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[InetBib] OT Über Vandalismus
- Date: Thu, 12 Oct 2006 13:46:43 +0200 (CEST)
- From: Eric Steinhauer <eric.steinhauer@xxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] OT Über Vandalismus
Liebe Liste,
es scheint, als sei die Zukunft der Handschriften der BLB weitgehend gesichert.
Gleichwohl gibt es noch immer Überlegungen, Kunst durch den Verkauf von Kunst
zu finanzieren. Was für einen Privatmann sicher sinnvoll ist, stellt sich bei
der öffentlichen Hand anders dar.
In den letzten Tagen habe ich anregende Lektüre gefunden, die im Kreis der
Liste vielleicht von Interesse ist, nämlich: Alexander Demandt, Vandalismus :
Gewalt gegen Kultur, Berlin : Siedler, 1997.
Hier ein paar Zitate:
"Gewalt gegen kulturelle Erinnerung verurteilt sich selbst. Die schärfste
Kritik am Vandalismus ist die kommentarlose Beschreibung des Tatbestandes. Da
dieser aber vielfach im voraus überlegt oder im nachhinein gerechtfertigt
worden ist, bedürfen auch diese Rationalisierungen einer Kritik. Sie sind in
der Regel Töchter der Kompensationstheorie. Der Täter sieht den Schaden
durchaus, aber legitimiert ihn mit dem Erfordernis eines angeblich höheren
Gutes. Man beruft sich auf die sogenannte Notwendigkeit, die den Ausschlag
einer Güterabwägung unangreifbar machen soll, könnten sich doch beim Nachwägen
auch andere Ergebnisse zeigen. An die Notwendigkeit appelliert nur, wer mit
seinem Witz am Ende ist und seine Bedenken beschwichtigen will. Denn die Mittel
entheiligen den Zweck." (S. 262)
Und dann dies:
"Die Kultur hat das Schicksal, in Konfliktfällen zu unterliegen. ... Der Wille
zur Tat schafft den Glauben an das eigene Recht: Wer handelt genehmigt sich
das. Schlechtes Gewissen stört die Aktion." (S. 251)
Hm, das bescheibt ziemlich treffend das Szenario der letzten Wochen in
Baden-Württemberg. Demandts Untersuchung zählt übrigens sehr differenziert die
verschiedenen Arten von Vandalismus auf. Nach Demandt ist Vandalismus ist
bewußte Beschädigung und Zerstörung von Kunstwerken und Denkmälern, S. 10.
Der Fall des in Baden-Württemberg versuchten "Staatsvandalismus" hat etwas
Unerhörtes. In Demandts Werk sucht man dergleichen vergeblich. Soll man das
jetzt als Innovation werten?! :-/
Eric Steinhauer
www.steinhauer-home.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.