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Re: Rezensionen im Bibliothekskatalog - Nachtrag
In einem langen Text hat H-SOZ-U-KULT die Gruendung einer
(auch) gedruckten Rezensionszeitschrift bekanngegeben.
<Zitat>
From: Rüdiger Hohls <hohlsr _at__ geschichte.hu-berlin.de>
Date: 10.09.2003
Subject: Redaktionsnotiz: Historische Literatur - Heft 1
(2003)
Heute möchten wir Sie über eine Neuerung bei H-Soz-u-Kult
informieren,
die beginnend mit dem Jahr 2003 die Rezensionen und
Literaturberichte
unseres Forums betrifft.
Unter dem Titel "Historische Literatur.
Rezensionszeitschrift von
H-Soz-u-Kult " hat die Redaktion von H-Soz-u-Kult vor
einigen Monaten
das Projekt einer vierteljährlich erscheinenden
Rezensionszeitschrift
gestartet, dessen erstes Heft nunmehr vorliegt und als
Publikation in
der Schriftenreihe des Kooperationsprojektes Clio-online
erscheint. Der
Name Historische Literatur steht für das Programm der
Zeitschrift, denn
sie wird ausschließlich Besprechungen aktueller
historischer
Publikationen und thematische Forschungs- und
Literaturüberblicke
beinhalten. Obwohl Historische Literatur als neues
Fachperiodikum
antritt, wurden die darin abgedruckten Rezensionen und
Artikel
überwiegend schon einige Wochen oder Monate zuvor über
die Dienste des
Internetforums H-Soz-u-Kult publiziert. Historische
Literatur steht
deshalb auch für ein Experiment: die Zeitschrift bzw.
deren Inhalt
erscheint in mehrfacher Weise in hybrider Form. Die in
den jeweiligen
Quartalsbänden der Rezensionszeitschrift abgedruckten
Besprechungen und
Artikel wurden für H-Soz-u-Kult geschrieben und sowohl
über den
Mailverteiler einzeln an die Subskribenten verteilt als
auch über die
Websites von H-Soz-u-Kult in Berlin und des H-Net in
Michigan (USA) der
Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Besprechungen
eines jeden
Quartals werden nun zusätzlich in sowohl elektronisch wie
gedruckt
verfügbaren Heften zusammengefasst.
Warum diese Dopplung und der zusätzliche Aufwand für
schon
veröffentlichte Texte? Kritiker des internetbasierten
Publizierens
wandten bisher häufig zu Recht ein, dass einige
Grundregeln des
wissenschaftlichen Publizierens, wie Unveränderbarkeit,
Dauerhaftigkeit,
Paginierung und Zitierfähigkeit der Dokumente, nicht
hinreichend erfüllt
seien. H-Soz-u-Kult versucht mit Historische Literatur
hierauf nunmehr
Antworten zu geben: die Rezensionszeitschrift wird
langfristig sowohl
über den Dokumenten- und Publikationsserver (e-Doc) der
Humboldt-Universität zu Berlin [URL:
http://edoc.hu-berlin.de/e_histlit/] als auch in
identischer
Druckausgabe über den Franz Steiner-Verlag, Stuttgart,
[1] zu beziehen
sein. Die auf dem Dokumenten- und Publikationsserver
hinterlegten
PDF-Dateien der jeweiligen Hefte von Historische
Literatur sind
identisch mit der Druckausgabe der Zeitschrift. Einmal
auf den
Dokumentenserver eingespielte Ausgaben können weder
heruntergenommen
noch nachträglich verändert werden, d.h. die Integrität
der Dokumente
ist rechtlich, organisatorisch und technisch
sichergestellt. Die
Humboldt-Universität hat sich verpflichtet, den
e-Doc-Publikationsserver
über mehrere Jahrzehnte kostenfrei öffentlich zugänglich
zu halten.
Andererseits existiert wohl auf Jahre hinaus noch kein
Netz
zertifizierter, gesicherter, redundanter Dokumentenserver
an
verschiedenen Orten und in der Verantwortung
unterschiedlicher
Infrastruktureinrichtungen, das eine langfristige
Verfügbarkeit
elektronischer Publikationen angesichts von Gefährdungen
einzelner
Standorte oder Institutionen durch
wissenschaftspolitischen Wechsellagen
gewährleistet. Eine Kehrseite der rasanten Entwicklung
von Computer
Hard- und Software besteht in der Ungewissheit über die
zukünftige
Lesbarkeit aktueller Standardformate für elektronische
Publikationen.
Darum danken wir den Verantwortlichen des Franz
Steiner-Verlages sehr,
dass sie sich auf das Experiment Historische Literatur
eingelassen
haben. Als gedruckte Ausgabe wird die
Rezensionszeitschrift hoffentlich
den Weg in die Regale möglichst vieler wissenschaftlicher
Bibliotheken
finden. Nachweise in den Katalogen der
Bibliotheksverbünde und in den
Fachbibliographien schließen den Kreis und stellen
dauerhaft Zugang,
Überprüfbarkeit und Zitierfähigkeit sowohl im Interesse
der Rezensenten
und Autoren wie auch der Leser sicher.
[...]
Anmerkungen:
[1] Adresse und Bezugsbedingungen des Steiner-Verlages:
Erscheinungsweise: Jährlich 4 Hefte zu je circa 500
Seiten.
Bezugsbedingungen der Druckausgabe: Jahresabonnement EUR
204,-,
Einzelheft EUR 62,-, jeweils zuzüglich Versandkosten.
Verlagskontakt:
Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH
Sitz Stuttgart
Birkenwaldstr. 44
D-70119 Stuttgart
Postfach 10 10 61, D-70009 Stuttgart
Tel.: 0711 / 2582-0
Fax: 0711 / 2592-408 (390)
Internet: http://www.steiner-verlag.de
E-mail: cfelmik _at__ steiner-verlag.de
[2] Beispiel: Historische Literatur, 2003-1-123 =
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2003-1-123>.
</Zitat>
Ich habe nicht alles Wichtige zitiert und bitte darum, den
vollen Text ggf. zu konsultieren.
Mir kommt das wie ein Ausdruck "schlechten Gewissens" vor:
Internet ja, aber gedruckt muss es auch werden, damit es
die Reputation der Rezensenten staerkt.
Allerdings frage ich mich, welche Bibliothek bereit ist,
ihren Etat durch Ankauf einer ueberfluessigen neuen
Zeitschrift, deren Texte alle im Netz abrufbar sind, zu
schmaelern. Der Vorteil der rezensionenuebergreifenden
Volltextsuche geht ja auch verloren. Verloren geht auch die
Moeglichkeit, im Netz verschiedene hochwertige Rezensionen
des gleichen Werks konsultieren zu koennen (neben
H-SOZ-U-KULT ist Historicum.net zu nennen).
Bedenklich finde ich die Ausfuehrungen zur
Langzeitarchivierung. Die Deutsche Bibliothek garantiert
mit ihrem Server ja die Langzeitverfuegbarkeit. Oder sehe
ich das falsch?
Und es erscheint mir nicht recht vorstellbar, dass eine so
bedeutende Institution wie das H-NET ohne Archivierung vom
Netz verschwindet. Wenn es denn um Langzeitarchivierung
geht, so ist auch die Zusicherung der HU, einige Jahrzehnte
zu garantieren, laecherlich. Es gibt in deutschen Archiven
Dokumente, die sind weit ueber tausend Jahre alt.
Die institutionelle, archivgesetzlich abgesicherte
"Ewigkeitsgarantie" der Staatsarchive (aehnlich bei den
Pflichtexemplarbibliotheken) ist aber auch nicht so
beschaffen, dass jeglicher vernuenftiger Zweifel, dass die
Archivalien die Jahrhunderte ueberstehen werden,
ausgeschlossen waere. Es geht dabei nicht um die nie
vermeidbaren Katastrophen. Es geht darum, dass nicht
ausgeschlossen werden kann, dass sich die gesetzlichen und
gesellschaftlichen Wertvorstellungen so grundlegend
wandeln, dass eine weitere Aufbewahrung nicht mehr
garantiert ist. Niemand kann sich vorstellen, dass wir
wieder wie bei den Azteken Menschenopfer einfuehren, aber
Zukunftsforscher (ein zweifelhaftes Gewerbe) koennen nun
einmal dafuer nicht die Hand ins Feuer legen (die waere
vermutlich schon skelettiert, wenns zum Schwur kaeme).
Eine Ewigkeitsgarantie kann somit aus grundsaetzlichen
Erwaegungen niemand geben. Wenn "Langzeitarchivierung" nur
einige Jahrzehnte waehrt, dann ist die Rede davon ein WITZ.
Bei digitalen Unterlagen muss (wie auch schon bei dem
gedruckten Buch) die Archivierung unterstuetzt werden durch
eine moeglichst weite Verbreitung, also Deponierung auf
mehreren Servern. Restriktive Permission barriers, die das
verhindern, sind von Uebel.
Klaus Graf
Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.