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[InetBib] heise online: Open Access: US-Gesetzesinitiative für freien Zugang zu Forschungsergebnissen



Liebe Listenteilnehmer,

diese Information erhielt ich von einem Wissenschaftler unserer Universität.
Der kürzlich an der TU Chemnitz verabschiedete Rektoratsbeschluss zu Open Access trägt bei uns gute Früchte.

Ute Blumtritt
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04.05.2006 09:12

Open Access: US-Gesetzesinitiative für freien Zugang zu Forschungsergebnissen

In einer überparteilichen Initiative haben der Republikaner John
Cornyn[1] (Texas) und der Demokrat Joe Lieberman[2] (Connecticut) im
US-Senat den Entwurf eines "Federal Research Public Access Act" (FRPAA)
eingebracht, der jedermann den freien Zugang zu den Ergebnissen der aus
Bundesmitteln geförderten Forschung sichern soll. Bislang sind die
Veröffentlichungen der Forscher online zumeist nur über die
kostenpflichtigen Websites der kommerziellen Wissenschaftsverlage
zugänglich, sofern man nicht gerade an einem Institut arbeitet, das die
Zeitschrift abonniert hat, in welcher ein gesuchter Artikel erschienen
ist.

Der Gesetzentwurf verlangt von allen Einrichtungen der
US-Bundesregierung, die mit mehr als 100 Millionen US-Dollar pro Jahr
Forschungsprojekte fördern, die Zuwendungsempfänger zu verpflichten,
den freien Online-Zugang zu ihren Veröffentlichungen "sobald wie
praktisch möglich, jedoch nicht später als sechs Monate nach dem
Erscheinen in einer Peer-Review-Zeitschrift" zu gewährleisten. Unter
diese Regelung würden beispielsweise das Umweltbundesamt EPA, die NASA,
die National Science Foundation (NSF) und die National Institutes of
Health (NIH) fallen. Dabei soll es ihnen überlassen bleiben, ob sie
dazu eigene Publikationsserver betreiben – wie dies das NIH bereits mit
PubMed Central[3] praktiziert – oder ob sie die Autoren auf andere
anerkannte "Institutional Repositories" verweisen, die den Kriterien
des freien Zugangs, der Interoperabilität und der Langzeitverfügbarkeit
genügen. Binnen eines Jahres nach dem Inkrafttreten des Entwurfs
müssten die Fördereinrichtungen diesbezüglich Verfahrensregeln
entwickeln und dann einmal jährlich dem Senat über den Stand der "Open
Access Policy" berichten.

Zur Begründung heißt es, die US-Regierung finanziere Grundlagen- und
angewandte Forschung in der Erwartung, "dass die aus dieser Forschung
resultierenden neuen Ideen und Entdeckungen die Wissenschaft
voranbringen und die Lebensbedingungen der Menschen in den Vereinigten
Staaten und in aller Welt verbessern, wenn sie geteilt werden und
wirksam Verbreitung finden". Das Internet mache es möglich, "dass diese
Informationen jedem Wissenschaftler, Arzt, Lehrer und Bürger daheim, in
der Schule oder in einer Bücherei prompt zur Verfügung stehen".

Der FRPAA[4] (PDF-Datei) bekräftigt und erweitert damit die schon vor
zwei Jahren vom Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses an das NIH
gerichtete und von 25 Nobelpreisträgern unterstützte Aufforderung[5],
die Publikationen aus NIH-finanzierten Projekten innerhalb von sechs
Monaten nach der Erstveröffentlichung in einem wissenschaftlichen
Journal auch in dem frei zugänglichen Online-Volltextarchiv PubMed
Central zu veröffentlichen. Als die NIH-Richtlinien[6] nach erbitterten
Diskussionen mit den Verlegerverbänden Anfang Mai 2005 in einer
reichlich abgemilderten Form in Kraft traten, wurden die Forscher darin
lediglich gebeten, Kopien ihrer Manuskripte für die
Zweitveröffentlichung zur Verfügung zu stellen, und die Schonfrist für
die Verlage war von einem halben Jahr auf zwölf Monate erhöht worden.
Die Cornyn-Lieberman-Bill zielt nun auf eine Verpflichtung der Forscher
zu Open Access und beschränkt die Karenzzeit zugunsten der Verlage auf
sechs Monate. Zudem bezieht sie über das NIH hinaus alle maßgeblichen
Forschungsförderungseinrichtungen des Bundes mit ein und geht damit
auch über den allein von Lieberman im vergangenen Dezember
eingebrachten CURES Act hinaus.

Nach Ansicht von Beobachtern bedeutet der gemeinsame Vorstoß des
konservativen Republikaners und des gemäßigten Demokraten einen starken
Schub für die "Open Access"-Bewegung. "Das ist ein hervorragender
Entwurf", meint der Public-Knowledge-Aktivist und Philosophie-Professor
am Earlham College, Peter Suber[7]. "Er wird den Steuerzahlern den
Zugang zur nicht-geheimen Forschung bringen, die sie mit ihren
Steuergeldern finanzieren".

Zur Entwicklung und den Hintergründen der Open-Access-Bewegung bringt
c't in einer der nächsten Ausgaben einen ausführlichen Report "Über die
Zäune der Wissensgesellschaft". (Richard Sietmann) /
 (jk[8]/c't)

URL dieses Artikels:
  http://www.heise.de/newsticker/meldung/72679

Links in diesem Artikel:
  [1] http://cornyn.senate.gov/
  [2] http://lieberman.senate.gov/
  [3] http://www.pubmedcentral.nih.gov/
  [4] http://cornyn.senate.gov/doc_archive/05-02-2006_COE06461_xml.pdf
  [5] http://www.heise.de/newsticker/meldung/50557
  [6] http://www.nihms.nih.gov
  [7] http://www.earlham.edu/~peters/hometoc.htm
  [8] mailto:jk@xxxxxxxxxxx

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