Literarische Kurztexte

[klemens.wolber _at__ t-online.de (Klemens Wolber)]

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Freiburg sind wir gerade dabei, fußend auf der bereits besehenden 
"Freiburger Anthologie" (www.freiburger-anthologie.de), ein 
Kooperstionsprojekt aufzubauen, dessen grundlegende Aufgabe es sein 
soll, Kurztexte wie Gedichte, Volks- Kirchenlieder in wissenschaftlicher 
Qualität in einer Datenbank einzuspielen und recherchierbar zu machen. 
Dabei soll auf die Fassungen der Einzeltexte Rücksicht genommen werden 
(indem sie hierarchisch ihrem "Typ" zugeordnet werden) und mit 
editorischen Angaben versehen werden. Damit stellt sich das Projekt 
zwischen den Aufgabenbereich der Bibliotheken und der 
Editionswissenschaft. Grundlegend soll in der Datenbank nicht mehr das 
Buch als zentrale Organisationseinheit verstanden werden, sondern der 
Einzeltext mit seinen Fassungen.

Im Moment ist es so, daß wir die notwendigen bibliographischen Daten in 
einen eigenen kleinen Katalog verwalten, aus dem wir die entsprechenden 
Daten für das Gedicht übernehmen. Schillers "Glocke" und Schiller 
"Taucher" stehen, nehmen wir einmal an, im gleichen Buch, das wir einmal 
definieren und dann nur noch aus einem Menü auswählen. lediglich die 
Peripheriedaten wie "Seitezahl" werden von Hand nachgetragen.

In der zukünftigen Zusammenarbeit mit dem Volksliedarchiv hier in 
Freiburg und mit dem Mainzer Kirchliedrepertoire erscheint es uns jedoch 
als sinnvoll, diese bibliopraphischen Daten nicht mehr selbst anzulegen, 
sondern aus dem SWB zu importieren (soweit sie vorhanden sind), um eine 
deckungsgleiche Nomenklatur zu haben. Die retlichen bibliogaphischen 
Angaben, die nicht über dem SWB-Katalog übernehmbar sind, werden von uns 
mit der gleichen Nomenklatur wie im SWB eingetragen. In den Fällen, in 
denen die Texte nicht in einem Buch veröffentlicht sind (Handschriften, 
Flugschriften, lose Blätter) erweitern wir die Datenfelder des SWB um 
diese Notwendigkeiten.

Soweit der Weg der Dateneingabe. Für den Endbenutzer soll es später 
einmal möglich sein, unsere Einzeltextdatenbank zu durchsuchen und von 
dort aus direkt in den SWB zu springen, um sich die Bücher dort zu 
bestellen. Suche nach Volltext und anschließende Bestellung der 
Einheiten sollte nicht nur von unserer Weboberfläche aus geschehen, 
sondern auch von einer zentralen Stelle, einem Portal, das u. U. an 
einen Bibliothek angeschlossen ist. Dieses Portal sollte also Suchen 
über Volltextdatenbanken erlauben.

Zur Veranschaulichung: Ich vergleiche es einmal mit dem KVK, der auch in 
der Lage ist, meherere Bibliothekskataloge parallel zu durchsuchen. An 
dem von uns gesuchten Portal könnte man dann u. U, auch Projekte 
anbinden, die sich mit anderen Formen der Volltextrecherche 
beschäftigen. Da ich viel mit elektronischen Texten arbeite, weiß ich 
leider, daß, wenn ich alle meine Bestände durchsuchen will, leider 10 
bis 15 mal meine Suche in einer anderen Datenmaske eintragen muß, da 
gewissen E-Text-Bestände einfach nicht in mein 
Staddard-Retieval-Programm zu überführen sind. Ein anderer Vergleich 
bietet die CD-Kollektion von Direktmedia (DigiBib). In deren Datenmaske 
kann man, wenn man es weiß, alle CDs auf einmal durchsuchen. Eine Suche 
nach einem bereits bestehenden Portal soll verhindern, daß zwei ähnlich 
Projekte einmal mehr nicht zusammenfinden können, da sie strukturell zu 
verschieden sind.

Meine Frage ist nun, ob es ein solches Online-Retieval-Portal bereits 
gibt, ob bereits andere Bibliotheken begonnen haben, in die gleiche 
Richtung zu denken - also online-Versionen von Kurztexten bereitstellen 
und eventuell sogar bibliographisch an einen Großkatalog angebunden haben.

Meines Wissens gibt es zwar eine Menge dieser Portale, keins jedoch hat 
den Versuch unternommen, adaptiv zu sein oder gar an einen Großkatalog 
wie den SWB angeschlossen zu sein. Da wir mit der Idee, literarische 
Kurztexte bibliographisch erfaßbar zu machen, wahrscheinlich nicht den 
dicksten Nerv bibliothekarischen Interesses treffen, befürchte ich eben, 
nein. Dennoch glaube ich, daß es im "elektronischen Zeitalter" möglich 
sein kann, literarische Kurz-Texte auch außerhalb ihrer eigentlichen 
Erfassungseinheit "Buch" anzubieten.

Wenn meine Beschreibungen in der Kürze nicht verständlich sein sollten, 
bin ich gerne für Rücksprache bereit.

Viele liebe Grüße aus Freiburg

Klemens Wolber