RE: R-Reform: heute Entscheidung

["Kay Heiligenhaus" <heiligenhaus@xxxxxxxxxxxx>]

Sehr geehrter Herr Eversberg,

> Da werden einige sagen: 1901 hat man das aber geschafft!

Das läßt sich kaum vergleichen. Das Ergebnis von 1901 war ein knappes
Regelwerk und eine ebenso kurze Wortliste. Ziel war die
Vereinheitlichung einer preußischen Schreibung mit einer in
Süddeutschland etablierten Praxis, zudem die Reform einiger
Fremdwortschreibungen. Vergleicht man diesen Stand mit dem letzten Duden
vor der Reform sieht man unmittelbar, daß sich in den über achtzig
Jahren seit der sog. ersten Reform eine kontinuierliche Veränderung
vollzogen hat, die der Duden - mehr oder weniger klug - begleitet und
dokumentiert hat.

> Nur war damals die Ausgangslage eine andere: es herrschte Chaos.

Das ist definitiv nicht so. Es gab etablierte Praktiken in einer
reichlich zersplitterten, gerade erst vereinten Nation.

> Das kriegen wir jetzt wieder.

Das haben wir z.Z. Ob wir es behalten, wage ich zu bezweifeln.

> Ja, die Inkonsistenzen in den Katalogen werden die Unschaerfe von
Recherchen
> auf
> lange Sicht vergroessern. Aber Umstaetter hat auch recht: man muss eh
und je
> beim Recherchieren aufpassen und Scharfsinn walten lassen. Nur, wie
ich immer
> wieder betone und was nie durchdringt: der Umfang des
Krimskrams-Wissens, den
> man
> parat haben muss, wurde ohne Not vergroessert.

Ja, dem würde ich auch zustimmen - und verhalte mich bei meinen
Recherchen entsprechend (soweit es mir gelingt).

> Sehr lesenswert der Kommentar der Welt am Sonntag von gestern, der
ebenfalls
> einen endlosen Schlamassel kommen sieht: (obwohl Die Welt anders als
die FAZ
> Neuschreibung praktiziert)
>
> http://www.welt.de/data/2004/06/07/287904.html

Ist ein prima Artikel - und der Autor schreibt zwar vermeintlich in der
NRS, aber immerhin beläßt er es bei der Schreibung von "Orthographie".
Gegen unser Schreibgefühl kommt eben auch die KMK nicht an - und auch
kein Beschluß der Chefredaktion der "Welt". ;-)

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus