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Re: [InetBib] Werbung im Bibliothekskatalog



Annette Kustos schrieb:

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Hallo Herr Eberhardt,

ich bin bloss ein Wiss.Bibl., der sich ab und an mal an einer Diskussion 
beteiligt, wenn er das Thema interessant findet.
Das ist ja hier eine Diskussionsliste und kein Verfahren vor Gericht. Ich bin immer noch "meiner Meinung" - sach da jetzt aber nix mehr, nur um zu beweisen, dass ich es mir nicht einfach mache.....sonst muss ich armes Würstchen noch die einschlägigen Metakataloge verteidigen, die Links haben, was man auch ohne mich weiß....da bin ich nicht die Ansprechpartnerin (Gott sei es gedankt.)

ja gott sei dank haben sie links. liebe herren kollegen, wir sollten wirklich vorsichtig sein und erstmal nach dem nutzen für die vielen anwender der oben diskutierten funktionen fragen, sonst schaufeln wir uns hier mit der rechtspicke ein eigenes grab.
mein letztes wort dazu :-) grüße jh
Daher also ebenso schönen Gruss


Datum:          Thu, 27 Apr 2006 11:38:12 +0200
Von:                    Joachim Eberhardt 
<Joachim.Eberhardt@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Organisation:           Universitaetsbibliothek Erlangen-Nuernberg
An:                     Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Betreff:                Re: [InetBib] Werbung im Bibliothekskatalog
Antwort an:             Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
        <mailto:inetbib-request@xxxxxxxxxxxxxxxxxx?subject=unsubscribe>
        <mailto:inetbib-request@xxxxxxxxxxxxxxxxxx?subject=subscribe>

Liebe Frau Kustos,

Sie machen es sich zu einfach. Die Verbindung mit einem Online-Buchhändler, egal in welcher Form, ist Werbung, auch wenn nicht darunter "Kaufmich" steht. Es bedarf keiner expliziten Aufforderung zum Kauf. Was glauben Sie, warum product placement im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht erlaubt ist? Der Link im Online-Katalog auf den Buchhändler ist keine Vermittlung eines eigenen Bestandes. Entfernen Sie den Link, und die Einwände entfallen (Urheberrecht ist eine andere Frage). Ein Verweis auf den Buchhandel im allgemeinen oder auf das VLB ist in dieser Perspektive weniger problematisch, weil er ja keinen bestimmten Händler bevorzugt. Auf Amazon zu verweisen heißt Verfügbarkeit (als wünschbare Information) über Amazon zu definieren.

Schönen Gruß, J. Eberhardt



Annette Kustos schrieb:

Hallo liebe Inet-Bibler,

das ist eine ganz schön schwierige Frage: was ist Werbung...man könnte sogar eine 
Katalogaufnahme so verstehen: "Hier,
dieses Buch ist für Sie interessant!!! Um so einfacher erkennen Sie das 
vielleicht, wenn Sie sich auch den Klappentext
ansehen können...oder das Inhaltsverzeichnis". Und da sind wir ja auch bei unserem 
Auftrag als Bibliotheken, nämlich
Bestände und Informationen zu vermitteln. Es gibt ja auch schon viele 
Projekte/Produkte, die mit der Präsentation oder
den Möglichkeiten der Texterkennung, Erschließung und Indexierung die Information 
dieser Umschläge, Klappentexte,
Inhaltsverzeichnisse mit  bisherigen Bibliotheksprodukten (intellektuelle oder 
automatische Erschließungstechniken)
verbinden und damit noch bessere "Precision" bei der Recherche für die Benutzer 
bieten. Ist das Werbung oder unsere
ureigene Arbeit? Ich denke letzteres. Was der Benutzer für sich als "Information" und was 
als "Werbung" sieht, ...ist
durchaus interessant .. aber nicht unser Problem finde ich. Denn: rufen wir zum 
"Kauf" auf? Bringen wir psychologisch
geschickt zwei verschiedene paar Schuh in Verbindung, damit der Kunde ein 
drittes kauft, (an das er vielleicht noch
nie vorher gedacht hat?) Nein...wir antworten auf Fragen, die der Benutzer 
schon hat, weisen auf neue Aspekte hin, und
dann stellt er vielleicht selber neue oder andere Fragen.

Die gebräuchlichen Metakataloge verweisen in Bezug auf die Verfügbarkeit auf 
den Buchhandel. Ist das Werbung? Die
Frage ist schon schwieriger....aber auch hier fordern wir nicht zum Kauf auf, sondern sprechen 
von "Verfügbarkeit",
also das, was den Benutzer dann interessiert, wenn er einen Titel (durch uns) 
gefunden hat. Es ist einfach Unsinn,
diese Information zu verweigern, finde ich. Im Magen liegt dann der regionale, 
hochleistungsfähige Buchhandel ? nö.
Glaube ich  nicht.....da noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind..





PS und ausserdem liegt es im Ermessen der Bibliothek die Anzeige der Bilder im WebOPAC in den Einstellungen auf negativ zu setzen, also auszuschalten.
JH

Joachim Eberhardt schrieb:



Liebe Frau Haase,

Herr Markner hat sich schon öfter in dieser Weise geäußert, und wenn ich ihn recht verstehe, geht es ihm um zwei Dinge, die sich trennen lassen: 1. dass überhaupt Werbung in einem öffentlich-rechtlich verwalteten Katalog ist, 2., dass dieser Katalog *einen bestimmten Anbieter* vor allen andern bevorzugt. Sie können der Meinung sein, dass Werbung ok ist, müssten sich aber trotzdem die zweite Frage stellen, ob Sie wirklich den *größten* Internetbuchhändler unterstützen wollen.

Schönen Gruß, J. Eberhardt (UB Erlangen)


Frau Haase schrieb:



... die polemischen Fragestellungen des Artikels sind ja nicht unberechtigt, aber werden da nicht unsere Bibliotheksbenutzer unmündig gemacht? Unsere Bibliothek arbeitet für Berufsfachschulen mit eben jenem Web-OPAC und er ist für unsere Bedürfnisse optimal gestaltet. Beim normalen Bibliotheksbenutzer spielt der optische Wiedererkennungseffekt bei der Suche nach Literatur eine große Rolle - warum nicht darauf eingehen? Die Bücher werden bei uns mit Schutzumschlag foliert. Technisch und wirtschaftlich ist die Verknüpfung des Bond-Katalogs mit den Amazon-Abbildungen einfach realisierbar - warum diese Möglichkeit nicht nutzen? Unsere Schüler lernen ganz schnell, wohin sie im Katalog klicken müssen, um das zu finden, was sie suchen. Darüber hinaus ist es unsere Aufgabe, sie die Vielfalt und den Umgang damit zu lehren - auch die Vielfalt der Möglichkeiten, sich Literatur zu beschaffen - warum amazon, google & Co nicht als Ergänzung sehen? Vielleicht sehe ich das zu pragmatisch, aber meine Erfahrungen ist - Konkurrenz beflügelt und Werbung ringsumher kann jeder eigenverantwortlich und individuell ausblenden. ... aber meine Urlaube verbringe ich auch in den Bergen, wo Funkstille Werbepause herrschen ;-)
Grüße J. Haase
Lette-Verein / Bibliothek

Frauke Mahrt-Thomsen schrieb:



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Liebe KollegInnen,

ich möchte Sie auf einen Beitrag von Reinhard Markner/Berlin in der Frankfurter Allgemeine vom 20. 4. 2006, Nr. 92, S. 42, aufmerksam machen, in dem er sich kritisch mit der Werbung für einen Internet-Großbuchhändler in
Bibliothekskatalogen auseinandersetzt.
Mit freundlichen Grüßen,
Frauke Mahrt-Thomsen


Hier ein Ausschnitt aus dem Artikel von Reinhard Markner:

Werbung in der Bücherei
Der trojanische Schutzumschlag

Zu den merkwürdigsten Gebräuchen des deutschen Bibliothekswesens gehört
der achtlose Umgang mit Schutzumschlägen. Gewöhnlich gelangen nur ihrer
Hülle beraubte Bücher in die Magazine wissenschaftlicher Bibliotheken.
Auch bedruckte Buchdeckel werden häufig entfernt, wenn man Paperbacks
neu binden läßt. Nicht einmal Gérard Genettes Erhebung des
Schutzumschlags in den Rang eines "Paratextes" hat an dieser Praxis
etwas ändern können. Die öffentlichen Bibliotheken sind stets schonender
verfahren. Sie präsentieren Teile ihrer Bestände ähnlich wie eine
Großbuchhandlung, in frei zugänglichen Regalen. Die Benutzer sind
eingeladen, sich selbst zu bedienen und ihre Entscheidungen auch von
Klappentexten oder Umschlagbildern leiten zu lassen. Es ist daher ganz
natürlich, daß sich diese Form der unmittelbaren Ansprache der Leser
neuerdings auch in der Gestaltung elektronischer Kataloge fortsetzt. Und
vielleicht sollte es auch nicht verwundern, wenn dabei die Grenzen
zwischen Bücherei und Buchhandlung verschwimmen. Die Bond GmbH & Co. KG
ist ein mittelständisches Unternehmen, das vor achtzehn Jahren gegründet
wurde und siebzig Mitarbeiter beschäftigt. Nach eigenen Angaben ist es
"Deutschlands führender Hersteller von Bibliothekssoftware". Seine mehr
als dreitausend Kunden hat es vor allem unter den öffentlichen
Büchereien gefunden. Die Stadtbibliotheken in Heidelberg, Münster und
Magdeburg ebenso wie viele kleinere Häuser verwenden das Programm
"Web-Opac V2.3", das die Bestellung von Medien vom Rechner zu Hause
ermöglicht. Unverwechselbar ist dieses Programm durch die Einbindung von
kleinen Umschlagbildern in die jeweiligen Titelaufnahmen. Woher sie
stammen, ist leicht festzustellen. Klickt man die Bildchen an, gelangt
man nämlich nicht etwa zum eigenen Benutzerkonto, sondern mitten hinein
in den Katalog des marktbeherrschenden Internetbuchhändlers, der seit
geraumer Zeit auch gebrauchte Bücher zum Kauf anbietet. Sollen so
Bibliotheksnutzer auf andere Gedanken gebracht werden? Wozu ein Buch
ausleihen, wenn man es doch auch kaufen kann? Wozu aus dem Haus gehen,
wenn die Ware mit der Post geliefert wird?





--
     Jana Haase

Lette-Verein Bibliothek
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Annette Kustos
Magistra Artium, Master of Arts (Library and Information Science)
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Dr. Joachim Eberhardt
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