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Re: [InetBib] Werbung im Bibliothekskatalog
- Date: Thu, 27 Apr 2006 11:57:44 +0200
- From: "Rohde Bernd" <Bernd.Rohde@xxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Werbung im Bibliothekskatalog
Liebe Kolleginen und Kollegen,
nebem dem rechtlichen Apsekt der "Werbung" sehe ich bei dieser Form der
Verknüpfung von unseren Titeldaten
via Bilder von Amazon (oder einem anderen Anbieter, egal welcher) mit deren
Datenbank ein anderes Problem.
Es ist ja nicht alleinig so wie Herr Markner schreibt:
Zu den merkwürdigsten Gebräuchen des deutschen Bibliothekswesens gehört
der achtlose Umgang mit Schutzumschlägen. Gewöhnlich gelangen nur ihrer
Hülle beraubte Bücher in die Magazine wissenschaftlicher Bibliotheken.
Auch bedruckte Buchdeckel werden häufig entfernt, wenn man Paperbacks
neu binden läßt.
Diese Sichtweise ist mir zu stark fokusiert auf die Neuanschaffung von aktuell
auf dem Buchmarkt erhältlichen Titeln.
Wenn bei einem, schon seit vielen jahren in der Bibliothek stehenden, Buch der
Umschlag zerschlissen ist,
dann scheide ich deswegen nicht unbedingt das ganze Buch aus. Das Werk von 1975
hat dann eben 2005 einen anderen Umschlag
als ursprünglich, da kann die Abbbildung im Web-OPAC noch so Original sein, es
sieht dann halt anders aus.
"Produzieren" wir mit diesen Abbildungen dann nicht auch haufenweise
Benutzerreaktionen à la
"Ach, das ist dieses Buch? Das sah im Katalog doch ganz anders aus: Rot und
nicht Blau!"?
Die Kolleginnen und Kollegen in der Ausleihe, die dann derartiges tagtäglich
hören müssen, können einem jetzt schon leid tun.
Noch etwas verschärfter ist die Sache bei Werken, für die Amazon (oder wer auch
immer) keine Abbildung zu Verfügung stellt / stellen kann.
Für ein Werk aus dem Magazin von 1705 wäre es erstaunlich, wenn dieser
"kommerzielle Dienstleistungspartner" eine Abbildung hätte,
die zudem noch tatsächlich mit genau diesem Exemplar übereinstimmt (denn, je
älter ein Werk ist, desto mehr "Individualität",
gerade beim Einband, hat es gegenüber einer anderen Ausgabe dieses Werkes in
einer anderen Bibliothek - nicht umsonst existieren
deswegen auch exemplarspezifische Titelaufnahmen für historische Buchbestände).
Es gibt also, dies auch tlws. bei neueren Publikationen, eine sehr hohe Anzahl
von Titeln, für die einfach keine Abbildung des Umschlages
geliefert werden kann. Es sei denn, ich gehe in das Magazin, mache das Foto
selbst und stelle es in den Web-OPAC (dann kommt dazu
der Speicherplatz auf dem eigenen Server, der für die vielen Fotos gebraucht
wird), habe dann aber keine Verknüpfung zum "Partnerunternehmen",
der u.U. diese Verlinkungsrechte exklusiv besitzt und man nicht etwas anderes
(z.B. Link zur Suchmaske bei ZVAB) alternativ hinterlegen kann.
Und was für Bilder zeige ich bei Sondermaterialien an? Wird bei einem
Mikrofiche nur so ein Foto des Mikrofiche angezeigt, das auch nicht mehr bietet,
als ein beliebiges anderes Foto eines anderen Mikrofiches? Das kann man sich
dann doch eigentlich auch sparen.
Wie reagieren unsere Benutzer dann auf die vielen Titel im Web-OPAC ohne
zusätzliche Abbildung? Sind wir nicht schlussendlich jemand,
der eine halbfertige Dienstleistung anbietet, weil wir (und nicht Amazon, oder
wer auch immer!) in den Augen der Benutzer nicht fähig sind,
für alle Titel Bilder vorzuweisen?
Wenn eine Allgemein-Öffentliche Stadtbücherei oder eine recht junge
Fachhochschulbibliothek diesen Service anbieten möchte,
sehe ich da weniger Probleme, als bei Bibliotheken mit nennenswerten
Altbeständen oder einem hohen Mass an Sondermaterialien.
Wenn wir einen solchen Standard, Titelbilder in unseren Web-OPACs,
flächendeckend einzuführen gedenken, sollten wir auch sicherstellen können,
dass wir das auf einem hohen Niveau anbieten, d.h. ohne einen allzuhohen
Prozentsatz von nicht-vorhandenen Titelbildern.
Wenn das nicht gesichert ist, sollte man es bleiben lassen.
Schöne Grüsse aus Bern
Bernd Martin Rohde
__________
Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
Sportweg 15, CH 3097 Liebefeld
Tel.: (+41) (0)31 9719674, mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
(dienstl.: Tel.: (+41) (0)31 3203313, mailto:bernd.rohde@xxxxxxxxxxxxx)
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.