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[InetBib] Studierende Politikerinnen (Bibliotheksbenutzerinnen) inSpiegel Online



Liebe Inetbibmitglieder,

Spiegel Online berichtet über zwei Studentinnen der Politologie, die während ihres Studiums ein Bundestagsmandat innehatten:
Dorothee Mantel (CSU, 15. Wahlperiode) und Angela Marquardt (PDS, 14. Wahlperiode).
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,372634,00.html.

Aus bibliothekarischer Sicht ist folgender Abschnitt des Interviews interessant:

> SPIEGEL ONLINE: Wie empfanden Sie die Studienbedingungen?
>
> Marquardt: Die Bibliothek war ein großes Manko am OSI [Otto-Suhr-Institut FU Berlin].
> Im Zuge der Verkleinerung wurden zum Beispiel viele Zeitungen abgeschafft. Alle haben wie wild über die "Junge Freiheit" diskutiert,
> aber man konnte sie nicht mehr nachlesen. Wenn man im Bundestag sitzt, stört das natürlich nicht. Man kann sich alle Bücher kaufen.
> Das ist schon ein unglaubliches Privileg. Eine andere Sache war, dass wir gerade in den attraktiveren Bereichen teilweise Seminare
> mit 150 Studenten hatten. Ich habe mehrmals meine Seminare auf Heizungskörpern verbracht. So was muss sich dringend ändern.
> Das war auch 1995 noch nicht so, als ich anfing.

> Mantel: Ich war sehr zufrieden. Sowohl in München als auch in Berlin gab es eine große Vielfalt von Professoren.
> Ich war nie die typische Studentin, die in der Bibliothek sitzt. Schon vor dem Bundestag habe ich mir meine Bücher immer selbst gekauft,
> weil ich reinschreiben und mit den Büchern arbeiten wollte. Von daher war mir die Ausstattung der Bibliothek nie so wichtig.

Hier wird auf die Frage nach den Studienbedingungen (ohne Nennung der Bibliothek von Seiten des Interviewers) von den beiden Befragten
auf die Bibliothek eingegangen. Universitätsbibliotheken sind demnach ganz oben im Bewusstsein der Studierenden,
auch wenn die Abbestellung von Zeitungen und Zeitschriften nur im Zusammenhang mit "Verkleinerungen" also Etatkürzungen
und nicht mit der Preisgestaltung (Preissteigerungen) von Zeitschriftenverlagen in Zusammenhang gebracht wird.
Andererseits scheint es so zu sein, wenn man diese beiden Personen als repräsentativ für die Benutzer von Universitätsbibliotheken betrachten darf,
dass Bibliotheken immer noch überwiegend mit Büchern in Verbindung gebracht werden (das ist für uns nichts Neues), die man sich,
wenn man das Geld dafür besitzt, lieber selbst kauft. Beide Jungpolitikerinnen scheinen jedoch das Angebot an elektronischen Medien (Datenbanken etc.)
dabei nicht vor Augen gehabt zu haben(?). Bedauerlich finde ich, dass bei Frau Marquardt in der Dringlichkeit der Änderungen der Verlust
der Medienvielfalt im Bibliotheksangebot nicht Erwähnung findet. Es wird halt mit Bedauern hingenommen, dass es so ist und etwas abbestellt wird.
Und für Frau Mantel ist die Ausstattung der Bibliothek gleich gar nicht so wichtig.
Es wirkt vielmehr so auf mich, als wird von beiden Personen die Bibliothek überwiegend als eine "soziale Einrichtung" wahrgenommen:
So wie es in Deutschland BAFöG für Studenten/innen aus einkommensschwachen Familien / Lebensbereichen gibt,
unterhält der Staat bzw. die Universität eine Bibliothek, die diesen Studierenden die Büchern verleiht, die sie sich selbst nicht leisten können,
aber könnten, wenn sie das Geld dafür hätten.

Grüsse aus Bern
Bernd Martin Rohde

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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
Sportweg 15, CH 3097 Liebefeld


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