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Re: Aktuelle BVB-Daten via ZACK?



On Mon, 15 Nov 2004 17:17:47 +0100
 Jakob Voss <jakob.voss@xxxxxxxxxxx> wrote:
> Edith Dilber schrieb:
> 
> > um Ihre Anfrage auch aus Sicht des BVB zu beantworten,
> darf ich Ihnen 
> > die offizielle Stellungnahme  zum Thema z39.50-Zugang
> weitergeben:
> ...
> > Ein anderweitiger - nicht gestatteter - direkter Zugang
> zu den Daten 
> > (mit anschließender Übernahme) soll damit unterbunden
> werden. 
> 
> Solche Forderungen entsprechen der nicht allzu weit
> zurückliegenden Verfahrensweise, Benutzer gar nicht erst
> an die Kataloge zu lassen - wo kämen wir denn hin, wenn
> sie unter Umgehung des Bibliothespersonals darin einfach
> selber recherchieren!?
> 
> "Direkter Zugang zu den Daten und anschließende
> Übernahme" ist genau das, was heutzutage technisch
> möglich und wünschenswert ist - aber wo kämen wir denn
> hin, wenn Nutzer unter Umgehung der Bibliotheksportale
> die Katalogdaten einfach selber nutzen!?

Diese Kritik ist nur zu berechtigt. Das Verhalten faellt
unter ein Syndrom, das man polemisch mit
"Open-Access-Heuchelei der Bibliotheken" bezeichnen
koennte.

Open Access soll fuer alle moeglichen Faecher gelten, aber
nicht etwa fuer bibliothekarische Fachpublikationen
(Tagungsbaende von Bibliothekskongressen, bibliothekarische
Fachzeitschriften - die UB Jena archiviert mit
Steuergeldern dem Klostermann die ZfBB, Zugriff aber nur
fuer Abonnenten, usw.)

Open Access zu wichtigen wissenschaftlichen Daten wird
breit diskutiert, aber bei Katalogisierungsdaten (oder fuer
Klassifikationen wie der DDC) ist man weit davon entfernt,
freie Inhalte anzubieten.

Bibliotheken wirken an jeder Menge unfreier
bibliographischer Datenbanken mit, die von anderen
Bibliotheken teuer bezahlt werden muessen. Bibliographische
Informationen, die mit Steuergeldern erarbeitet werden,
sollten aber allgemein frei verfuegbar sein!

Die Lobbyarbeit der Bibliotheken war offensichtlich
erfolgreich, denn die EU-Richtlinie ueber den Zugang zu
oeffentlichen Daten 2003/98 (Nachweis unter
http://archiv.twoday.net/stories/375321/ ) nimmt
Bibliotheken aus - wieso eigentlich?

Fuer serioese wissenschaftliche Recherchen (z.B.
TOC-Search) sind die Versuche, OCLC WorldCat und RLIN ueber
Suchmaschinen fuer die Oeffentlichkeit zu oeffnen,
unbrauchbar.  

Doppeldigitalisate soll ein neues US-Projekt vermeiden,
aber  Zugang haben nur Bibliotheken mit WorldCat-Zugang
(und das sind beileibe nicht alle wichtigen akademischen
Bibliotheken des deutschsprachigen Raums):
http://log.netbib.de/archives/2004/10/26/register-der-digitalen-master/

DigiZeitschriften macht nach wie vor - entgegen einer
Ankuendigung Mittlers in dieser Liste - keine alten
gemeinfreien Zeitschriftenjahrgaenge frei zugaenglich.

Ein eigenes Kapitel waeren die Versuche der Bibliotheken,
gemeinfreie Kulturgueter zu monopolisieren, damit auch in
dieser Hinsicht keine wirklich freien Inhalte entstehen,
die fuer nutzbringende Projekte uebernommen werden koennen.


Und so weiter, und so fort.

Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.