Das ist auch der Grund, warum die am weitesten fortgeschrittenen
Open-Access-Modelle auf die Abgeltung der Produktions- und
Verteilungskosten durch die Urheber setzen (dies ist bei Biomedcentral
so, und auch die neuen PLOS-Journals verfolgen diese Strategie).
Dadurch wird ein unverhältnismäßiges Profitieren verhindert, während
gleichzeitig die Literatur für die Forschung schnell und umfassend
bereit steht.
Die wichtige Frage ist eben nun die, wie die Bibliotheken darin zu
positionieren sind.
Bei einer Frage besteht nämlich noch Klärungsbedarf: Ist der Open Access
nun gut für die Bibliotheken, weil dadurch die teuren Lizenzen
vermieden werden könnten, oder ist er schlecht, weil nun ja die
Bibliotheken als Mittler gefährdet sein könnten?
Ich habe das Gefühl, da wird es vielen Kollegen etwas mulmig, und
anstatt sich damit auseinanderzusetzen, wird das einfach verdrängt.
Denn es ist doch unzweifelhaft, dass sich die Bibliotheken auch
dadurch legitimieren, gerade spezielle Zeitschriftenliteratur durch
Kauf und Lizenzierung für die Öffentlichkeit bereitzustellen.
Ich habe dafür keine endgültige Antwort, hätte ich sie, dann wäre ja
alles in Butter. Vielleicht denken sich die führenden Köpfe des
dt. Bibliothekswesens ja schon heimlich eine aus ;-)
Ich gehöre nicht dazu, aber man darf ja mal hier ein paar Gedanken
anregen.
Es wäre schon viel gewonnen, wäre die Rückkehr zu einem angemessenen
Verhältnis bei der Preisgestaltung von Zeitschriften möglich. Doch
viel wahrscheinlicher ist da wohl eine kontinuierlich anwachsende
Open-Access-Literatur mitsamt renommierter Bewertungs-Instanzen
(dito Qualitätssicherung und fachweltliche Akzeptanz) dahinter. Davon
werden sich die Bibliotheken nicht ausschließen können.
Die von Ihnen erwähnte "Neuentdeckung des Bibliothekswesens" ist im
Grunde die wichtigste Überschrift über eine ganze Reihe von Fragen.
Nur nebenbei: eine amerikanische Softwarefirma (SCO) versucht gerade, den
Urhebern ihren eigenen Willen zu verbieten, nämlich die unentgeltliche
Weitergabe von Software (bzw. die Lizenz, die eine freie Verfügbarkeit
des Quellcodes restriktiv vorschreibt) für illegal zu erklären. Hui, da
staunt der gesunde Menschenverstand.
Ich hoffe, wir können in Zukunft weiterhin selbst entscheiden, was wir mit
unseren Werken machen wollen, ganz egal ob entgeltlich oder unentgeltlich.
Gruss und ein angenehmes Wochenende,
Daniel Zimmel