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Re: Bildungscontrolling - Ergänzungen zur Anfrage vom 13.04.



Ohne mich in die Belange der Kollega Krauß-Leichert und Hofmann einmischen zu wollen
(das Thema wurde in dieser Liste aufgeworfen),
scheint mir beim Titel "Bildungscontrolling in Bibliotheken - ein Konzept zur effizienten und effektiven Gestaltung betrieblicher Bildung"
die Frage offen zu sein, ob sich die betriebliche Bildung auf den Bibliotheksbetrieb oder auf den Betrieb in dem sich eine Bibliothek befindet,
bezieht. Eigentlich ist beides eng verzahnt, weil Informationsmanagement ja davon ausgeht, dass eine Bibliothek im Sinne der Einrichtung,
für die sie tätig ist, agieren muss.


Was das Bildungscontrolling einer Öffentlichen Bibliothek, als Betrieb, betrifft, so ist die Frage rasch zu beantworten,
die meisten Bibliotheken haben gar kein Geld für Fortbildung, was tragische Folgen hat,
und bei der Weiterbildung geht man meist von der Eigeninitiative eines Mitarbeiters aus,
weil sich diese ja voraussichtlich in einem höheren Verdienst auszahlt.
In betrieblichen Spezialbibliotheken ist das anders, wenn die ihr Geld wert sind,
die berichten aber nicht gern über Interna - bzw. dürfen nicht berichten.


Wenn man speziell von der Definition:

"Bildungscontrolling ist ein Instrument zur Optimierung der Planung, Steuerung und Durchführung der betrieblichen Weiterbildung.
Es ist an den einzelnen Phasen des gesamten Bildungsprozessen ausgerichtet und reicht von der Ermittlung des Weiterbildungsbedarfs
über die Zielbestimmung der Weiterbildung, die Konzeption, Planung und Durchführung von Bildungsmaßnahmen bis hin zur Erfolgskontrolle
und Sicherung des Transfers ins Arbeitsfeld. Die Bildungsarbeit wird dabei nicht nur unter pädagogischen Gesichtspunkten betrachte,
sondern auch unter Beachtung ökonomischer Kriterien überprüft und bewertet. Fragen nach der Effizienz und Effektivität
und nach dem Nutzen von Weiterbildung stehen somit im Vordergrund." (E. Krekel, R. von Bardeleben, U. Beicht 2001)


ausgeht, muss man zunächst drei Dinge erkennen.

1. kann die Definition: „ein Instrument zur Optimierung der Planung, Steuerung und Durchführung der betrieblichen Weiterbildung.“
nur für *betriebliches Bildungscontrolling* und nicht für das Bildungscontrolling des Staates, der Schulen oder z.B. der Lehrer gelten.


2. wird hier aller Wahrscheinlichkeit nach Weiterbildung mit Fortbildung verwechselt, denn Fortbildung bedeutet die Mitarbeiter/innen
auf dem neusten Stand zu halten, Weiterbildung bedeutet sie auf eine höhere Funktionsebene zu bringen.


3. Wenn Bildungscontrolling die einzelnen Phasen des gesamten Bildungsprozesses betrifft, muss hier noch immer geklärt werden,
was unter Bildung verstanden wird.


Es ist vielen Betrieben inzwischen nicht entgangen, dass Fortbildung nicht nur Wissensvermittlung (oder gar die Schulung,
wie verkaufe ich rasch mehr) ist, sonst würde nicht so viel über emotionale Intelligenz, soziale Kompetenz, Motivation, Allgemeinbildung,
Berufsethos, Ausstrahlung, Charisma, Überzeugungskraft, Idealismus, etc. diskutiert.


Es ist also durchaus anzunehmen, dass wirkliches Bildungscontrolling eher im Sinne Humboldts:
„Der ware Zwek des Menschen...ist die höchste und proportionirlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen“
(1792 in seine „Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“)
zu verstehen ist, als im SOLL/IST - Vergleich herkömmlicher Schulungsaufgaben.


Da ja in vielen Betrieben bei Aus- Fort- und Weiterbildung bisher oft nur Lernerfolgskontrollen gemacht wurden,
versucht man ja gerade mit dem Bildungscontrolling weiter zu kommen.
Wobei es allerdings zunächst meist nur um die Frage des Return on Investment (ROI) geht.


Genau genommen muss man immer herausfinden, wo sich leichter eine Kosten-Effektivitäts-Abschätzung
und wo sich eine Kosten-Nutzen-Abschätzung erreichen lässt.


A. Wenn durchschnittlich fünfzig Personen in einer ÖB ein Buch lesen ist das eindeutig effektiver,
als wenn sie es alle für sich kaufen und später keinen Platz dafür im Bücherregal haben.
B. Wenn sich jemand die Durchführung eines teuren Projektes spart,
weil das Ergebnis schon publiziert wurde, weiß man warum es sich lohnt lesen zu können ;-)


Am interessantesten wäre eigentlich die Frage nach dem Gewinn, den ein Betrieb oder ein Staat durch seine Bibliotheken hat.
Die Kosten sind ja bekannt. Hier hat ja Herr Macher einen Ansatz aufgezeigt. Ebenso hat die King Research Group
in den USA schon vor längerer Zeit dazu einiges untersucht und publiziert. Es gab auch schon die Frage, was wäre,
wenn man die Bibliotheken abschaffen würde, womit wir wieder bei der Bibliothekswissenschaft als Nationalökonomie des Geistes (Harnack) sind ;-).


MfG

W. Umstätter


Gesine Tanz wrote:


Sehr geehrte Listen-Mitglieder!

Zu Beginn möchte den Begriff "Bildungscontrolling" erläutern bzw. eine Definition bekanntgeben...

"Bildungscontrolling ist ein Instrument zur Optimierung der Planung, Steuerung und Durchführung der betrieblichen Weiterbildung. Es ist an den einzelnen Phasen des gesamten Bildungsprozessen ausgerichtet und reicht von der Ermittlung des Weiterbildungsbedarfs über die Zielbestimmung der Weiterbildung, die Konzeption, Planung und Durchführung von Bildungsmaßnahmen bis hin zur Erfolgskontrolle und Sicherung des Transfers ins Arbeitsfeld. Die Bildungsarbeit wird dabei nicht nur unter pädagogischen Gesichtspunkten betrachte, sondern auch unter Beachtung ökonomischer Kriterien überprüft und bewertet. Fragen nach der Effizienz und Effektivität und nach dem Nutzen von Weiterbildung stehen somit im Vordergrund." (E. Krekel, R. von Bardeleben, U. Beicht 2001)

Dieser Begriff ist in der betriebswirtschaftlichen Literatur fest etabliert und liegt meiner Arbeit zu Grunde. In der freien Wirtschaft wird "Bildungscontrolling" bereits praktiziert. In der Diplomarbeit setze ich mich mit den theoretischen Grundlagen und der Anwendbarkeit in Bibliotheken auseinander.

Vielleich findet sich nun eine Bibliothek die ihre Weiterbildungsmaßnahmen, wenn auch nicht unter dem Namen "Bildungscontrolling", einer systematischen Konzeption, Planung, Durchführung und Erfolgskontrolle unterziehen.

Mit freundlichen Grüßen
Gesine Tanz
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