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Re: DigiZeitschriften



Lieber Herr Aronsson,
Gleichzeitig
haben "wir" andere nichts als "open access" digitalisiert.
das scheint mir den doch ein wenig untertrieben.

Wenn Sie einen Blick auf die folgende Liste werfen - http://www.hki.uni-koeln.de/projekte/projekte-b.html - werden Sie feststellen, dass das dritte Projekt von oben (Zivilrecht) im Bereich der Monographien bereits seit einigen Jahren von der Seitenzahl her ca. 50 % des zunächst von Digizeitschriften angepeilten Volumens kostenlos und ohne jede Einschränkung zur Verfügung stellt.

Man soll sich nicht ständig wiederholen und daher meine Entschuldigung an die KollegInnen, die dies schon in Vorträgen von mir gehört haben. Das wirkliche Problem "mit der Digitalisierung" ist m.E. dass wir derzeit in einer Situation sind, wo die um Finanzierungsmöglichkeiten streitenden Bibliotheken ein grosses Interesse haben, sich mit ihren jeweiligen Digitalisierungsprojekten als Institutionen zu profilieren, weil die meisten Entscheidungsträger nur eine recht vage Vorstellung haben von dem, was im Bereich der Digitalisierung schwierig oder einfach ist und daher bei entsprechender Pressearbeit leicht zu beeindrucken sind. Dementsprechend ist es im eng verstandenen institutionellen Interesse wichtig, das "Einzigartige" der jeweiligen Aktivitäten in den Vordergrund zu stellen (sonst lassen sich die nächsten Finanzierungsanträge einfach nicht so plausibel begründen)..

Das setzt der Kooperationsfreude nun mal enge Grenzen. Grob gesagt: Wenn Sie dem Ministerpräsidenten Ihres Bundeslandes die Digitalisierung eines wie auch immer gearteten Werkes als Pionierleistung der wichtigsten Bibliothek seines Landes verkaufen wollen, die dementsprechend exemplarisch zu fördern ist, haben sie das größte Interesse daran, das der gute Mann (soviel ich weiss, hat das in Schleswig Holstein noch niemand probiert, drum kein "oder Frau") den Eindruck hat, niemand anders auf der Welt sei auch schon auf eine ähnliche Idee gekommen. (Und auf der internationalen Ebene läuft es gleich. Hier ist die Bundesrepublik eher noch der weisse Rabe, weil man hierzulande ohnehin bei manchen Projekten den Eindruck hat, sie wüssten zwar nicht genau was sie wollten, legten aber grössten Wert darauf, es jedenfalls exakt nach internationalen Standards zu erreichen.)

Vielleicht ist es einfach nur die Sommerhitze, die mich abdriften läßt. Nochmal zum Kern Ihrer Aussage:

Dass es in der Retrodigitalisierung keine open access Angebote gibt, ist m.E. schlicht falsch; die große Mehrzahl des Materials (Gallica comes to mind) STEHT frei zur Verfügung.

An der von Herrn Graf beklagten Situation wird sich so lange nichts ändern, solange die Bibliotheken bestrebt sind, einander als Einzelinstitutionen mit ihren Angeboten in kleinen Zirkeln auszustechen, anstatt sich gemeinsam als die Entwicklung der Informationsgesellschaft tragende und prägende Gemeinschaft der Bibliotheken zu profilieren.

WARUM das so ist - homo sum, nihil ...

Manfred Thaller


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