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Sacherschliessung: Anreicherung von Bibliothekskatalogen



Wir hatten hier das Thema schon des oefteren: Soll man
Bibliothekskataloge mit Inhaltsverzeichnissen,
Besprechungen usw. anreichern?

Eine umfangreiche Materialsammlung dazu (mit Fallbeispielen
aus D und dem Ausland) wartet im Netbib-Wiki darauf, ggf.
ergaenzt zu werden:

http://wiki.netbib.de/coma/EnrichedContent

Es gibt prinzipielle Bedenkentraeger, die darauf verweisen,
dass der OPAC durch solche Zugaben zu einer
"Zufallsmaschine" werde und die nicht muede werden, die
Ansicht, man koenne in Bibliothekskatalogen erfolgreich das
zu einem Thema relevante Material auffinden, als naive
Illusion zu geisseln.

Solch wahrhaft philosophischer Fundamentalkritik
unterwindet sich obige Seite nicht.

Es gibt insbesondere aus den USA einige empirische Studien,
die den Vorteil solcher Anreicherungen bewiesen haben.

Mir sind folgende vier Punkte wichtig:

1. Frei zugaengliche OPACs sind Teil eines
bibliographischen Verbunds. Ihnen kommt daher ueberlokale
Bedeutung zu: sie koennen und sollen fuer Nicht-Kunden
bibliographische Recherchen ermoeglichen, ihre Funktion
erschoepft sich nicht darin, nicht nur den lokalen Bestand
nachweisen.

So kann man etwa OHIOLINK oder MELVYL als vorzuegliche
bibliographische Werkzeuge einsetzen, um ueber deren
Erschliessung von Inhaltsverzeichnissen (TOC) im lokalen
Bestand relevante Werke zu ermitteln.

Dies betrifft insbesondere die unselbstaendige Literatur
der Beitraege in Sammelbaenden, fuer die es keine
Allgemeinbibliographien gibt (im Gegensatz zu allgemeinen
Aufsatzdatenbanken und
Konferenzschriften/Festschriften-Bibliographien).

2. Angereicherte Inhalte muessen nach den Grundsaetzen des
Open Access zur Verfuegung stehen.

Blackwell-Kunden duerfen ihre angereicherten Katalogisate
zwar dauerhaft vorhalten, aber jegliche Weitergabe ist
untersagt. Daher ist ein kommerzieller Anbieter in der Art
von Blackwell fuer den deutschen Raum nicht wuenschenswert.
Reine Dienstleister, die keine eigenen Rechte an den
erarbeiteten Daten beanspruchen, sind vorzuziehen.

3. Die Anreicherung ist kooperativ und moeglichst
dublettenfrei zu organisieren, moeglichst im
internationalen Kontext.

Das scheint neben knappen finanziellen Ressourcen die
groesste Huerde zu sein: die Unfaehigkeit des deutschen
Bibliothekswesens, das man ja schon verrottet genannt hat,
zur Gemeinsamkeit.

4. Wer Inhaltsverzeichnisse und anderen "enriched content"
einbringt, darf nicht auf halbem Wege stehen bleiben und
muss sie suchbar machen.

Nur suchbare Inhalte verbuergen die spuerbare Zunahme der
Recherchequalitaet - wer nur an den lokalen Benutzer denkt,
der sich entscheiden muss, ob er das Medium ausleiht oder
nicht, verkennt oben Punkt 1.

Sinnvoll ist es, Suchmoeglichkeiten zu schaffen, die sich
exklusiv auf den enriched content beziehen bzw. auf
denjenigen Anteil des Katalogs, der unselbstaendige
Literatur erschliesst.

Catalogues enrichissez-vous!

Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.