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Re: Out of Topic: Fresszettel



Sehr geehrte Frau Wiegandt,

> kennt jemand eine Quelle(am liebsten Internet) fuer die 
> Erklaerung und Bedeutung des Begriffs "Fresszettel"?? Es 
> hat scheinbar damit zu tun, dass Mönche Ablasse
verkauften 
> und die "armen Suender" diese Zettel mit Gebeten usw. 
> schlucken mussten.

in den mir hier zugänglichen Wörterbüchern und Korpora kann
ich "Freßzettel" fast gar nicht (auch nicht "Fresszettel",
"Vrazzettel", "Freßzettul" usw. usf.), und wenn nur in
einer sehr neuzeitlichen Bedeutung finden. Und zwar scheint
es, wie das Internet allerdings sehr häufig zeigt, in der
Umgangssprache einiger Gegenden Deutschlands für
"Notiz-"oder "Schmierzettel" zu stehen:

Beispiel(e): 
Und deshalb hat er auf einem Freßzettel für die
Haushaltspolitiker des Deutschen Bundestages mit genau drei
Belastungs- und sieben Entlastungsposten ein Loch in Höhe
von lächerlichen 19,5 Milliarden Mark gestopft für das Jahr
1996. (Quelle: Stuttgarter Zeitung 1995) 

Wenn ein deutschsprachiger Schweizer jemand um eine kurze
Notiz bittet, dann sagt er schon mal: 'Du darfst es mir
auch auf einen Freßzettel schreiben.' (Quelle: Süddeutsche
Zeitung 1995)

Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de/

Vorgestern habe ich mein Leibblatt aufgeschlagen, das
bekannte linksgrüne Kampfblatt  (Abg. Dr.  Maitz:
 "TATblatt"!),  in dem immer tendenziöse Meldungen
zugunsten der Grünen, zugunsten der Menschenrechte und so
weiter vertreten werden, nämlich die Tageszeitung "Die
Presse" auf Seite 5 oder so. Da ist zwar nicht das gesamte
Gesetz abgedruckt, also der Entwurf, das Non-Papier oder
dieser Freßzettel, von dem hier die Rede ist, sondern nur
der § 48 Abs. 2.

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen, Stenographisches
Protokoll; 84. Sitzung des Nationalrates der Republik
Österreich; XX. Gesetzgebungsperiode; Donnerstag, 18.
September 1997, 17.13 Uhr

Anhand der Belege kommt man zu dem Schluß, daß das Wort
eher im süddeutschen Raum beheimatet sein könnte (mir, als
Norddeutschem, war es bisher unbekannt).

Sehen Sie auch hier:
http://forum.leo.org/archiv/2003_07/16/20030716160121e_en.html

Mich würde aber interessieren, von wem oder in welchem Werk
Ablaß und Mönche mit diesem Ausdruck in Verbindung gebracht
wurden.


Grüße

Michael Mühlenhort

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Michael Muehlenhort
Albert-Ludwigs-Universitaet Freiburg
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Tel.: 0761 / 203-3211 -- FAX:  0761 / 203-3352

Besuchen Sie das Projekt "Klassikerwortschatz"
zur Dichtung von Lessing bis Heine!
Leiter: Prof. Dr. Ulrich Knoop

http://www.klassikerwortschatz.uni-freiburg.de/index.html
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