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Förderung der Auffindbarkeit und Nutzung von Prüfungsa rbeiten: Grundsätzliches zur Bewirtschaftung durch Wisse nsmärkte
- Date: Wed, 18 Feb 2004 10:23:38 +0100
- From: "Alexander Sigel" <sigel@xxxxxxxxxxxxxxxx>
- Subject: Förderung der Auffindbarkeit und Nutzung von Prüfungsa rbeiten: Grundsätzliches zur Bewirtschaftung durch Wisse nsmärkte
[KG]
> Vielleicht haben Listenmitglieder eine Idee, welche
> konkreten Schritte unternommen werden koennten, die von mir
> seit 1997 hier beklagte Vernachlaessigung der Arbeiten zu
> beenden?
Wenn ich Sie richtig verstehe, sehen Sie auch bei Prüfungsarbeiten
volkswirtschaftliches Potential darin, diese im Sinne von
anwendungsorientiertem Wissensmanagement besser für Unternehmen praktisch
nutzbar zu machen - und unabhängig davon die langfristige Verfügbarkeit auch
solcher Quellen für die Forschung zu sichern.
Konkreteres habe ich leider nicht, aber Grundsätzliches:
I.
Welche Organisationsformen und Anreizsysteme sind geeignet, diese
Lenkungswirkung zu bewerkstelligen?
Zwei Standard-Ansätze:
a) "Der Markt wird's schon richten"
Es ist Aufgabe der Nachfrager (Unternehmen) und Anbieter (Studierenden)
sowie von Vermittlungsinstitutionen für eine effiziente Koordination
brachliegender Ressourcen zu sorgen.
Man kann nun argumentieren, der Markt versage hier offensichtlich, da die
bisherige Koordination nicht optimal ist. Also wird es wohl Hemmnisse geben,
deren Beseitigung nicht im Eigeninteresse der Akteure liegt, wohl aber im
Gemeininteresse. Abhilfe: geeignete Rahmenbedingungen und Anreize.
Welche Hemmnisse sind ursächlich dafür, dass brachliegendes Wissen nicht
durch den Markt seiner Nutzung zugeführt wird?
Ein Grund dafür ist die Intransparenz bezüglich der Kenntnis der
Studierenden und archivierenden Institutionen über die Rechte und
Verwertungsmöglichkeiten an solchen Arbeiten.
Ebenso Unkenntnis bei den Unternehmen über Vorhandensein und
Recherchemöglichkeiten.
Also kann man auf breiter Basis aufklären.
Sicherlich gibt es viele weitere "weiche" Faktoren - sozialer,
psychologischer und organisatorischer Natur.
Ein "harter" Grund kann sein, dass das Geschäftsmodell der
Diplomarbeitsbörsen nicht genug abwirft. Dies kann daran liegen, dass
Transaktionskosten i.w.S. noch hoch sind. Wie kann man diese also senken und
die Barrieren für die Registrierung und Anmeldung von Profilen und
Ressourcen senken? Hier können neuere dezentrale Technologien helfen.
b) Öffentliche Aufgabe
Sie argumentieren contra: "Wir haben schon genug mit "wissenschaftlichen"
Arbeiten zu tun, wir sparen uns daher, _vor_"wissenschaftliche" zugänglich
zu machen.
M.a.W.: Unser Peer-Review-System sollte eigentlich sicherstellen, dass gute
Diplomarbeiten ohnehin als Aufsatz veröffentlicht oder durch Preise
ausgezeichnet werden, wodurch man auf den Autor stößt.
Meine Position hierzu: Da die Nutzungskontexte der Unternehmen (und z.B.
auch historischer Forscher) andere sind als die der studierenden Produzenten
(und auch der Betreuer und Peer-Reviewer), wird allein durch
wissenschaftliche Begutachtung die Ressource nicht optimal ausgeschöpft
werden. D.h. zusätzliche Erschliessung kann angezeigt sein.
Man kann nun diese Aufgabe dem Markt überlassen aber trotzdem die geeigneten
Rahmenbedingungen schaffen. Optionen z.B.:
- Extrem Open Source: Solche Arbeiten werden per Gesetz
Allgemeingut/Allmende (wohl nicht durchsetzbar)
- Alle Studierenden sind verpflichtet, ihre Arbeiten zusätzlich zu
Pflichtexemplaren für Prüfungszwecke auch bei einem akkreditierten Broker
zugänglich zu machen, gegen Geld oder frei. Diese Entscheidung ist den
Studierenden überlassen.
Eine Möglichkeit: Verträge so gestalten, dass Preis auf 0 gesetzt, falls
keine Nachfrage binnen 2 Jahren.
Der Nachweis ist Voraussetzung für das Bestehen der Prüfung. Solche Broker
können natürlich auch Open Archive Server sein.
II.
Welche Technologien können den Markt befähigen, besser zu funktionieren?
Vor allem solche, die alle Akteure in die Lage versetzen,
eigenverantwortlich zu handeln.
Da Wissensmanagement inhärent mit Dezentralität zu tun hat, halte ich
Semantische Peer-to-Peer-Technologien für das Wissensmanagement für
fruchtbar.
Vorteil: Man braucht keine zentrale Koordination, kommt dem Gedanke der
Informationsdemokratisierung näher.
Fragen hier z.B.:
- Langfristverfügbarkeit in P2P-Systemen?
- Semantisches Clustern und Routen von Anfragen?
- Verfügbarkeit von stabilen Open Source Werkzeugen? (für Anbieter, Broker
und Nachfrager)
- Aufbau grosser Communities?
alex
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Alexander Sigel, M.A., Researcher
sigel@xxxxxxxxxxxxxxxx, +49 221 470-5322, http://kpeer.wim.uni-koeln.de/
U Cologne, Dept. for Information Systems & Information Management
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