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[InetBib] Archivierung von Installations-/Video-Kunst und Computerspielen - wozu?



Juergen Fenn schrieb: 
 Ein allgemeines Problem von Videokunst, übrigens. Auch die Arbeiten
 von Bill Viola zB liefen bei der Retrospektive im Frankfurter Museum
 für Moderne Kunst seinerzeit längst nicht mehr auf den
 Original-Maschinen, für die sie produziert worden waren. Was natürlich
 die Wirkung beeinflußt. 
Dies ist freilich eine richtige Feststellung. Man sollte sich aber eher 
fragen, weshalb man um jeden Preis versuchen möchte, jede Form 
menschlichen Erfindungsgeistes für die Nachwelt zu fixieren und archivieren. 
Gerade bildende Künstler der heutigen Zeit arbeiten ja ganz bewußt mit 
dem Vergänglichkeits- und Zerfalls-Aspekt ihre Kunstwerke, man denke nur 
an Joseph Beuys. Eigentlich ist es ja gerade eine elementare Absicht 
dieser Form von Kunst, die Zeitgenossen zum Nachdenken über alles 
Zeitliche anzuregen, - auch darüber, wie absurd das menschliche Bestreben der 
Erhaltung und Konservierung doch oft sein kann. 
Und ich denke, daß auch ein Bill Viola bei dem Gedanken ruhig schläft, 
daß man seine Video-Installationen schon in wenigen Jahren nicht mehr 
wird sehen oder gar reproduzieren können: Denn auch sie sind bewußt 
nicht für die "Ewigkeit" geschaffen. Man sollte da also nicht versuchen, 
päpstlicher zu sein als der Papst, - doch handelt es sich hierbei ja 
immerhin noch um eine Form von "Kunst".
Aber die ganze Archivierungs-Welle im Bereich Internet-Seiten sowie 
auch bei Unterhaltungselektronik halte ich für einen ziemlichen Wahnwitz 
und Irrweg! Wozu denn ALLES das Konservieren, was nur für den Augenblick 
gedacht war? Wäre es nicht besser, sich auf wenige repräsentative 
Beispiele beschränken, und die Zeit, die das alles beansprucht, lieber in 
sinnvollere Projekte zu investieren? -
Frank W. Krahl

-------- Original-Nachricht --------
 Message: 20
 Date: Fri, 24 Nov 2006 00:37:58 +0100
 From: Juergen Fenn <juergen.fenn@xxxxxx>
 Subject: Re: [InetBib] Archivierung von Computerspielen war:
 Langzeiterhalt von AV-Inhalten ungeloest
 To: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
 Message-ID: <wk3b89oht5.fsf@xxxxxxxxxxxxxx>
 Content-Type: text/plain; charset=iso-8859-1 
  
 
 Markus Schnöpf <schnoepf@xxxxxxx> writes: 

 > Auch das Frankfurter Museum für angewandte Kunst hatte 2003 einen
 > spin-off gegründet, um Webseiten und Computerspiele zu sammeln. 

 Bei der Ausstellung war das größte Problem besonders augenfällig: Da
 lief ein altes Pak-Man-Spiel auf einem -- damals aktuellen -- iMac;
 man konnte das Spiel auf dem neuen Rechner aber gar nicht richtig
 spielen, Tastatur und Maus funktionierten nicht richtig. Es ist mit
 der Zeit immer schwerer geworden, so alte Programme noch auf aktueller
 Hardware und auf zeitgemäßen Betriebssystemen ablaufen zu lassen.  
 
 Ein allgemeines Problem von Videokunst, übrigens. Auch die Arbeiten
 von Bill Viola zB liefen bei der Retrospektive im Frankfurter Museum
 für Moderne Kunst seinerzeit längst nicht mehr auf den
 Original-Maschinen, für die sie produziert worden waren. Was natürlich
 die Wirkung beeinflußt. 

 Grüße,
 Jürgen Fenn.

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