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Re: Browser-Plugin zur direkten URN (NBN)-Aufloesung
- Date: Fri, 23 Jan 2004 14:51:17 +0100
- From: Sascha Carlin <sc _at__ itst.org>
- Subject: Re: Browser-Plugin zur direkten URN (NBN)-Aufloesung
Stefan Farrenkopf wrote:
Ich denke Sie haben falsche Erwartungen an URNs bzw. persistent
identifier. Ich versuche mich mal an einer Klarstellung:
Persistent Identifier zielen nicht darauf ab URLs überflüssig zu machen.
Der Ort an dem ein Objekt liegt wird sich immer wieder ändern. Heute ist
es leider so, dass diese Ortsänderung, die häufig gleichbedeutend mit
einer Änderung der URL ist alle bis dahin existierenden Refernzen auf
das Objekt ungültig macht. Und genau an dieser Stelle werden wir in
Zukunt von Persitent Identifier Systemen profitieren. Sie zitieren eine
URN, wo das Objekt liegt ist egal. Solange jemand die URN-URL
Beziehnungen zuverlässig verwaltet, solange werden Sie ihr Dokument
immer mit der gleichen URN erreichen. Die URL hat sich inzwischen
vielleicht zehn mal geändert, das interessiert sie dann aber nicht mehr ;)
Danke für Ihre Erläuterungen, Herr Farrenkopf. Mir ist dies durchaus
bewusst. Die Vorteile sind klar, doch beseitigen URN das _grundlegende_
Problem nicht, sie verlagern es nur auf eine höhere Ebene.
Ein Beispiel anhand des Domain-Name-Server-Systems, also der Auflösung
von unhandlichen IP-Adressen (192.67.198.50) in menschenfreundlichere
Domainnamen (wie inetbib.de). Ich setze hier IP-Adressen mit URL und
Domainnamen mit URN gleich: zugrunde liegt die IP-Adresse. Der
Domainname kapselt die IP-Adresse nach außen und stellt einen Verweis
auf sie dar. (Weiter Term: Website = Resource).
Um dies zu bewerkstelligen, und vor allem um dafür zu sorgen, das
weltweit der Domainname www.inetbib.de gleich verstanden wird, gibt es
Root-Server genannte Einrichtungen, die alle (fast alle) Domainnamen
kennen und einer IP-Adresse zuordnen können. Diese Root-Server agieren
global. Daneben, bzw. in der Hierarchie darunter, existieren weitere,
1000e weitere Nameserver. So betreibt praktisch jeder Webhoster oder
Internetprovider seine eigenen Nameserver.
Im Regelfall funktioniert das alles auch. Ob jemand in San Fransisco
oder eine Bibliothekarin aus Ghana 'www.inetbib.de' in ihren Browser
tippt, beide landen auf der gleichen Website.
Doch was passiert, wenn eine Website (bleiben wir beim Beispiel
inetbib.de) auf einen anderen Webserver (zu einem anderen Hoster)
umzieht und damit unter einer neuen IP zu erreichen ist? Stufenartig
wird diese Änderung an alle (fast alle) DNS-Server weitergegeben, vom
kleinen lokalen bis zum riesigen globalen Root-Server. Geht auf diesem
Weg etwas schief, haben wir ein Problem: die eine Hälfte der Welt kann
inetbib.de ungestört erreichen und bemerkt von dem Serverwechsel, also
dem IP-Wechsel, nichts. Die andere Hälfte wundert sich jedoch, warum sie
inetbib.de nicht mehr erreichen kann.
Das _grundlegende_ Problem, der Wechsel der IP-Adresse, ist ein Fakt,
den man - zumindest mit den momentan verfügbaren Technologien - nicht
ignorieren kann. Dieser Wechsel findet statt. Die Nameserver ihrerseits
müssen nun dafür sorgen, das dieser Wechsel weltweit propagiert wird um
die Erreichbarkeit der Website sicherzustellen.
Prinzipiell handelt es sich bei dem System der PI um das gleiche Schema:
wir kapseln eine variable Eigenschaft, die Adresse einer Resource, mit
einer pseudo-dauerhaften Adresse. Ändert sich die grundlegende Adresse,
müssen wir dies abbilden und die URN 'updaten'.
Puh. Lange Rede kurzer Sinn: *PI sind nur so gut wie das
'Änderungssystem' dahinter - und lösen das eigentliche Problem nicht.*
Gruß, Sascha Carlin
PS: Mir ist klar, das ich das DNS-System hier vereinfacht dargestellt
habe und das es weitaus mehr kann bzw. zu weitaus mehr zu gebrauchen ist.
--
Sascha Carlin * Heinrich-Heine-Str. 1 * 64319 Pfungstadt
http://www.itst.org/
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.