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Re: Lernort Bibliothek / La biblioteca apprende: Hintergrundinformation



Neben den oekonomischen Vorteilen von Open Access sollte
man nicht uebersehen, dass OA den Weg zu globalem Wissen
bahnt. Unabhaengig wie wichtig und gut die Publikation aus
Bozen sein mag, wuerde ich annehmen, dass sie bei
Fachreferenten in Deutschland eher einen schlechten Stand
hat. Der an ihr interessierte Benutzer muss also in den
meisten Faellen eine zeitraubende Fernleihe aufgeben und
oft laesst er es dann doch, weil er nicht das Gefuehl hat,
dass er das Buch unbedingt braucht (insofern sind die zur
Bozener Tagung online bereitgestellten Vorabinformationen
natuerlich von Nutzen). Koennte er darin blaettern, so
wuerde er womoeglich feststellen, dass interessante
Beitraege enthalten sind, die das Inhaltsverzeichnis, wenn
es denn fuer ihn greifbar waere, nicht vermuten liess. OA
kann also die Aufmerksamkeit auf Publikationen lenken, die
"entlegen" sind: geographisch (Bozen) oder fachlich (wenn
etwa ein Archivar wie ich sich ueberlegt, ob es auch einen
Lernort Archiv geben sollte). 

NUR ein OA-Volltext garantiert, dass problemlos und rasch
eine kostenlose maschinelle Uebersetzung durch
Internetuebersetzungsprogramme erfolgen kann. Diese sind
natuerlich laengst nicht so gut wie eine verlagsfinanzierte
Uebersetzung, aber inzwischen auch nicht mehr so schlecht,
dass sie als reine "Lachnummern" eingeschaetzt werden
muessten (Beispiel Russisch:
http://archiv.twoday.net/stories/241320/ ). OA ermoeglicht
so, ueber den eigenen Tellerrand zu blicken, was man
natuerlich auch in einer guten Universalfreihandbibliothek
koennte, aber natuerlich ohne Uebersetzungstool. OA ist von
den Unwaegbarkeiten des kommerziellen Verlagsgeschaefts und
der Inkompetenz von Fachreferenten, die den eigenen
bescheidenen Beschaffungsetat fuer biedere
Durchschnittsprodukte reservieren, unabhaengig.

Noch ein Wort zu dem Einwand, OA koenne keine solide
herausgeberische Betreuung garantieren. Das ist natuerlich
falsch. Da in der Regel Herausgeber und Autoren
steuerfinanziert und fuer den Verlag kostenfrei die Arbeit
machen (sehr schoen dazu R. Balls Schaubild des
Finanzierungskreislauf in seinem hier neulich
nachgewiesenen PDF), aendert sich durch OA nichts. Im
uebrigen sei, auch wenn es niemand explizit behauptet hat,
die immer mitschwingende Unterstellung, OA und gedruckte
Publikation wuerden sich gegenseitig ausschliessen,
zurueckgewiesen. Es gibt verschiedenste Erfahrungsberichte,
dass OA den Verkauf der gedruckten Version angekurbelt hat.

Klaus Graf

Klaus Graf  


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.