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LIBREAS über E-Books
Hallo,
Da sich die Herausgeber anscheinend zieren, die zweite Ausgabe der
Zeitschrift LIBREAS (Schwerpunktthema E-Books) [1] selbst zu
präsentieren und ich nicht nur meinem eigenen Artikel [5] viele Leser
wünsche, möchte ich die Ausgabe in einer kurzen Rezension vorstellen. In
BuB 6/2005 gibt es außerdem einen eigenen Artikel [2] über die einzige
deutschsprachige elektronische Zeitschrift aus dem Bibliotheksbereich.
Peter Just und Jens Schwebbach untersuchen in Ihrem Aufsatz [3] ob die
Angst der Verleger vor einer urheberrechtswidrigen Verbreitung ihrer
E-Books gerechtfertigt ist und ob und wie sich Verlage dagegen
schützen können. Der Artikel basiert zum Teil auf der vor frisch
vorgelegten Magisterarbeit von Peter Just. Untersucht werden technische
Möglichkeiten und individuelle Verhaltensnormen zur illegalen Nutzung
von E-Books. Die Autoren kommen zu dem interessanten Ergebnis, dass der
Verzicht, Besteller auch als E-Book zu publizieren, diese nicht vor
einer Verbeitung in P2P-Netzwerken schützt und umgekehrt E-Books nicht
unbedingt häufiger in P2P-Netzwerken angeboten werden als gedruckte Werke.
Mit Digital Rights Management (DRM) beschäftigen sich Dörte Böhner und
Doreen Lutze in ihrem Artikel [4]. Sie weisen zu Recht darauf hin, dass
es bei DRM praktisch nicht um Urheberrechtsschutz sondern um
Möglichkeiten der kommerzielle Verwertung digitaler Güter geht. Die
Umfangreiche und fundierte Darstellung bietet - auch dank zahlreicher
Literaturhinweise - einen guten Einstieg in die Materie.
Den Titel "library ideas" wörtlich genommen hat Jakob Voß in seinem
Beitrag [5]. In meinem Artikel schlage ich vor, das Konzept von
Marginalien und anderen Annotierungen durch Leser mit E-Books und
sozialer Software zu kombinieren. Als Aufforderung steht am Ende, dass
E-Book nicht nur als fertiges Werk, sondern potentiell als gemeinsamen
Zettelkasten zu begreifen. Mit Blick auf Philip Barkers ebenfalls in
LIBREAS rezensierten Artikel "Using e-books for Knowledge Management",
in dem dieser E-Books als Mittel zur Sammlung privater Daten vorstellt,
scheint diese Ideen nicht so ganz aus der Luft gegriffen zu sein, wie es
möglicherweise scheint.
Dr. Werner Christian Guggemos stellt in seinem Artikel [6] dar, wie
E-Books in Bibliotheken über eine integrierte Komplettlösung eingebunden
werden können. Vorgestellt wird ein von der Universitätsbibliothek
München genutztes System, bei dem die Nutzer E-Books direkt von zu Hause
ausleihen können. Seltsam aber anscheinend bislang nicht anders denkbar
erscheint mir nur das Konzept, dass E-Books während der Entleihung nicht
für weitere Nutzer verfügbar sind. Leider enthalten seine Ausführungen
über die Versuche, E-Books in Bibliotheken einzusetzen keine
weiterführenden Literaturhinweise.
Das INFODATA-eDepot des IZ Potsdam wird von Annette Bassenge und Karen
Falke in ihrem Beitrag vorgestellt [7]. Gesammelt und erschlossen werden
in diesem Dokumentenserver elektronischen Veröffentlichungen von
Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Hochschulschriften sowie
Tagungsberichte, Festschriften und Schriftenreihen aus dem
deutschsprachigen informationswissenschaftlichem Bereich. Der Beitrag
ist leider sehr kurz, so dass beispielsweise auf Details der
Erschließung und das Verhältnis zu anderen Dokumentenservern (bswp. das
englischsprachige E-LIS) nicht eingegangen wird.
Einen knappen aber umfassenden Überblick über Formen von E-Books gibt
Daniela Živkovic in ihrem Beitrag "Das elektronische Buch" [8]. Dieser
Beitrag hätte eigentlich an den Anfang gehört, bildet aber auch einen
guten Abschluss und macht Interesse auf ihr Buch.
Neben den eigentlichen Artikel enthält die LIBREAS-Ausgabe zwei
Rezensionen. Elisabeth Simon kritisiert Philip Barkers in "The
Electronic Library" erschienenen Artikel "Using e-books for Knowledge
Management" zusammen während Peter Just das im BibSpider-Verlag
erschienene Grundlagenbuch rezensiert, dessen Schwerpunkte die
Bibliografische Kontrolle und Copyright sind.
Abgerundet wird die Ausgabe mit einer Gallerie von Aufnahmen des IKMZ
Cottbus, mit denen die Herausgeber sowohl ihre Vorliebe für Fotographien
als auch ihre Professionalität unter Beweis stellen: keine ungeordnete
Sammlung von Amateurbildern, sondern ansprechende Aufnahmen samt
Einführung und Auswahlbiographie.
Die zweite Ausgabe von Libreas kann voll überzeugen und zeigt, dass es
sich bei LIBREAS nicht um ein Studentisches Spielprojekt handelt,
sondern um eine ernstzunehmende Fachzeitschrift. Vor allem das
konsequent durchgeführte Konzept der Themenschwerpunkte, durch das
Themen behandelt werden, die an anderer Stelle oft zu kurz kommen,
überzeugt. Lediglich von der technischen Seite stören noch einige
Kleinigkeiten. Die Webseite wurde gegenüber der ersten Ausgabe stark
verbessert und ist sehr ansprechend. Die Erschließung der Dokumente
(u.A. mit maschinenlesbaren Metadaten) lässt sich jedoch noch
verbessern. Möglicherweise ist ein Erscheinen als Elektronische
Zeitschrift auf einem Dokumentenserver zu empfehlen, wie ihn auch die
Humboldt Universität zu Berlin anbietet. Andererseits zeigen diese
Kinderkrankheiten auch, dass die Herausgeber LIBREAS nicht als
technisches Experiment sehen, sondern der Inhalt im Vordergrund steht.
Es ist der Zeitschrift ein stetiges Erscheinen zu wünschen!
Jakob Voß
[1] http://www.libreas.de (LIBREAS : library ideas ; die neue
elektronische Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft / hrsg. vom
Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt Universität zu Berlin
und Bibspider - Info-Networking for Libraries. ISSN 1860-7950)
[2] Schulz, Manuela: LIBREAS – Library Ideas / Eine elektronische
Zeitschrift von Studierenden. In: BuB 6/2005
[3] Peter Just & Jens Schwebbach: Urheberrechtswidrige Distribution und
Produktion elektronischer Bücher.
http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe2/003urh.html
[4] Dörte Böhner & Doreen Lutze: Digital Rights Management.
http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe2/004drm.htm
[5] Jakob Voß: Mehr als Marginalien – das E-Book als gemeinsamer
Zettelkasten.
http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe2/005zet.htm
[6] Werner Christian Guggemos: E-Books – Die Bibliothek kommt zum
Benutzer.
http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe2/006cia.htm
[7] Annette Bassenge & Karen Falke: INFODATA-eDepot – Die neue Datenbank
des Informationszentrums für Informationswissenschaft und –praxis.
http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe2/007inf.htm
[8] Daniela Zivkovic: Das elektronische Buch.
http://www.ib.hu-berlin.de/~libreas/libreas_neu/ausgabe2/008ziv.htm
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.