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[InetBib] Führende Wissenschaftler und Bibliothekare fordern: Integrität der Handschriften der Badischen Landesbibliothek sichern
- Date: Mon, 9 Oct 2006 16:38:32 +0200
- From: "Barbara Schleihagen" <schleihagen@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: [InetBib] Führende Wissenschaftler und Bibliothekare fordern: Integrität der Handschriften der Badischen Landesbibliothek sichern
Pressemitteilung
Berlin, 09.10.2006
Führende Wissenschaftler und Bibliothekare fordern: Integrität der
Handschriften der Badischen Landesbibliothek sichern
Über 100 führende Wissenschaftler und Bibliothekare, an ihrer Spitze der
Präsident der Georgia Augusta, Prof. Dr. Kurt von Figura, und
Nobelpreisträger Prof. Dr. Manfred Eigen haben bei der Abschieds- und
Begrüßungsfeier für die Direktoren Prof. Dr. Elmar Mittler und Dr.
Norbert Lossau am 4.10.2006 in einem offenen Brief Ministerpräsident
Oettinger aufgefordert, die Integrität der Handschriftensammlung der
Badischen Landesbibliothek zu sichern. Weitere Unterzeichner sind u. a.
die Generaldirektoren der Staatsbibliothek zu Berlin, der Staats-,
Landes- und Universitätsbibliothek Dresden, der Bayerischen
Staatsbibliothek München sowie die Leiter der Zentralen Fachbibliotheken
der Medizin, der Technik und der Wirtschaftswissenschaften. Hier der
Brief im Wortlaut:
Offener Brief an Ministerpräsident Oettinger
Erhalten Sie die Integrität der Handschriftensammlungen der Badischen
Landesbibliothek
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
mit ungläubigem Entsetzen haben wir die Nachricht erfahren, das Land
Baden-Württemberg wolle wesentliche Teile der Handschriftensammlung der
Badischen Landesbibliothek Karlsruhe verkaufen, um damit finanzielle
Probleme des Hauses Baden zu lösen. Dies würde bedeuten, dass
insbesondere die im Verlaufe der Säkularisation am Anfang des 19.
Jahrhunderts in die damalige Hofbibliothek gebrachten kulturellen
Schätze verstreut würden. Sie sind im Rahmen des Landerwerbs der
napoleonischen Zeit über die Klosterkommission in den Besitz Badens
gelangt. Im Gegensatz zu der Bibliothek des Klosters Salem, dessen
Bibliothek 1826/27 an die Universität Heidelberg verkauft wurde, waren
sie aber nie Besitz des Hauses Baden.
Durch das umsichtige Verhalten der Bediensteten der Klosterkommission
und der beteiligten Bibliotheken (Universitätsbibliotheken in Freiburg
und Heidelberg und die schon damals öffentlich zugängliche Hofbibliothek
Karlsruhe) ist es gelungen, den Handschriftenbestand der Klöster in
Baden in großer Vollständigkeit zu erhalten. Er wurde in der
Hofbibliothek nach Provenienzen aufgestellt, so dass bis heute die
Sammlungen der aufgelösten Bibliotheken als Einheit erhalten sind. Sie
sind nicht durch Kriegsverluste geschädigt worden. Durch die sorgfältige
Katalogisierung mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
ist sie hier aller Welt sichtbar und allen kulturell Interessierten
leicht zugänglich. Er ist ein wesentlicher Teil des kulturellen Erbes
und mit Sicherheit der wesentliche Teil der Schriftkultur
Südwestdeutschlands bis zur Durchsetzung des Buchdrucks.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sie wissen, wie verstreut und
durch vielfältige Verluste geschädigt gerade die schriftliche
Überlieferung in Deutschland ist. Es fehlt Deutschland eine die
Jahrhunderte übergreifende Nationalbibliothek. Umso wichtiger ist es,
dass die regional erhaltenen Bestände dauerhaft gesichert bleiben.
Zerstören Sie nicht einen wesentlichen Teil der kulturellen Identität
des badischen Landesteiles Baden-Württembergs.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung,
(Unterschrift)
Weitere Unterzeichnung ist über die Website des Deutschen
Bibliotheksverbandes
http://www.bibliotheksverband.de möglich.
Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (DBV)
Im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (DBV) sind ca. 2.000 Bibliotheken
aller Sparten und Größen Deutschlands zusammengeschlossen. Der
gemeinnützige Verein dient der Förderung des Bibliothekswesens und der
Kooperation aller Bibliotheken. Sein Anliegen ist es, die Wirkung der
Bibliotheken in Kultur und Bildung sichtbar zu machen und ihre Rolle in
der Gesellschaft zu stärken. Zu den Aufgaben des DBV gehört auch die
Förderung des Buches und des Lesens als unentbehrliche Grundlage für
Wissenschaft und Information, sowie die Förderung des Einsatzes
zeitgemäßer Informationstechniken.
Kontakt: Deutscher Bibliotheksverband e.V.
Prof. Dr. Claudia Lux, Vorsitzende oder Barbara Schleihagen,
Geschäftsführerin
Tel.: 0 30/39 00 14 80
E-Mail: dbv@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx, http://www.bibliotheksverband.de
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.