[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
AW: Che Miseria/Urheberrechtsnovelle/Interessenkonflikt Bibliothe ken/Wissenschaftler ???
- Date: Mon, 08 Nov 2004 16:33:20 +0100
- From: Löw Luise von <loew@xxxxxxxxx>
- Subject: AW: Che Miseria/Urheberrechtsnovelle/Interessenkonflikt Bibliothe ken/Wissenschaftler ???
Und eventuell: Öffentliche Bibliotheken ???
Bedauerlich - ja ärgerlich ist die Tatsache, dass Beiträge, die Denkanstösse
geben - und uns in der SACHE weiterbringen könnten (Dank an Herrn Kuhlen und
einige andere KollegInnen (darunter auch Herrn Graf) vor lauter Empörung über
Herrn Graf, gar keine Resonanz mehr finden!
Wie stehen denn nun die Chancen, dass
1. das elektronische Kopieren von Artikeln (Zeitschriften und Zeitungen)
weiterhin fuer SUBITO und den Verbraucher möglich ist - ohne tief in die
Taschen greifen zu müssen?
2. Und was ist mit dem § 52a, der es Bildungseinrichtungen erlaubt, Kopien für
Unterrichtszwecke etc. zu erstellen?
Kann er von Verlagen "ausgehebelt" werden? Oder ist er von den Gesetzgebern in
der Form wieder kassiert worden ?
Kann ja sein, dass ich die Antworten finden würde, wenn ich die anderen mails
mit ihren Anhängen (z. B. von Ines Wanke: Die Urheberrechtsnovelle Kampagne
des MBJ lesen würde) - aber da komme ich jetzt erst einmal nicht dazu ...
Luise von Löw
Dipl-Bibliothekarin für den Dienst an öffentlichen Bibliotheken
München
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Rainer Kuhlen [mailto:rk_iw@xxxxxx]
Gesendet: Freitag, 5. November 2004 11:07
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: Che Miseria
In der Tat Che miseria. Aber vielleicht doch anders. Die Kritik des
Egoismus wird dann berechtigter, wenn man sie dahingehend interpretiert
wird, dass bislang Bibliotheken die Herausforderung der
Literatur-/Informationsversorgung häufig nur aus ihrer Perspektive
sehen. Das elektronische Umfeld bietet aber für Wissenschaftlern (und
Studs) eine Fülle an Alternativen und Selbstorganisationsformen an.
Einfach wissenschaftliche Intereressen mit denen der Bibliotheken
gleichzusetzen (wie ich es aus Frau von Löws Statement lese), wird wohl
nicht mehr gehen. Wenn es bessere (wie immer auch das definiert wird)
Wege gibt, an benötigte Informationen heranzukommen, hört die
Solidarität mit den Bibliotheken sehr schnell auf. Man wird zur Kenntnis
nehmen müssen, dass zumindest in technischeren, nw Umgebungen
Wissenschaftler offenbar gut ohne direkten Bezug zu ihrer Bibliothek
leben können (aber wohl kaum ohne bibliothekarische Leistungen). Das
Szenario, dass bei Durchsetzen der jetzigen Urheberrechtsformulierungen
in §§52 und 53 kommerzielle Massenmärkte entstehen werden (vermutlich
mit dann entsprechend subito vergleichbaren niedrigen Gebühren), ist aus
vielerlei Gründen nicht wünschenswert. Daher macht Herrn Grafs
verschiedentliches Insistieren, dass man das Problem der
Informationsversorgung nicht aus zu enger bibliothekarischer Brille
sehen möge, durchaus Sinn. Open Accesss Initiativen, Creative Commons,
Direktpublikation (im Sinne Harnads), WissenschaftsServer (Math., Phys
etc.), Vascoda, ... auf der einen Seite, aber durchaus auch
SpringerLink, CrossRef, .... auf der anderen Seite. Wir sollten alle
Frau Beger dankbar sein, dass sie die Interessen der Bibliotheken und
ihrer Nutzer so stark und partiell auch erfolgreich einbringt (und
versuchen auf sie einzuwirken, wenn man Kritik daran zu üben hat). Aber
das ist nicht alles, was Wissenschaftler selber angeht. Dort ist die
Plattform das Urheberrechtsbündnis (und es ist ja auch kein Zufall, das,
entgegen den Anmahnungen von Frau von Löw, so viele Bibliothekare
zögern, die Göttinger Erklärung zu unterschreiben). Sollten Sie aber
dennoch, denn die Bibliotheken und Bibliothekare sollten da noch mehr
als jetzt schon mitmischen (Frau Beger ist ja dabei), auch wenn die
Interessen nicht immer einheitlich sind.
RK
Löw Luise von wrote:
>Bringt uns das in der Sache weiter? Wohl kaum! (Herrn Grafs Teilnahme
>an der Sitzung "Recht" dann schon eher!) Empörender ist doch der
>Angriff Herrn Grafs auf die Bibliothekare, denen er Egoismus vorwirft!
>Wie kann der Einsatz fuer die Benutzer der Bibliotheken "egoistisch"
>sein? Und welche wissenschaftliche Organisation hat denn keine
>Bibliothek? Also das "Privileg" der Bibliothek, waere doch auch das
>Privileg des Wissenschaftlers! Che miseria! Luise von Loew Muenchen
>
>-----
>
--
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Chair of NETHICS e.V. (Ethics in the Net) - www.nethics.net Department of
Computer and Information Science - University of Konstanz Box D 87
email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx or rk_iw@xxxxxx
URL: http://www.inf-wiss.uni-konstanz.de/People/rk.html
Phone Univ.: ++49 (0)7531 - 882879; Fax: ++49 (0)7531 882048 Mobile 0049 0171
452 7010
-
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.