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Re: [InetBib] Online-Lexikon zur Bayerischen Geschichte
On Mon, 18 Dec 2006 17:27:26 +0100
"Stephan Kellner" <Stephan.Kellner@xxxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Bayerische Geschichte im Netz * das Historische Lexikon
Bayerns
www.historisches-lexikon-bayerns.de
Das erste wissenschaftliche Sachlexikon zur bayerischen
Geschichte präsentiert bereits mehr als 340 Artikel
online. Es ist frei zugänglich, wird laufend ausgebaut
und bietet komfortable Möglichkeiten, wissenschaftlich
fundierte, verlässliche Informationen über die Kultur und
Geschichte des Freistaats zu recherchieren.
Das ist natuerlich im Gegensatz zur Wikipedia ein "altes",
nicht zukunftsweisendes Modell. Natuerlich vermeidet das
Sachlexikon so gut wie jeden Hinweis auf die Wikipedia
(ganze 6 Treffer in der Volltextsuche bei den
freigeschalteten Artikeln).
Ob der Wikipedia-Artikel (mit umfangreicherer
Literaturliste) oder der Artikel im Bayern-Lexikon zur
Thule-Gesellschaft besser ist, davon kann sich jeder
ueberzeugen:
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44318
http://de.wikipedia.org/wiki/Thule-Gesellschaft
Ich denke, die Wikipedia bietet hier den besseren Service
(sie wird aber nicht zitiert).
Sofern sich hinreichend bayerischer historischer
Sachverstand auch in der Wikipedia einfindet, was derzeit
sicher noch nicht der Fall ist, ist es aber sehr wohl
moeglich, dass die Wikipedia auch bei Schluesselartikeln
die Nase vorn haben wird.
An der wissenschaftlichen Qualitaet der Artikel im
Bayern-Lexikon ist nicht zu zweifeln, aber in der Wikipedia
kann beispielsweise mit Einzelnachweisen (Anmerkungen)
gearbeitet werden. Es ist zu hoffen, dass historische
Wikipedia-Artikel ganz ohne Nachweise (wenigstens
Literatur, Weblinks) mittelfristig der Vergangenheit
angehoeren. Das Bayern-Lexikon leistet sich aber durchaus
Artikel, die keinerlei Quellen angeben, z.B.
Peter Pfister, Bayerische Bischofskonferenz, in:
Historisches Lexikon Bayerns, URL:
<http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44418>
(30.10.2006)
Vorteil des Bayern-Lexikons ist, dass hier die Autoritaet
des Expertennamens fuer die Qualitaet buergt, waehrend die
Bewertung bei der Wikipedia ungleich schwieriger ist. Aber
natuerlich koennen Experten auch in der Wikipedia ohne
weiteres aufgrund immanenter Kriterien schnell
herausfinden, ob ein Artikel zitierfaehig ist bzw.
brauchbare Hintergrundinformationen liefert.
Wer fuer die Wikipedia arbeitet, muss auf den Ruhm der
Namensnennung in der Regel verzichten. Der
Wikipedia-Artikel stellt sich - zumindest in der Rezeption
von aussen - als ein anonymes kollektives Werk dar (siehe
unten). Das ist bei einer Vielzahl von Autoren ganz
unvermeidlich.
Da an der Wikipedia viele Laien mitarbeiten, kommt es nicht
selten vor, dass erst nach einer Fuelle von Bearbeitungen
ein Artikel das Niveau eines guten Fachlexikons hat. Viel
zu viele Wikipedia-Artikel erreichen dieses Niveau derzeit
nicht.
Entscheidender Vorteil der Wikipedia ist ihre Aktualitaet,
was bei historischen Themen die Moeglichkeit eroeffnet,
dass zeitnah z.B. nach dem Erscheinen von
Forschungsergebnissen diese entweder eingearbeitet werden
oder zumindest ein Hinweis auf sie erfolgt.
Durch die transparente Versionengeschichte der Wikipedia
kann man sich zitierend exakt auf eine bestimmte Version
beziehen, waehrend das Bayern-Lexikon Aenderungen nicht
dokumentiert. Ob die Artikel ein fuer allemal feststehen,
erfaehrt man nicht, ich moechte es aber annehmen.
Wenn man in der Wikipedia links "Artikel zitieren" waehlt,
erhaelt man etwa:
Artikel Thule-Gesellschaft. In: Wikipedia, Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Dezember 2006, 17:52
UTC. URL:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Thule-Gesellschaft&oldid=25324516
(Abgerufen: 19. Dezember 2006, 17:55 UTC)
Ein weiterer entscheidender Vorteil der Wikipedia ist das
gemeinsame Erarbeiten von Wissen, ein Modell, das neben der
Wikipedia von wissenschaftlichen Wikis praktiziert wird.
Die Artikel koennen so staendig verbessert werden (in der
Wikipedia werden sie natuerlich viel zu haeufig auch
verschlimmbessert).
Ein zentraler Vorteil der Wikipedia ist: sie ist "Open
Access" nicht nur im Sinne von kostenfrei, sondern auch
hinsichtlich der Beseitigung der "permission barriers"
(sieht man von den leidigen Problemen mit der GNU
FDL-Lizenz ab). Wikipedia-Wissen ist freies Wissen, das in
andere Projekte, die unter der gleichen freien Lizenz
stehen, ohne Umformulieren exportiert werden kann.
Das Layout der Wikipedia mit integrierten Bildern wirkt
flotter als das des Bayern-Lexikons, wo Bilder und
Quellenbeigaben in der linken Spalte zu sehen sind. Bei den
Bildern kann das Bayern-Lexikon natuerlich aus dem Vollen
schoepfen, waehrend die Wikipedia nur Bilder, die unter
freier Lizenz zur Verfuegung stehen, verwenden kann, was
bei Themen ab dem Ersten Weltkrieg faktisch den Verzicht
auf historische Illustrationen bedeutet. Wikipedia-Bilder
muessen ueberall frei (auch kommerziell) genutzt und
veraendert werden koennen.
Ein weiterer Vorteil der Wikipedia ist, dass angesichts
ihrer Artikelmasse das Vernetzungspotential ungleich
groesser ist. Mit Wikilinks koennen Personen und allgemeine
Begriffe leicht erklaert werden.
Natuerlich waere es ohne weiteres moeglich, dass
wissenschaftliche Unternehmungen mit der Wikipedia
kooperieren. Nur eben nicht in Muenchen.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.