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Re: [InetBib] Klage gegen Subito



Das sehe ich etwas anders! Ich bin Herrn Sprang für seine Ausführungen dankbar! 
Sie zwingen einen zum weiteren Nachdenken/Argumentieren. Da auch mein 
Arbeitgeber der Ansicht ist, dass "Beobachtung" von INETBIB "keine weit 
reichenden Auswirkungen auf die Arbeit des Bibliothek- und Informationsbereichs 
des GI hat" - hier nur kurz paar Punkte, die bei mir auf Unverständnis stoßen. 
1. Die Notiz im Börsenblatt über den Protest der kleinen Verlage- besagt, dass 
SUBITO auf Kostenfreiheit besteht. Das stimmt doch nicht? -  Herr Eberhardt hat 
festgestellt : "Dafür sei angemessen an eine Verwertungsgesellschaft zu zahlen" 
... Und bei Herrn Sprang lese ich, dass sich das "sog. Urheberrechtsbündnis 
vehement dafür einsetzt, dass die Verlage überhaupt nicht mehr an den 
Ausschüttungen der VG Wort beteiligt werden" ... Das ist doch wohl auch ein 
Missverständnis? 
2. Weiterhin ist dem  Papier von Herrn Sprang "Versand digitaler Dokumente 
durch Bibliotheken ...folgendes zu entnehmen : "Das Angebot sämtlicher 
erhältlicher Aufsätze und Bücher durch Kopienversanddienste im Internet führt 
dazu, dass viele Bibliotheken und Nutzer von Fachzeitschriften ihre Abonnements 
kündigen und ihre Anschaffungsetats reduzieren, um die für sie interessanten 
Artikel statt dessen bei Erscheinen kostengünstig und in digitaler Qualität 
über Versanddienste wie Subito beziehen". (Weiter wird von den Einheitstarifen 
für VG Wort gesprochen). Mich würde aber mal interessieren, ob es tatsächlich 
zutrifft, dass die Bibliotheken - wie oben unterstellt - ihre Abonnenments 
reduzieren? Gibt es da Statistiken, empirische Untersuchungen?  Trifft das 
nicht nur für "Elektronische Zeitschriften" zu? Hier stellt sich auch wieder 
die Frage, verzichten die Bibliotheken UND Leser auf die "Papierformen" 
zugunsten der Digitalform? In dem Zusammenhang heisst es weiter unten: "Der 
Verkauf der Bücher bzw. Zeitschriften in gedruckter Form geht dramatisch 
zurück" ... Seltsam aber, dass immer wieder neue Zeitschriften erscheinen 
"Cicero", "Monopol" und und und ... Vielleicht bezieht sich das "Eingehen" 
wieder nur auf die wissenschaftlichen - auf die digitalen ja wohl kaum? 
Interessant auch die Aussage: " Die 100 Journale, aus denen die meisten 
Aufsätze versandt werden, sind sämtlich englischsprachige Zeitschriften. Nur 
eine einzige wird in Deutschland verlegt. Gleichzeitig ist auch der größte Teil 
der Subito-Kunden im Ausland ansässig." Gnädig, dass den Bibliotheken weiterhin 
die traditionelle Kopiererei von den Medien die im Haus sind- zugestanden wird. 
Darauf bezieht sich  meine Forderung nach "Mehr Internet wagen". Es müsste doch 
- als Minimum - möglich sein - aus abonnierten Zeitschriften Artikel digital zu 
versenden? Mit der Abführung der Tantiemen an VG Wort? Zum Schluss vielleicht 
noch der Hinweis, dass ein Blick ins Börsenblatt zeigt, dass die Fronten 
vielleicht doch nicht so verhärtet sind: 
Z. B. deklariert dort ein Verleger das Buch zum Leitmedium. Man sieht aber auch 
Frau Zypries mit den Verlegern und Börsenverein-Mitgliedern um den Tisch sitzen 
...
Luise von Löw, München
(ganz persönlich/privat)  

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx 
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Eberhard R. Hilf
Gesendet: Donnerstag, 9. März 2006 12:16
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Klage gegen Subito

na, nun wird die Diskussionsebene in INETBIB ja auf einen neuen Track 
gestellt: Freie Meinungsaeusserung von Bibliothekaren diskutieren 
inhaltlich mit einem Sprecher eines Lobby-Verbandes, der argumentieren
muss, fuer das er  bezahlt wird. Das kann ja uferlos werden, sorry,
es ist eher wie Don Quichotte, die Windmuehle kann sich nicht bewegen,
weil sie so gebaut ist.

Viele Bibliothekare denken wie Sie, dass SUBITO als gute und 
gemeinnützige Sache 
genau.
Im Übrigen: Die durchschnittliche Umsatzrendite der deutschen
Publikumsverlage lag im Jahr 2003 bei 3,1 Prozent. In den
Wissenschaftsverlagen ist dieser Wert vermutlich etwas höher, aber ebenfalls
sicherlich deutlich vom zweistelligen Bereich entfernt. 
In einer ernsthaften Diskussion hierzu muss man verlangen, dass der 
GST des Boersenvereins die Zahlen kennt. Das Geschaeftsergebnis von 
Elsevier als dem Monopol-Marktfuehrer ist oeffentlich. Herr Sprang moege
also bitte die korrekten Zahlen nennen fuer ES, Springer/Kluwer, 
Blackwell. Jedenfalls sind Zahlen oberhalb von 30% nicht 'deutlich vom 
zweistelligen Bereich entfernt, sondern mitten drin.


elektronischen Angeboten Erlöse erzielen, die ihre Personal-, Finanzierungs-
und Gehäusekosten abdecken und eine gesunde Rendite ermöglichen.
Fein, aber der Schuh ist umgekehrt: Verlage, die digitale Dienste 
anbieten, die die Wissenschaft befoerdern, werden fuer ihren Mut, mehr 
Internet zu wagen, belohnt und prosperieren. Also: attraktives Angebot 
zeichnet den guten Kaufmann aus, und nicht: ich will meinen Gewinn, und deshalb 
wage ich 
nichts.

ein inhaltlich hochwertiges Angebot auf die Beine zu stellen. 
Die files kommen online von den Autoren, das referieren kommt 
umsonst.
und die Langzeitarchivierung gerade bei größeren Werken bzw. Datenbanken
kein triviales Unterfangen ist und dauerhaft einen hohen Pflegeaufwand
Die Langzeitarchivierung haben die Verlage zu Recht den 
staatlichen Bibliotheken uebertragen, denn es soll ja fuer 
Zeiten vorgehalten werden, wo es diesen Verlag vielleicht nicht 
mehr gibt.
 Linking, DOIs, CrossRef  sind schließlich inzwischen Standard
das sind gute Dienste, sie decken aber nur den kleineren Teil der 
Zitierungen ab. Ein Vergleich der Findeleistung von Scirus und citebase 
lohnt sich.

Auf die epische Schilderung eines absurden Geschaeftsmodells gehe ich 
nicht ein. Es  wuerde abkuerzen, wenn Herr Sprang sich mal die 
Geschaeftsmodelle der prosperierenden Online Open Access Zeitschriften 
ansehen wuerde, die EZB bietet ihm da reichlich Auswahl.

Aber das ist nur ein kleiner Teil der Sichtweise eines
Wissenschaftsverlegers auf das Thema Subito. 
Her Sprang ist eben kein Wissenschaftsverleger.

Was ich empfehle: Herr Sprang moege sich Mut fassen, und dem Beispiel 
eines jungen Mannes in 1965 nacheifern: der suchte nach einem 
Geschaeftsmodell. Man riet ihm, die Wissenschaftler selbst zu fragen.
Er besuchte die damaligen Nobelpreis-Koryphaen, und die sagten alle 
dasselbe: mach eine thematisch orientierte peer-review Zeitschrift.
Und das tat er.
Was wollen wir heute: wie damals die mit den jeweiligen technischen 
Mitteln maximal moegliche Verbreitung, digitale Auswertbarkeit, 
Nutzbarkeit, Sichtbarkeit, Zugreifbarkeit: das kann Open Access leisten
und zudem eine Fuelle von technisch dann machbaren Zusatzdiensten 
ermoeglichen, die nur sinnvoll sind, wenn sie ueber das gesamte aktuelle
Wissen arbeiten. Wissen wirkt nur, wenn es zugreifbar ist und gelesen 
werden kann. Die toll-access Zeitschriften versuchen durch Zurueckhalten 
von Wissen Geld zu machen entgegen den Anforderungen. Dieser finanzielle
drain schadet der Wissenschaft langfristig.

Uebrigens: wer war der junge Mann damals? Sein Name war Elsevier.
Eberhard Hilf



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.