Hallo liebe Inet-Bibler,
das ist eine ganz schön schwierige Frage: was ist Werbung...man könnte sogar eine
Katalogaufnahme so verstehen: "Hier,
dieses Buch ist für Sie interessant!!! Um so einfacher erkennen Sie das
vielleicht, wenn Sie sich auch den Klappentext
ansehen können...oder das Inhaltsverzeichnis". Und da sind wir ja auch bei unserem
Auftrag als Bibliotheken, nämlich
Bestände und Informationen zu vermitteln. Es gibt ja auch schon viele
Projekte/Produkte, die mit der Präsentation oder
den Möglichkeiten der Texterkennung, Erschließung und Indexierung die Information
dieser Umschläge, Klappentexte,
Inhaltsverzeichnisse mit bisherigen Bibliotheksprodukten (intellektuelle oder
automatische Erschließungstechniken)
verbinden und damit noch bessere "Precision" bei der Recherche für die Benutzer
bieten. Ist das Werbung oder unsere
ureigene Arbeit? Ich denke letzteres. Was der Benutzer für sich als "Information" und was
als "Werbung" sieht, ...ist
durchaus interessant .. aber nicht unser Problem finde ich. Denn: rufen wir zum
"Kauf" auf? Bringen wir psychologisch
geschickt zwei verschiedene paar Schuh in Verbindung, damit der Kunde ein
drittes kauft, (an das er vielleicht noch
nie vorher gedacht hat?) Nein...wir antworten auf Fragen, die der Benutzer
schon hat, weisen auf neue Aspekte hin, und
dann stellt er vielleicht selber neue oder andere Fragen.
Die gebräuchlichen Metakataloge verweisen in Bezug auf die Verfügbarkeit auf
den Buchhandel. Ist das Werbung? Die
Frage ist schon schwieriger....aber auch hier fordern wir nicht zum Kauf auf, sondern sprechen
von "Verfügbarkeit",
also das, was den Benutzer dann interessiert, wenn er einen Titel (durch uns)
gefunden hat. Es ist einfach Unsinn,
diese Information zu verweigern, finde ich. Im Magen liegt dann der regionale,
hochleistungsfähige Buchhandel ? nö.
Glaube ich nicht.....da noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind..
PS und ausserdem liegt es im Ermessen der Bibliothek die Anzeige der
Bilder im WebOPAC in den Einstellungen auf negativ zu setzen, also
auszuschalten.
JH
Joachim Eberhardt schrieb:
Liebe Frau Haase,
Herr Markner hat sich schon öfter in dieser Weise geäußert, und wenn ich
ihn recht verstehe, geht es ihm um zwei Dinge, die sich trennen lassen:
1. dass überhaupt Werbung in einem öffentlich-rechtlich verwalteten
Katalog ist, 2., dass dieser Katalog *einen bestimmten Anbieter* vor
allen andern bevorzugt. Sie können der Meinung sein, dass Werbung ok
ist, müssten sich aber trotzdem die zweite Frage stellen, ob Sie
wirklich den *größten* Internetbuchhändler unterstützen wollen.
Schönen Gruß, J. Eberhardt (UB Erlangen)
Frau Haase schrieb:
... die polemischen Fragestellungen des Artikels sind ja nicht
unberechtigt, aber werden da nicht unsere Bibliotheksbenutzer unmündig
gemacht? Unsere Bibliothek arbeitet für Berufsfachschulen mit eben
jenem Web-OPAC und er ist für unsere Bedürfnisse optimal gestaltet.
Beim normalen Bibliotheksbenutzer spielt der optische
Wiedererkennungseffekt bei der Suche nach Literatur eine große Rolle -
warum nicht darauf eingehen? Die Bücher werden bei uns mit
Schutzumschlag foliert. Technisch und wirtschaftlich ist die
Verknüpfung des Bond-Katalogs mit den Amazon-Abbildungen einfach
realisierbar - warum diese Möglichkeit nicht nutzen? Unsere Schüler
lernen ganz schnell, wohin sie im Katalog klicken müssen, um das zu
finden, was sie suchen. Darüber hinaus ist es unsere Aufgabe, sie die
Vielfalt und den Umgang damit zu lehren - auch die Vielfalt der
Möglichkeiten, sich Literatur zu beschaffen - warum amazon, google &
Co nicht als Ergänzung sehen? Vielleicht sehe ich das zu pragmatisch,
aber meine Erfahrungen ist - Konkurrenz beflügelt und Werbung
ringsumher kann jeder eigenverantwortlich und individuell ausblenden.
... aber meine Urlaube verbringe ich auch in den Bergen, wo Funkstille
Werbepause herrschen ;-)
Grüße J. Haase
Lette-Verein / Bibliothek
Frauke Mahrt-Thomsen schrieb:
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Liebe KollegInnen,
ich möchte Sie auf einen Beitrag von Reinhard Markner/Berlin in der
Frankfurter Allgemeine vom 20. 4. 2006, Nr. 92, S. 42, aufmerksam
machen, in dem er sich kritisch mit der Werbung für einen
Internet-Großbuchhändler in
Bibliothekskatalogen auseinandersetzt.
Mit freundlichen Grüßen,
Frauke Mahrt-Thomsen
Hier ein Ausschnitt aus dem Artikel von Reinhard Markner:
Werbung in der Bücherei
Der trojanische Schutzumschlag
Zu den merkwürdigsten Gebräuchen des deutschen Bibliothekswesens gehört
der achtlose Umgang mit Schutzumschlägen. Gewöhnlich gelangen nur ihrer
Hülle beraubte Bücher in die Magazine wissenschaftlicher Bibliotheken.
Auch bedruckte Buchdeckel werden häufig entfernt, wenn man Paperbacks
neu binden läßt. Nicht einmal Gérard Genettes Erhebung des
Schutzumschlags in den Rang eines "Paratextes" hat an dieser Praxis
etwas ändern können. Die öffentlichen Bibliotheken sind stets schonender
verfahren. Sie präsentieren Teile ihrer Bestände ähnlich wie eine
Großbuchhandlung, in frei zugänglichen Regalen. Die Benutzer sind
eingeladen, sich selbst zu bedienen und ihre Entscheidungen auch von
Klappentexten oder Umschlagbildern leiten zu lassen. Es ist daher ganz
natürlich, daß sich diese Form der unmittelbaren Ansprache der Leser
neuerdings auch in der Gestaltung elektronischer Kataloge fortsetzt. Und
vielleicht sollte es auch nicht verwundern, wenn dabei die Grenzen
zwischen Bücherei und Buchhandlung verschwimmen. Die Bond GmbH & Co. KG
ist ein mittelständisches Unternehmen, das vor achtzehn Jahren gegründet
wurde und siebzig Mitarbeiter beschäftigt. Nach eigenen Angaben ist es
"Deutschlands führender Hersteller von Bibliothekssoftware". Seine mehr
als dreitausend Kunden hat es vor allem unter den öffentlichen
Büchereien gefunden. Die Stadtbibliotheken in Heidelberg, Münster und
Magdeburg ebenso wie viele kleinere Häuser verwenden das Programm
"Web-Opac V2.3", das die Bestellung von Medien vom Rechner zu Hause
ermöglicht. Unverwechselbar ist dieses Programm durch die Einbindung von
kleinen Umschlagbildern in die jeweiligen Titelaufnahmen. Woher sie
stammen, ist leicht festzustellen. Klickt man die Bildchen an, gelangt
man nämlich nicht etwa zum eigenen Benutzerkonto, sondern mitten hinein
in den Katalog des marktbeherrschenden Internetbuchhändlers, der seit
geraumer Zeit auch gebrauchte Bücher zum Kauf anbietet. Sollen so
Bibliotheksnutzer auf andere Gedanken gebracht werden? Wozu ein Buch
ausleihen, wenn man es doch auch kaufen kann? Wozu aus dem Haus gehen,
wenn die Ware mit der Post geliefert wird?
--
Jana Haase
Lette-Verein Bibliothek
www.lette-verein.de
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Tel.(030) 219 94 155
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Annette Kustos
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