste
Datum: Thu, 08 Mar 2007 14:33:14 +0100
Gut für die Welt! Wohl weniger gut für uns Bibliotheken ...
Die Hürden fallen nach und nach. Konnte man sich bislang immer noch
ein wenig damit beruhigen, dass Google Print ein weitgehend
amerikanisches Projekt ist, fällt diese Hürde durch die Zusammenarbeit mit
der BSB jetzt auch noch. Andere europäische Bibliotheken werden mit
Sicherheit folgen (und sind es schon).
Dass es Menschen wie den französischen Präsidenten gibt, der etwas
dagegen hat, dass Frankreich in dieser Sache kein Mitspracherecht hat
und deshalb ein europäisches Alternativ-Projekt präferiert, ist nun wohl
auch hinfällig.
(Wer heute in Google Books nach digitalisierten Werken von Karl Barth
sucht, findet zwei Werke von einem gewissen Christian Karl Barth zu
den Druiden der Kelten und den "Kabiren in Teutschland" aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bei Goethe sind es immerhin schon 33 Werke.
Wer auch mit Auszügen zufrieden ist, findet ungleich mehr von Barth, dann
auch überwiegend vom "echten" Karl Barth, und nicht mehr wenig auf
Deutsch.)
Die Schere wird immer enger: Die alten Bücher, die keine
urheberrechtlichen Beschränkungen mehr haben, übernimmt Google, die
neuen Publikationen erscheinen nach und nach sofort digital.
Bleiben noch die Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
übrig, die wir Bibliotheken singulär zur Verfügung stellen können. Na
klasse!
Manche von uns führen als Trost an, dass Google ja nur kommerzielle
Interessen habe und hoffen deshalb auf den "Videotheken-Effekt". Will
heissen: Dort Schund, hier Qualität. Die Zusammenarbeit mit der
Library of Congress und der BSB dürften auch diese Hoffnung zunichte
gemacht haben. Google will (aus welchen Gründen auch immer) tendentiell
alles verfügbar machen. Gerade das Konzept der Zusammenarbeit mit den
renommiertesten Bibliotheken macht deutlich, dass man nicht beim
Schund anfangen möchte.
Gestern habe ich zufällig erfahren, dass man der Bibliothek im
Germanischen Nationalmuseum die DFG-Zuschüsse für
kunstwissenschaftliche Erwerbungen gestrichen hat. Ein KVK-Abgleich
mit den Beständen anderer Bibliotheken im Bereich des
Sondersammelgebietes Kunst und der DNB hat ergeben, dass man in
Nürnberg nur Sondergut in einer Größenordnung von 7 Prozent sein eigen
nennt.
7 Prozent an Sondergut reichen also nicht, um den Unterhaltsträger für
den Erhalt einer Bibliothek zu erwärmen. Das dürfte niemanden wundern.
(Gut, die Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums kriegt das Geld
jetzt ersatzweise aus anderen Quellen. Man möchte sich offensichtlich
nicht damit zufrieden geben, dass die Werke in Frankfurt, Heidelberg,
Florenz, Rom und sonstwo stehen. Was aber, wenn es nicht mehr die
Fernleihe braucht, um sie auf den Tisch zu kriegen, sondern sie direkt am
Bildschirm einsehbar sind?)
Eine Studentin sagte mir erst heute wieder, was ich auch oft gehört
habe: Ich lese nur äußerst ungern am Monitor. Bücher wird es deshalb
immer geben. Selbst unhandliche Medien wie Zeitungen haben ja
inzwischen Jahrhunderte überlebt.
Auch dieser Hürde vertraue ich nicht. Zur Not druckt man halt aus, was
man lesen möchte. Das ist zwar auch Aufwand, aber ein (aus subjektiver
Wahrnehmung) sehr geringer im Vergleich zum Gang in die Bibliothek und
den Ausleihformalitäten.
Aber das Argument ist nahe an der Bibliophilie. Doch, ja, das könnte
ich mir vorstellen, dass die Bibliophilie ein paar wenigen bibliophil
orientierten Bibliotheken das Überleben sichert. Die Bibliophilie ist eine
Passion,die auch Geld freisetzen kann.
Wir könnten uns weiterhin auf unsere Qualitäten als
Informationsvermittler besinnen und künftig den Leuten den Umgang mit
den digitalisierten Quellen vermitteln, sagen (und praktizieren) manche
KollegInnen.
Ja, stimmt. Die Google-Suche hat manche Tücke. Diese aufzuzeigen würde
Suchqualität steigern. (Wie obiges Beispiel zeigt, ist es selbst mir
nicht gelungen, so nach den Werken Barths gezielt zu suchen, dass die
Werke seines Namensvetters nicht mitgefunden worden wären.) Aber die
Schadenfreude über solche Defizite wird uns sicher bald vergehen, denn
letztlich sind sie marginal. Wir werden den Drachen nicht durch
Piekser mit Zahnstochern aufhalten ;-)
Die letzte wackelige Hürde, die wohl nur noch bleibt, ist die Zeit:
Google kann auch nicht zaubern. Selbst bei 5000(!) digitalisierten Büchern
am Tag wird es noch ein paar Jahre dauern bis Google ein
flächendeckendes Angebot hat. Und die Beharrlichkeit der Verlage, die der
Verbreitung moderner Digitalisate im Wege steht, ist auch nur ein Zeitfaktor
und kein prinzipielles Hindernis. (Unseren Bestand könnte Google in einem
einzigen Monat scannen.)
Für die Verhinderung der Klimakatastrophe bleibt uns angeblich noch
Zeit bis 2013. Und wieviel Zeit bleibt uns noch, um uns nach einer neuen
Berufung umzusehen?
War das jetzt zu pessimistisch??
------- Weitergeleitete Nachricht / Forwarded message -------
Von: "Service BIT" <service@xxxxxxxxxxxxxxx>
An: "Bibliothek " <info@xxxxxxxxxxxxxxx>
Betreff: B.I.T.online Newsleter
Datum: Wed, 7 Mar 2007 10:52:51 +0100
<http://www.dinges-frick.de/DFVerlag/Newsletter/Newsletter-Logo.jpg>
Newletter vom 7.3.2007
Bayerische Kooperation mit Google
München - Die Bayerische Staatsbibliothek und der bayerische
Wissenschaftsminister
Dr. Thomas Goppel gaben heute bekannt, dass sich die Bibliothek
Googles
Bibliotheksprojekt
angeschlossen hat. Im Rahmen dieser Kooperation wird Google alle
Bücher aus
dem Bibliotheks-
bestand digitalisieren, die nicht mehr dem Urheberschutz
unterliegen,
und in
die Google Buchsuche
integrieren. Auf diese Weise werden zahlreiche der bedeutendsten
Werke
der
deutschen Literatur
sowie die einzigartigen Bestände der Bibliothek Millionen Menschen
weltweit
zugänglich gemacht.
Als eine der bedeutendsten internationalen Forschungsbibliotheken in
Europa
wird die Bayerische
Staatsbibliothek den Anteil deutschsprachiger Werke in der Google
Buchsuche
durch Hunderttausende
von Texten deutlich steigern - von Klassikern wie den Gebrüdern
Grimm
und
Goethe bis hin zu umfangreichen
Spezialsammlungen und Raritäten, die bislang nur in den Räumen der
Bibliothek eingesehen werden konnten.
(mehr: <http://www.b-i-t-online.de/news.html>
http://www.b-i-t-online.de/news.html)
B.I.T.online - Verlag Dinges & Frick GmbH
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65199 Wiesbaden
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Fax: 0611-9310943
E-Mail: <mailto:info@xxxxxxxxxxxxxxx> info@xxxxxxxxxxxxxxx
www.b-i-t-online.de <http://www.b-i-t-online.de/>
Amtsgericht Wiesbaden, HRB 6703
Geschäftsführer: Wolfgang Dinges, Helmut Frick,
Carla Horn-Friesecke, Ulrich von Scheibner
--- Ende der weitergeleiteten Nachricht / End of forwarded message
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Armin Stephan
Augustana-Hochschule / Bibliothek
D-91564 Neuendettelsau
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.