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"Paradigmenwechsel"



Das Wort "Paradigmenwechsel" ist in den letzten Jahren sehr
beliebt geworden. Urspruenglich nur fuer den Uebergang zu einem
neuen Denkmodell in den Naturwissenschaften bekannt, findet es
nun ueberall Verwendung, wo ein Wechsel oder Wandel in Mitteln,
Moden und Methoden Platz greift. So auch im Bibliothekswesen.
Vielleicht sollte man eine zentrale Meldestelle fuer Paradigmen-
wechsel einrichten?
Aber Scherz beiseite:
Waehrend der Arbeit an dem letztens vorgestellten Papier zur
Sacherschliessung wurde bemerkt, dass man mal ueber das Weltbild oder 
Selbstverstaendnis der Bibliotheken nachdenken sollte.
Wie viele und was fuer Paradigmenwechsel haben denn die Bibliotheken
erlebt, wenn man das Wort in seiner Urbedeutung nimmt, als 
Revolution eines Denkmodells oder Weltbildes also? Denn der
Titel der beruehmten Publikation 1962 von T.S. Kuhn lautete ja
"The Structure of Scientific Revolutions". Genau genommen hat Kuhn da
allerdings *nicht* den Ausdruck "paradigm shift" erstmals definiert und
als Synonym fuer "wissenschaftliche Revolution" verstanden,
sondern als neutralen Oberbegriff benutzt. Nur besondere derartige "shifts"
koennen als "wissenschaftliche Revolution" bezeichnet werden.
So gesehen ist "Paradigmenwechsel" etwas durchaus Unspektakulaeres,
was ueberall passieren kann. D.h., die Leute, die damit um sich werfen, 
haben eigentlich alle Recht. In der heutigen Verwendung allerdings
soll es meistens signalisieren, dass etwas sehr Bedeutsames stattfindet.
Die begriffliche Situation ist, wie so oft, interessant aber verworren.

Einschlaegige E-Publikationen, aber keine buendige Antwort, 
findet man z.B. bei Google mit 
"paradigmenwechsel bibliothekswesen".
Unter dem nur scheinbar unsinnigen Titel "Paradigma heute schon
gewechselt?" ist ein neues Papier zu finden an dieser Adresse:

   http://www.allegro-c.de/regeln/pwx.htm

MfG B.E.



Bernhard Eversberg
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