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AW: Ungenutzte Pruefungsarbeiten
Lieber Herr Plieninger,
abgesehen davon, dass es den von Ihnen zitierten "Gremien" ein trauriges
Zeugnis ausstellt, dass sie die Prüfungsarbeiten der eigenen Studenten als
"Schrott" darstellt: Man mag darüber besorgt sein, dass Google und Amazon
durch clevere Ideen und Ansätze mehr und mehr die Deutungshoheit dort
gewinnen, wo man sich eher die Bibliotheken wünschen würde. Gerade deshalb
sollte man sich aber auch fragen, was man von ihnen und ihrem Erfolg lernen
kann. Bei Google ist es v.a. die Verbindung effektiver Technologie mit einem
auf geniale Weise simplen Interface, bei Amazon ein ausgefeiltes, stark
personifiziertes Customer Relationship Management unter Hinzuziehung der User
Community, die das Angebot durch Empfehlungen und Rankings mitgestalten.
Zur Frage der Qualitätssicherung der elektronisch veröffentlichten
Prüfungsarbeiten (oder richtiger der Qualitätsbewertung): Warum überlässt man
diese nicht den ja vielleicht auch ganz kompetenten Usern, indem man ihnen die
Möglichkeit gibt, die Relevanz einer Arbeit für sich zu bewerten, verbunden
mit der Angabe der Zahl der Downloads, die ebenfalls einen Anhaltspunkt gibt.
Das ergibt sicher kein objektives Ranking, und es erfordert Souveränität,
durch ein dermassen "plebiszitäres" Element die Bewertungskompetenz aus der
Hand zu geben - aber einen Versuch wäre es wert, oder?
Viele Grüße
Christian Hasiewicz
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Von: owner-inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx im Auftrag von Plieninger, Juergen
Gesendet: Do 11/18/2004 17:57
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: Ungenutzte Pruefungsarbeiten
Liebe Liste,
...
Was mich noch ein wenig umtreibt, das ist das Problem der Qualität.
Wenn man an der Hochschule das Thema artikuliert, bekommt man schnell
in den Gremien die Antwort "Das ist doch alles Schrott, was da
angeboten wird, das zählt doch nicht!" Das ist übrigens auch der
Grund, warum die Professoren immer noch gern die hochpreisigen Titel
beziehen und in hochpreisigen Titeln publizieren, weil das Foren sind,
in die nicht so schnell jedermann hineinkommt.
Aber auch Benutzer, welche nach Prüfungsarbeiten fragen, haben ein
Bedürfnis, besonders die guten Arbeiten heraus zu suchen. Wenn nun die
Noten von allen Arbeiten bekannt wären, würde dies das
Persönlichkeitsrecht tangieren. (Stellen Sie sich vor, Sie stellen
sich vor und der Personalchef sagt: "Sie haben aber nur eine 3 in der
Masterarbeit!" und dann kommen Sie in Erklärungsnot, warum in x-town
die Unidozenten so rüde korrigieren und in anderen Universitäten ganze
Jahrgänge eines vergleichbaren Studiengangs das Haus mit 1,nochwas
verlassen).
Bei der Erschließung dieser Arbeiten wäre also nicht nur die
inhaltliche Erschließung mittels Schlagworten interessant, sondern
auch, ob man irgendwie die Qualität abbilden könnte.
Ich will nur einen Punkt benennen, wo man vielleicht ein wenig
nachhelfen kann: An vielen Instituten wird überlegt, ob man
wissenschaftliche Arbeiten, insbesondere Prüfungsarbeiten, prämiert.
Oft sind Fördervereine, manchmal auch Stiftungen beteiligt. Sorgen Sie
dafür, dass ein Bestandteil des Preises die Veröffentlichung der
entsprechenden Arbeit auf dem Volltextserver ist. Kreieren Sie eine
"Reihe" unter einem aussagefähigen Titel, meinetwegen "Premiumarbeiten
des xy-Institus xy-Stadt", damit das auch ein Label bekommt. Bewerben
Sie das Angebot. Mit der Zeit spricht sich herum, dass hier dann die
herausragenden Arbeiten des Instituts für yz-lehre zugänglich sind.
...
Mit freundlichen Gruessen
Juergen Plieninger
--
Dr. Juergen Plieniger
07071 - 297 61 41
mailto:juergen.plieninger@xxxxxxxxxxxxxxxx
http://homepages.uni-tuebingen.de/juergen.plieninger/
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