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Re: AW: Planwirtschaft (War AW: Buchscanner)
Lieber Herr Kersting,
im Fall von wissenschaftlichen Bibliotheken werden die Literaturmittel
in den letzten Monaten des Jahres nicht "versemmelt", sondern es
werden primaer Zeitschriftenrechnungen fuer das Folgejahr bezahlt.
Der Anteil der Zeitschriften am Etat betraegt in vielen Bibliotheken
mit hohem Anteil der Naturwissenschaften weit ueber 50 %, und diese
Rechnungen kommen nun einmal zum groessten Teil im letzten Quartal.
Dazu kommt: wenn die freien Mittel sozusagen der Rest sind, den
die Zeitschriften uebrig lassen, weiss man erst kurz vor Kassenschluss,
was zum Beispiel fuer die Lehrbuchsammlung ausgegeben werden kann.
Preissteigerungen der Grossverlage sind nur begrenzt vorhersehbar,
Dollarkursentwicklungen noch weniger. Wer den Dollarkurs vorhersehen
kann, arbeitet nicht in der Bibliothek sondern spekuliert an
den Devisen- und Aktionemaerkten ;-)
Die in der Kameralistik in den meisten Bundeslaendern fehlende
Moeglichkeit, Guthaben zu uebertragen, ist zum Beispiel fatal,
wenn ein Verlag oder ein Buchhaendler eine Rechnung von einigen
10.000 DM nicht rechtzeitig beibringt, denn die Rechnung
kommt dann im Januar und die folgende eventuell wieder
im gleichen Jahr im Oktober.
Nur die deutschen geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriften
werden primaer im Abojahr selbst bezahlt, sie machen aber auch
nicht den grossen Budgetanteil aus.
Die Verausgabung im zweiten Halbjahr hat zudem die Ursache darin,
dass die Laenderhaushalte oder die Universitaetshaushalte nach
Neuwahlen oder aus anderen Gruenden erst sehr spaet im Jahr
verabschiedet werden, gelegentlich sofort mit Ausgabensperren
belegt werden und/oder die Freigabe erst kurzfristig erfolgt.
In Hessen ist die Kameralistik beendet, die Umstellung auf das
kaufmaennische Rechnungswesen ist erfolgt. An der Tatsache,
dass die Rechnungen im letzten Quartal kommen und damit in
dieser Zeit die Masse der Ausgaben anfaellt, aendert das
auch nichs.
Viele Gruesse
Lothar Kalok
PS: Die Anschaffung eines professionellen Buchscanners gehoert in
einer wissenschaflichen Bibliothek sicher nicht zum Luxus.
On Fri, 5 Dec 2003, Uwe Kersting wrote:
> Mit diesen Aussagen
> werden z.T. in Einzelfällen mehr als 50 % der Finanzmittel in den
> letzten beiden Monaten des Jahres ver"semmelt".
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