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Re: Antw: RE: dandelon.com und andere Browser als IE - Nebenschauplatz



On 15 Jun 04, at 18:04, Helge Knuettel wrote:

>
> Von einer "intelligenten Suche" erwarte ich mir natürlich Treffer, die
inhaltlich
> dem Suchbegriff entsprechen.
Ja, das ist die sog. Zentrale Erwartung, mit der jeder Endnutzer an eine
Suchmaschine oder einen Katalog herantritt. Sie ist prinzipiell unerfüllbar.
Mehr
dazu steht in    http://www.allegro-c.de/formate/cosarara.htm

Sollte man nicht, bei nüchterner Betrachtung, die Vokabel "intelligent" ganz
meiden, wenn es um Suchsysteme geht? (Herr Knüttel hat sie ja zwar in
Anführungszeichen gesetzt - gleichwohl erwartet er zu viel.) Die Kluft
zwischen
der natürlichen Intelligenz und dem, was Elektronik und Software leisten
können,
ist hinreichend groß, um die Metapher unbrauchbar zu machen. Wird sie
benutzt,
weckt sie unweigerlich beim technisch unvorbelasteten Nutzer unerfüllbare
Erwartungen. Daran kann uns nicht gelegen sein, denn jeder merkt ja nur zu
bald,
dass unsere Systeme hinter solchen Erwartungen zurückbleiben.

Was man bei einer Suche im Kopf hat, ist ein Begriff, was man eintippt, ist
ein
Wort (und erfaßt sind ebenfalls nur Wörter!). Begriff und Wort, das sind zwei
verschiedene Dinge, zwischen denen es nur eine lockere und sehr unsichere
Verbindung gibt. Das ist schon sehr lange bekannt.

Aber was soll man denn statt dessen sagen? Ich weiß es auch nicht.
"Angereicherte
Kataloge"? "Erweiterte Suchmöglichkeiten"? Damit verspräche man nicht zu
viel.

Man könnte unterscheiden zwischen den algorithmischen Suchsystemen (und das
sind
bis heute alle OPACs und auch Google) und den datenbankbasierten Systemen,
wie
z.B. dem von Herrn Hauer oder Milos. Mit solchen Ausdrücken kann man das
Publikum
aber nicht konfrontieren. [Wenn man hier "wörterbuchbasiert" sagen wollte,
wäre
das auch schon wieder eine fragwürdige Metapher.] Und genau besehen ist ja
jedes
datenbankbasierte System letztlich auch ein streng algorithmisches. Nur mit
einem
sehr viel größeren Algorithmus, aber immer noch deterministisch und nicht im
echten Sinne lernfähig, das ist der Punkt.

> ... bei der Eingabe von "Bibliothek" auch Werke zu
> finden, die sich inhaltlich damit auseinandersetzen, aber den String
Bibliothek
> nicht im Titel oder gar nirgends stehen  haben (z.B. weil sie englisch sind)
und
> außerdem vielleicht auch Werke auszusortieren, die zwar "Bibliothek" im
Text
> haben, aber inhaltlich nichts damit zu tun haben (weil dies etwa nur Teil
einer
> Adressangabe ist).

Diese Erwartung fordert noch weit mehr als ein datenbankbasiertes System, sie
ließe sich nur mit einer Technik erfüllen, die das verstehende Lesen von
Texten
beherrscht. Bevor man so etwas konstruieren könnte, müßte man wissen, wie das
eigentlich im Gehirn funktioniert. Man weiß es aber bis heute nicht.

Gewiß könnten datenbankbasierte Systeme noch mehr leisten als das, was heute
schon realisiert ist. Man kann selbstverständlich nur dafür sein, solche
Ansätze
zu verfolgen - bessere haben wir ja nicht. Aber wie nahe sie an die "Zentrale
Erwartung" herankommen können, das ist offen.

MfG B.E.




Bernhard Eversberg
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