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Re: [InetBib] Google Print Werke
- Date: Tue, 25 Oct 2005 14:41:20 +0200
- From: Löw Luise von <loew@xxxxxxxxx>
- Subject: Re: [InetBib] Google Print Werke
Sehr geehrter Herr Graf,
trotz dieser wieder mal so "ermutigenden" Zuschrift Von Ihnen für die
KollegInnen diese "Variante in der Journaille":
TAGESSPIEGEL 23.10.2005:
Gott schickt eine SMS
Und wohin treibt das Buch? Eindrücke von der Frankfurter Messe
Von Gregor Dotzauer
... ...
Die Frage bleibt, ob es neben all den wunderbaren Erweiterungen durch die
digitalen Möglichkeiten nicht doch eine heimliche Dominanz des Internet gibt -
und damit wiederum die offene Vorherrschaft eines einzelnen Unternehmens. Der
europäische Start von Google Print (in Deutschland http://print.google.de), den
die amerikanische Firma in Frankfurt feierte, ist jedenfalls eine Revolution.
Neben Netzinhalten lassen sich nun auch Bücher im Volltext durchsuchen.
Zunächst im Programm von scanwilligen Verlagen, die Google kostenlos aufnimmt.
Und in Zukunft auch im Bibliotheksprogramm, dem sich bisher fünf große
angelsächsische Universalbibliotheken von Harvard bis Oxford mit
urheberrechtsfreien Titeln angeschlossen haben. Das Einscannen wurde jedoch
gerade ausgesetzt, nachdem die amerikanische Author's Guild gegen Google wegen
Verletzung von Copyrights geklagt hat. Ihre Bedenken sollten sich juristisch
wie technisch klären lassen: Google garantiert, dem Rechercheur jeweils nur
Buchfragmente zugänglich zu machen. Noch nicht ausgemacht ist dagegen, wie sich
dabei öffentliche und private Interessen vermengen.
Für kleine Verlage und entlegene Titel ist Google Print ein unvergleichliches
Marketing-Instrument: Sofortige Bestellung online wird gewährleistet. Es ist
auch gut möglich, dass Bibliotheken auf diese Weise neue Leser gewinnen. Vor
allem wird jede Google-Recherche aufgewertet. Sie erstreckt sich nämlich in
einen halbwegs verlässlichen Wissensraum, den das unzuverlässige Internet bis
heute kaum erreicht. Die Würde des Buchs adelt das unwürdige Internet.
Das ganze Projekt, dessen Umrisse sich nur ahnen lassen, zeugt allerdings von
einem Ehrgeiz, der leicht in Hybris umkippen kann. Letztlich geht es um die
Katalogisierung und Verschlagwortung aller je erschienenen Titel. Das hätte
sich nicht einmal der schreibende Bibliothekar Jorge Luis Borges träumen
lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Luise von Löw,
München
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Klaus Graf
Gesendet: Montag, 24. Oktober 2005 21:35
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Google Print Werke
Oberflaechliches Stammtisch-Geschwafel ist in tausend
Varianten in der Journaille ueber Google Print genug zu
lesen. Einmal mehr moechte ich auf Moeglichkeit aufmerksam
zu machen, frei zugaengliche urheberrechtsfreie Buecher in
Google Print (ausserhalb der USA sind das fuer Google
Buecher, die vor 1865 erschienen sind) auf der folgenden
Wiki-Seite einzutragen:
http://wiki.netbib.de/coma/GooglePrint
Dort gibt es bereits eine ausfuehrliche Liste (gezielte
Suchen sind, wie Dale Askey bereits ausgefuehrt hat, nicht
moeglich.)
Wie beim Internet Archive und den riesigen Bestaenden der U
Mich Digital General Collection (Jgg. der Oest. Zs. fuer
Volkskunde ohne Jahrgang/Erscheinungsjahr in den
Metadaten!) sind auch Googles Metadaten voellig
unzulaenglich (und nur von den oft fast unleserlichen
Eintragungen der Digital Library of India uebertreffbar)
und der Umgang mit mehrbaendigen Werken ist schlicht und
einfach absolut inakzeptabel. Aus vielbaendigen Werken
werden irgendwelche Teilbaende herausgepickt, ohne dass
aber in den Metadaten angegeben wird, um welchen Band es
sich handelt (und bei Baenden nach 1865 kann man auch nicht
einfach das Titelblatt aufrufen, um nachzusehen!).
Google reagiert auf derlei Kritik nicht, aber ich
appelliere an alle Bibliothekare, ihre Kollegen in Oxford,
NY, Harvard und Michigan deutlich auf die eklatanten
Maengel von Google Print aufmerksam zu machen.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.