Re: [InetBib] Studie: Mehrwertsteuer auf elektronische Publikationen benachteiligt deutsche Wissenschaft

[bernd-christoph.kaemper@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx]

Danke für den Hinweis. Mir war bewußt, dass schon viele Jahre (gerade von der
Frankfurt  Group) argumentiert wurde, elektronische Publikationen müssten
steuerlich gedruckten Publikationen gleichgestellt werden. Allerdings wurden die
Erfolgsaussichten dafür bislang gering eingeschätzt und es bestand wohl auch die
Gefahr, dass man auf die Idee kommen würde, den Satz nach oben hin zu
vereinheitlichen. Sehr interessant scheinen mir aber die Hinweise auf andere
Möglichkeiten, das VAT-Problem zu lösen. Hier eröffnet sich die Möglichkeit,
auch auf nationaler Ebene zu Fortschritten zu kommen, selbst wenn eine EU-weite
Regelung sich noch hinziehen würde. Ich zitiere hier die für mich entscheidenden
Passagen:

"Although EU VAT regulations mean that electronic publications are subject to
full VAT rates, there are some Member States with special national VAT
regulations that circumvent this fact. 

In Denmark, for example, all state and local government institutions do not pay
VAT. So all state libraries are also completely VAT exempt. The situation in
Sweden and Austria is very similar to this in that libraries are reimbursed the
whole VAT expenditure once a year.

- Das war mir für Österreich ganz neu. Sehr interessant. 

Besides that, there are countries like the Czech Republic and Lithuania that
have founded VAT exempt national consortia, where libraries can obtain resources
from without paying VAT. 

- In Deutschland haben wir so etwas auch: das HBZ Köln. Und ich dachte immer,
das wäre etwas einmaliges, ein Paradies der Seligen, eine Steueroase mitten in
Deutschland. Um so besser, wenn es dafür Parallelen anderswo in Europa gibt. Es
wäre zu wünschen, dass sich dieses Modell generalisieren lässt, denn das HBZ
Köln wird nicht alle bundesdeutschen Konsortien übernehmen können und wollen,
auch wenn jetzt schon viele Bibliotheken in Deutschland (nicht nur in NRW) davon
profitieren ...

A special case is the UK, because some libraries have outsourced a part of the
library as a company, what makes it possible to reclaim a certain part of VAT.
This case seems to be very complicated and the obtained data does not present
further details about these special regulations.

- Nach Gesprächen, die ich mit einer deutschen Agentur geführt habe, scheint das
auch für viele französische Bibliotheken zu gelten (Frankreich fehlt in der
Tabelle). Ich kenne das allerdings in einer anderen Variante. Im Zuge der
Umwandlung von Universitäten in landeseigene Betriebe, die jetzt mancherorts
forciert wird, könnte genau das gleiche auch für deutsche Universitäten gelten
(man wird vorsteuerabzugsberechtigt, und da wir unsere Dienstleistungen als
Bibliothek i.a. nicht weiterverkaufen - als Ausnahme hätten Dienstleistungen für
Auftragsforschung u.ä. zu gelten, müsste für uns die Steuer zu großen Teilen
entfallen oder man müsste sie sich wiederholen können. Die Frage ist, was bleibt
bei der Uni-Verwaltung als Overhead hängen.). Falls jemand hiermit bereits
Erfahrung hat oder genauer sagen kann, wie das aussehen könnte, wäre das sehr
interessant. 

Bernd-Christoph Kämper, UB Stuttgart

----- Ursprüngliche Nachricht -----
Von: Joachim Eberhardt <Joachim.Eberhardt@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Datum: Dienstag, Februar 6, 2007 11:50 am
Betreff: [InetBib] Studie: Mehrwertsteuer auf elektronische Publikationen
benachteiligt deutsche Wissenschaft

> ... liest man in BuB 2007,1 in einer Pressemitteilung der Frankfurt 
> Group; hier in INETBIB war noch nicht die Rede davon.
>
> Dort wird eine Studie der Frankfurt Group angezeigt, hier 
> Presseinformation: 
> <http://www.sub.uni-goettingen.de/frankfurtgroup/pr_german.pdf>
> Hier die Studie: 
> <http://www.sub.uni-
> goettingen.de/frankfurtgroup/vat/EndberichtVAT210906.pdf>
> Besonders benachteiligt im Wettbewerb sei man gegenüber der 
> Nullsteuer 
> in den USA. Aber auch Dänemark und Schweden machten vor, wie es bei 
> uns 
> geht, dort werde die Mehrwertsteuer am Jahresende rückerstattet und 
> spiele daher keine Rolle.
>
> J. Eberhardt (UB Erlangen)