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Re: [InetBib] [OT] informationsethik, e-mail, Webforen
- Date: Mon, 2 Oct 2006 09:57:50 +0200
- From: "Scheuble, Robert" <Robert.Scheuble@xxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] [OT] informationsethik, e-mail, Webforen
Lieber Herr Scheithauer,
erst kürzlich wurde hier in der Liste unter dem Betreff "Spuren im Netz -
Probleme bei Bewerbungen ???" eine Frage diskutiert, die in eine ähnliche
Richtung zielte. Dort können Sie ja auch noch nachsehen.
Man muss sich schon des Umstandes bewusst sein, dass man sich im Internet fast
überall auf öffentlichem Terrain bewegt.
Das betrifft nicht nur jeden Textbeitrag, den man z.B. in einer öffentlichen
Diskussionsliste wie Inetbib veröffentlicht, sondern auch jede selbst
gezimmerte Homepage, die künftig sogar als Web-Veröffentlichung durch die DNB
archiviert werden soll. Insofern sehe ich hier kein informationsethisches
Problem - ganz abgesehen davon, dass es über allgemein gültige
informationsethische Regeln wohl kaum einen Konsens geben dürfte.
Insgeheim trage ich noch immer den rebellischen Wunsch in mir, irgendwann nur
noch auf solche E-Mails und andere elektronische Kommunikationsformen zu
antworten, die wenigstens ansatzweise eine Verwandtschaft zum Brief erkennen
lassen. Die Praxis indes sieht vielfach anders aus. Selbst von Lehrenden
bekomme ich bisweilen E-Mails, die orthographisch und grammatikalisch - vom
Ausdruck ganz zu schweigen - eine Zumutung sind. Dies trifft auch auf manche
Beiträge in der Inetbib zu. Ich muss daher zähneknirschend zur Kenntnis nehmen,
dass bei vielen E-Mails und Beiträgen die Schnelligkeit der Mitteilung nach
meinem Geschmack übermäßig zu Lasten von Form und Inhalt geht. Solche
Mitteilungen wirken daher oft wie unbeabsichtigt bekannt gewordene oder
veröffentlichte Notizzettel, die man sich in Papierform bestenfalls mit
vertrauten Kollegen austauschen würde.
Da ich Ihre "Quatschmails" nicht kenne, kann ich mir über deren Inhalt kein
Urteil bilden. Insgesamt aber würde ich mir einfach bewusst halten, dass es
auch bei der öffentlichen Kommunikation quer durch alle Bereiche einen gewissen
Bodensatz gibt, mit dem man - je nach Sichtweise - leben kann oder muss.
Und wenn Sie neben Ihren ordentlichen Beiträgen auch zu Ihren
"Quatschbeiträgen" stehen können, dann würde ich persönlich zunächst
versuchen, meinen Rechtfertigungsdruck abzubauen.
Übrigens besteht bei manchen Anbietern sogar die Möglichkeit, den Inhalt der
eigenen Beiträge löschen zu lassen.
Mit den besten Grüßen
Robert Scheuble
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Walter Scheithauer [mailto:walter.scheithauer@xxxxxxxxx]
Gesendet: Samstag, 30. September 2006 20:44
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] [OT] informationsethik, e-mail, Webforen
Liebe Liste,
ein Verwandter hat im Internet einige dumme Beiträge meinerseits in
Internetforen und unter anderem auch in dieser Liste gefunden und das
brühwarm meinen Eltern mitgeteilt, von denen ich teilweise noch
unterstützt werde. Nun muss ich mich für fasst jeden dümmeren Beitrag,
den ich in den letzten vierundzwanzig Monaten irgendwo verfasst habe,
rechtfertigen. Nun meine Frage: Verletzt dieser Zwang, mich für alles,
was ich im Internet in Foren und Mailinglisten geschrieben habe, nicht
irgendwie die Regeln der Informationsethik ? Ich weiss, ich habe
manchmal Quatsch geschrieben und stehe auch zu meinen Fehlern. Aber
darüber der Familie Rechenschaft ablegen zu müssen kommt mir fast so
vor, als würden meine Briefe gelesen.
Wie ist Ihre Meinung dazu ? Für alle Argumente, mit denen ich meine
"besorgte Familie" beruhigen kann, bin ich sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Scheithauer
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.